„Er hat seine Aggressivität nicht im Griff“
Gericht: Ex-Frau des Angeklagten sagt aus
Ingolstadt Wenn darüber zu entscheiden ist, ob ein Angeklagter dauerhaft in die Psychiatrie muss, kann es vor Gericht schwierig werden. Wenn vor allem rückblickend sein psychischer Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt von Gutachtern eingeschätzt werden und die Kammer diese Einschätzung dann strafrechtlich gewichten muss. War der Angeklagte schuldunfähig, weil er erkrankt ist? Und ist die Krankheit so ausgeprägt, dass er für die Allgemeinheit gefährlich ist?
Der Fall des 47-Jährigen, der vor drei Jahren seine Ex-Frau ans Bett gefesselt und misshandelt haben und der 2016 auf zwei Polizisten mit einem Schraubenzieher losgegangen sein soll, ist ein solcher. Wie berichtet, hat ihn die Staatsanwaltschaft Ingolstadt unter anderem wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung angeklagt.
Gestern sagte die Ex-Frau des früheren Kraftfahrers vor der 5. Strafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas Denz aus. Und nach über einer Stunde, in der sie das Scheitern ihrer Ehe beschrieben hatte, fragte der Richter sie: „Würden sie ihren Mann als gefährlich einschätzen.“Die Antwort lautete: „Ja. Er hat seine Gefühle und seine Aggressivität nicht im Griff.“Zuvor hatte sie der Kammer ohne Belastungseifer berichtet, wie ihr Mann nach guten Jahren immer fremder geworden war. Wie er sich mehr und mehr auch in der Familie verfolgt gefühlt und irgendwann ihre Tochter geschlagen habe. Wie er sie dann, als sie noch etwas aus dem früheren gemeinsamen Haus hatte holen wollen, im Schlafzimmer mit Nylonstrümpfen ans Bett gefesselt und misshandelt habe. Sie sagte: „Er wollte mich nicht vergewaltigen. Er wollte Kontrolle haben.“Sie habe ihm damals alles mögliche gesagt, um ihn zu beruhigen. Sie habe Angst gehabt zu sterben. Er machte sie letztlich los, nachdem sie ihm zuvor versprochen hatte über Nacht zurückzukommen. Sie ging dann allerdings zur Polizei. Ihr Mann hatte die Schläge bei Prozessauftakt zugegeben. Er habe sich verfolgt gefühlt und von ihr wissen wollen, „wer sich in meine Sachen reinhackt“. Er habe sich mit allem überfordert gefühlt.
Den Angriff auf die Polizisten, die ihn vergangenes Jahr festnehmen und zur Begutachtung in ein psychiatrisches Krankenhaus bringen sollten, bestreitet er vehement.
Der möglicherweise psychisch erkrankte Mann ist vorbestraft. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann wird auch der psychiatrische Gutachter gehört. Ein Urteil könnte nächste Woche fallen.