Abwechslungsreich und anspruchsvoll
Die Stadtkapelle spielte für einen guten Zweck – mit einem besonders „klangechten“Partner
Neuburg Trotz einiger hochkarätiger musikalischer Events am Samstagabend in der Neuburger Altstadt war das Vereinsheim der Neuburger Stadtkapelle dicht besetzt. Grund dafür war ein Benefizkonzert zugunsten des Kriseninterventionsdienstes des Neuburger BRK.
Moderator Dominik Bockelt lobte in seiner humorigen Art gleich zu Anfang die Besucher und meinte, „dass sie sich bei diesem kulturellen Angebot wohl goldrichtig entschieden hätten“– ein Eindruck, der bis zum Ende erhalten blieb. Auf dem Programm stand für jeden etwas. Es zeigte die Vielseitigkeit der diversen Ensembles der Neuburger Stadtkapelle und auch, dass es Spaß macht, musikalische Gäste ins Boot zu holen und mit ihnen zu musizieren. Margot Koschmieder vom Kriseninterventionsteam brachte es auf den Punkt, als sie meinte: „Wenn wir solch einen Chor beim BRK hätten, bräuchten wir keinen KID.“Am Ende des Konzerts konnte sie sich über einen ansehnlichen – von beiden teilnehmenden Musikergruppen großzügig aufgerundeten – Spendenerlös in Höhe von 1057 Euro freuen. Organisatorin Stefanie Hartmann war es ausnehmend gut gelungen, ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen. Einen schwungvollen Auftakt legte das Saxtett mit Klezmermusik hin. „Das“, um bei der launigen Ansage Bockelts zu bleiben, „Quintett mit dem Namen Saxtett spielte vorwiegend Quartette“– und zwar auf eine fetzige, sehr mitreißende Art. Es brillierte bei einem Gospel Medley ebenso, wie bei dem „Tango d´el Cholo“des Argentiniers Angel G. Villoldo, bei dem man sich, mit geschlossenen Augen den Klängen hingebend, in die quirlige Musikwelt Buenos Aires’ versetzt fühlte. Das „richtige“Sextett vereinte alle Klangfarben, die hervorragend harmonierten. Sie wurden vom Schlagzeug perfekt unterstützt. Mit gleich zwei Stadtkapellmeistern im Ensemble setzten sie Wolfgang Schumanns „Vier rhythmische Skizzen“professionell um. Und da in der Neuburger Stadtkapelle die Ensemblekultur großgeschrieben wird, musizierte sowohl ein gemischtes Ensemble mit dem Popsong der Band Coldplay „Viva la Vida“– wochenlang in den Charts auf Platz eins, nun wohl auch in den Herzen der Neuburger – als auch ein Querflötenquartett, das das anspruchsvolle „Divertimento Jazz“von Raymond Guiot mit seinen gewollt schrägen Harmonien meisterte. Ungekrönter König des Abends war Chorleiter Michael Schindler. Er war als Arrangeur, virtuoser Klavierbegleiter und einzige rockigrauchige Männerstimme ein Multitalent. Mit seinem Rock-Pop-Chor „Klangecht“aus Hohenried ergänzte er das Benefizkonzert perfekt. Die knapp dreißig jungen Damen des Chores hatten die Zuhörer fast vom ersten Ton weg fest am Haken. Der Chor machte seinem Namen alle Ehre, man könnte ihn fast „klangstark“nennen, wie er mit der Dynamik spielte und mit einem Udo Jürgens Medley sogar Bewegung ins Publikum brachte. Man spürte die Freude der Sängerinnen am Musizieren. Diese wechselten von kleinen Solos, über Backgroundgesang zu voluminösem, sauber intoniertem Klang, schafften Atmosphäre und bewegten mit einer emotional anrührenden Gestaltung, oftmals fein untermalt von Gitarre und Schlagzeug.
Absoluter Höhepunkt des Benefizabends war das gemeinsame Finale, bei dem alle Mitwirkenden ihr Können zusammentaten und Megan Trainors „All about that bass“fulminant und vielbeklatscht aufführten. Alle Register wurden gezogen, der Rhythmus sprang ins Publikum über, Rap-Passagen zeigten perfekte Schulung, die Dynamik malte Klangbilder, es groovte und eines war sicher: Von den Zuhörern hatte an diesem Abend keiner mehr die helfende Unterstützung eines Kriseninterventionsteams nötig, denn Musik wäscht einfach den Schmutz des Lebens von der Seele.