Wie es mit der Donaubrücke weitergeht
Das infrastrukturelle Mammutprojekt kommt schrittchenweise voran. Als nächstes werden Autofahrer befragt und das Verkehrsaufkommen mittels Videoaufnahmen dokumentiert. Und es wird nach seltenen Tieren gesucht
Neuburg Was gilt es nicht alles zu bedenken, wenn ein Infrastrukturprojekt der Größenordnung einer zweiten Donaubrücke umgesetzt werden soll. Und damit sind gar nicht die Ausgaben im geschätzten zweistelligen Millionenbereich gemeint. Es beginnt viel kleiner. Der unscheinbare Wachtelkönig beispielsweise stoppte einst in Thüringen eine gigantische Brücke über das Werratal, da nur noch 800 der seltenen Tiere in Deutschland leben. Die Liste, in denen der Artenschutz über ähnliche Großbauprojekte einen tierischen Stopp verhängte, füllt bundesweit Meter an Verwaltungsregalen. Umso gespannter ist man in Neuburg auf das Ergebnis des sogenannten Faunistischen Gutachtens, das in diesen Tagen erwartet wird.
Es handelt sich dabei um eine „erste grobe Bestandsaufnahme der vorhandenen Fauna“, erklärt Stadtjurist Ralf Rick. Dabei sammelt ein Biologe an bestimmten öffentlichen Stellen Daten über die vorhandene Tierwelt, kartiert die Funde und stellt Listen auf. „Je sel- tener und schützenswerter die gefundenen Tiere, desto problematischer können die Folgen für das Bauvorhaben sein“, sagt Rick. Nach ersten vorsichtigen Rückmeldungen des mit dem Gutachten beauftragten Büros Flora&Fauna aus Regensburg sei jedoch nicht mit einem Vorkommen übermäßig gefährdeter Tierarten zu rechnen. Sobald die Ergebnisse des Gutachtens da sind – Rick hofft bis zur nächsten Stadtratssitzung im Oktober – folgen gezielte Einzeluntersuchungen, die endgültige Klarheit darüber bringen, ob ein Wachtelkönig oder Ähnliches der geplanten Donaubrücke ein kleines großes Bein stellt.
Genau unter die Lupe genommen wird außerdem das Verkehrsaufkommen. Wann genau ist streng geheim, die Zahlen der Erhebung sollen schließlich nicht verfälscht werden. Erhoben wird über ein zweistufiges Verkehrsgutachten, das die Planungsgesellschaft Brenner Plan aus Stuttgart anfertigt – noch in diesem Herbst, soviel sei verraten. Dafür werden in einem ersten Schritt an bestimmten Stellen kleine Kameras installiert und per Video der Verkehr aufgenommen, anschließend wird gezählt. So könne ermittelt werden, wann wo wie viele Fahrzeuge unterwegs sind und ob es sich dabei um Fahrräder, Autos oder Lastwagen handelt, erläutert Rick. Vorsorglich versichert der Jurist, dass dabei datenschutzrechtliche Richtlinien eingehalten würden – auf den Aufnahmen seien beispielsweise weder Kennzeichen noch Gesichter zu erkennen.
Das, was die Verkehrsteilnehmer eher zu spüren bekommen werden, ist der zweite wesentliche Bestandteil des Verkehrsgutachtens: eine Befragung. Mit Unterstützung der Polizei werden an ausgewählten Standorten Autofahrer angehalten und befragt, etwa woher sie kommen und wohin sie fahren. Die Befragung übernehmen voraussichtlich Schüler des Descartes Gymnasiums. „Wer nicht an der Befragung teilnehmen möchte, ist nicht verpflichtet“, sagt Rick. Allerdings sei das Planungsbüro auf eine gewisse Teilnehmerzahl angewiesen, damit ein repräsentatives Ergebnis zustande kommt.
Komplett neues Verkehrsmodell nötig
Bis das Ergebnis des Verkehrsgutachtens vorliegt, könne es etwas dauern, vermutet Ralf Rick. „Es muss ein komplett neues Verkehrsmodell aufgestellt werden, in das nicht nur die neuesten Zahlen einfließen, sondern auch neue Baugebiete und geplante Bauvorhaben.“Wenn alles glatt läuft, rechnet er damit, dass die Ergebnisse frühestens zu Beginn des neuen Jahres vorliegen werden. Damit wäre man bei der Planung einer zweiten Donaubrücke dann einen wichtigen Schritt weiter gekommen.