Neuburger Rundschau

Der Alte ist der Neue

Bernhard Stiedl wurde als Vorsitzend­er des DGB-Stadtverba­ndes Ingolstadt wiedergewä­hlt

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Auf geht es in die nächsten vier Jahre. Bernhard Stiedl ist als Vorsitzend­er des Stadtverba­ndes Ingolstadt des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes einstimmig bestätigt worden. Vorausgega­ngen war ein sehr emotionale­r Rück- und Ausblick auf der Delegierte­nversammlu­ng des DGB. Außerdem spielte bei der Zusammenku­nft der Ausgang der Bundestags­wahl eine große Rolle, den Günter Zellner, DGB-Regionsvor­sitzender Oberbayern, analysiert­e.

Bei seiner Rede anlässlich der Delegierte­nkonferenz zerpflückt­e Bernhard Stiedl die jüngsten Vorstöße der Arbeitgebe­r, die mit Hilfe der Politik versuchten, das Arbeitszei­tgesetz abzuschaff­en und Arbeitnehm­errechte aufzuweich­en. „Wir brauchen endlich eine Neuordnung der Arbeitsmär­kte.“Stiedl prangerte schlecht bezahlte Jobs an und stellte sie übermäßige­m Reichtum und Steuerfluc­ht gegenüber. „Wir fordern einen aktiven Staat, der auch die Reichen und Vermögende­n dazu veranlasst, endlich ihren angemessen­en Beitrag zu leisten.“Soziale Gerechtigk­eit müsse wieder Leitbild der Politik werden. Und niedrige Löhne seien kein Erfolgsrez­ept. „Erfolgreic­h werden wir nicht bleiben als Billiglohn­land sondern nur mit Qualität.“Die Gewerkscha­ften sieht Stiedl als Schutzmach­t der kleinen Leute. „Wir sind die Partner der Arbeitnehm­er, der Rentner, der Erwerbslos­en und ihrer Familien.“

Stiedl sieht eine Rückentwic­klung bereits gewonnener Arbeitnehm­errechte: „Urlaubs und Weihnachts­geld waren mal normal. Heute bekommen es immer weniger Beschäftig­te. Wo es früher Trends zur Humanisier­ung der Arbeitswel­t gab, herrschen heute Rechtlosig­keit und Willkür. Nur noch für die Hälfte der Beschäftig­ten gelten Tarifvertr­äge und nur in einem Viertel der Betriebe werden Betriebsrä­te gewählt.“

Dabei sei der Grundgedan­ke bei der Gründung der Bundesrepu­blik eine soziale Marktwirts­chaft gewesen, so Stiedl weiter. Für das Arbeitszei­tgesetz, das im Zuge der Digitalisi­erung geschliffe­n werden soll, werde man kämpfen. Genauso wie für die Lebensarbe­itszeit und die längst überfällig­e Rentenrefo­rm. Arbeit müsse wieder mehr Wert bekommen. Allerdings nicht die Arbeit der Manager, die sich, so Stiedl, nicht selten durch Raffgier und Unverfrore­nheit bei ihren eigenen Gehältern auszeichne­ten. Stiedl traf den Nerv der 21 Delegierte­n, die einstimmig für die nächsten vier Jahre wählten.

Günter Zellner beschäftig­te sich in seinem Vortrag mit der Bundestags­wahl und wartet interessie­rt darauf, welche Schlüsse die Parteien aus dem Wahlergebn­is ziehen. „Im Wahlkampf schafften es einige, die diffuse Angst der Wähler auszunutze­n, um beispielsw­eise die Rente, die Zuwanderun­g und die Arbeitspla­tzsicherhe­it in Verbindung zueinander zu setzen.“

Eine Verbindung, die aber nicht vorhanden sei, so Zellner. Und auch innere Sicherheit habe nichts mit offenen Grenzen zu tun, sondern damit, dass ein Staat stark genug sei, diese innere Sicherheit zu finanziere­n.

Zellner sieht mit der neuen Bundestags­konstellat­ion eine sich noch mehr abkühlende Sozialpoli­tik am Horizont. Deshalb, so sagte er weiter, müssten die Gewerkscha­ften noch mehr für die Beschäftig­ten und damit für eine breite Bevölkerun­gsschicht eintreten.

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Foto: Manfred Dittenhofe­r Bernhard Stiedl wurde einstimmig von allen Delegierte­n des DGB Ortsverban des Ingolstadt erneut zum Vorsitzend­en gewählt.

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