Despacito, Señorita, Plagiato?
Herbst ist wie Sommer, nur in allen Belangen etwas schlechter. Ähnliches lässt sich in den Charts beobachten: Die neue Nummer eins in Deutschland, „Señorita“von Kay One und Pietro Lombardi, kopiert „Despacito“bis hart an die Grenze des Plagiats – und schafft es dennoch, alles noch ein Stückchen schlechter zu machen. (Während „Despacito“auf Youtube die VierMilliarden-Marke knackt, dreht sich das Hitkarussell weiter). Wem Bibis „Wap Bap...“noch nicht genug des Fremdschämens war, dem sei dieses „Lied“empfohlen. Nach dem Hören weiß man, warum nun die Blätter rot werden.
Gleiche Akkordfolge: Check. Gleiche Tonart (!): Check. Gitarrenintro: Check. Statt eines leicht abwärts gebogenen „Despacito“bewegt sich das Wort „Señorita“zu Beginn des Refrains nach oben. Ein Geniestreich, ähnlich wie der herzallerliebste Text, den man bei „Despacito“wenigsten nicht verstanden hat: „Add mich bei Snapchat, schick deinen Ex weg. Bist du bei mir, hau’ ich dich direkt weg.“Voll süß!
Direkt zu Beginn holt Hauptschulabbrecher Lombardi sein Sprachzertifikat in Spanisch nach: „HoLA, cóMO esTÁS, seÑOriTA, ich check auf Snapchat, was du machst. Was du maaachst.“Von vier Wörtern Spanisch eins richtig betont. Das ist prozentual sogar mehr, als die SPD bei der Bundestagswahl geholt hat. Im Folgenden fordert Kay One besagtes spanisches Fräulein auf, „seine Adriana Lima“zu werden. Gut, dass die erwähnte Brasilianerin über bessere Fremdsprachenkenntnisse als die beiden göttlichen Sänger verfügt: Zu ihrem Portfolio zählen neben ihrer Muttersprache Portugiesisch auch Spanisch, Englisch und Italienisch. Halbitaliener Lombardi kann sich da freuen, auf Spanisch dürfte das mit der Völkerverständigung nämlich nix werden.
Schade eigentlich, denn die Señorita mache „süschtig so wie FIFA“; deswegen treffe sich Lombardi mit ihr ja auch auf „Moloko (eine im Video schamlos beworbene Limonade) und Shisha. Viva la vida loca, mamacita.“So ein verrücktes Leben! Der Flug nach „Costa Rica“wird mit der „Visa“(-Karte) gebucht. Und was sich reimt, ist gut. Was sich nicht reimt, wird ein Nummereins-Hit.