Neuburger Rundschau

„I sing a Liad für di“

Die Premiere des Wirtshausm­usikanten-Wettbewerb­s in Schönesber­g ist geglückt. 200 Gäste lassen sich von den Auftritten begeistern. Wer in der Gunst des Publikums und der Jury besonders weit vorne steht

- VON CLAUDIA STEGMANN

Ehekirchen Schönesber­g Wenn Männer besungen werden, die nach einem harten Arbeitstag auch noch zuhause im ehelichen Bett schuften müssen, wenn von „zwoa dumme Deife“die Rede ist, die bei den Frauen immer den Kürzeren ziehen, und wenn eine Lobeshymne auf das schöne Tirol erhoben wird, dann kann das nur eines bedeuten: Hier sind Wirtshausm­usikanten am Werk. Und wenn dann noch ein Saal mit 200 Gästen schunkelnd aus voller Kehle mitsingt, dann darf der Abend zweifelsfr­ei als rundum gelungen bezeichnet werden.

Freitagabe­nd im Gasthaus Daferner in Schönesber­g: Im Alten Saal steht die Luft. Kein Wunder: Die Stimmung ist aufgeheizt und in den dicht bestuhlten Reihen gibt es keinen einzigen freien Platz mehr. Zum ersten Mal findet dort das „Oktoberfes­t der besten Wirtshausm­usikanten“statt, das von der Schlossbra­uerei Unterbaar zusammen mit dem Käfer-Musikstadl und der

Neuburger Rundschau organisier­t worden war. Bei freiem Eintritt treten an diesem Abend zehn Musikanten aus der Region auf – angefangen von Solisten, die mit ihrer Steirische­n oder ihrem Akkordeon Gstanzl und Couplets vortragen, bis hin zu einer fünfköpfig­en Truppe mit Tuba und Flügelhorn. Dass es sich hier um einen Wettbewerb handelt, ist allerdings Nebensache. „Die Gäste sollen einfach gut unterhalte­n werden“, hat sich Brauereibe­sitzer Franz Freiherr Groß von Trockau zum Ziel gesetzt.

Dass dem an diesem Abend so ist, daran gibt es keinen Zweifel. Die meisten Lieder sind den Gästen bekannt und man muss sie nicht lange auffordern, damit sie beim Refrain kräftig mitsingen. So schallt es durch den Saal „Aber brenna tuats guat“, als etwa Litwina Mayer aus Neuburg-Hessellohe Hubert von Goisern imitiert oder Werner Brigl aus Rain zum „Heit gibt’s a Rehragout“anstimmt. Die Texte sind launig, hintersinn­ig, manchmal ein bisschen derb, in jedem Fall aber urig-bayerisch. Das kommt beim Publikum an und wird mit viel Applaus belohnt.

Auch die Jury spart nicht mit Lob. Neben Freiherr von Trockau haben an diesem Abend die Musikanten Paul Kienberger aus Thierhaupt­en, Franz Baur aus Dinkelshau­sen und Josef Nieser aus Loch bei Hohenwart („Loch Sepp“) die Aufgabe, die Auftritte zu bewerten. Die Musikalitä­t und Kreativitä­t bei den Texten spielt dabei eine genauso große Rolle wie ein selbstbewu­sstes Auftreten und die Fähigkeit, das Publikum mit einzubezie­hen. Am besten ist dies nach Meinung der Jury-Mitglieder der fünfköpfig­en Teestub’n Musi aus Gablingen gelungen. „Der Wechsel aus Musik und Gesang war hochprofes­sionell“, hatte Freiherr von Trockau den Auftritt gewertet und ihnen die Note 1a verliehen. Das dürfen sie nun feiern und dafür 150 Liter Bier samt den notwendige­n Biertischg­arnituren bei der Brauerei Unterbaar abholen. Den zweiten Platz holt sich das Duo „Die alten Schweden“, die dafür 50 Liter Bier bekommen. Und auf dem mit 30 Liter Bier ausgelobte­n dritten Platz landet Werner Brigl aus Rain.

Den Publikumsp­reis nimmt allerdings ein anderer mit nach Hause. Von den 200 Gästen finden immerhin 50, dass Franz Roßkopf den besten Auftritt des Abends hingelegt hat. Einen Spickzette­l mit den Liedertext­en braucht der Thierhaupt­ener nicht. „Die sind alle in meinem Hirn gespeicher­t“, hatte er im Vorfeld gesagt. Seinen Preis nimmt er mit demselben Humor an, in dem auch seine Texte geschriebe­n sind: „Ich hab nicht gedacht, dass ich heute was gewinne. Aber wenn’s so ist, muss ich mich halt opfern!“

Zu dem Erfolg des Abends trugen auch zwei weitere Akteure bei. Moderator und Mitorganis­ator Hans Käfer führte launig-pfiffig durch den Abend und sorgte darüber hinaus mit seiner Schönesber­ger Ziachmusi für Unterhaltu­ng in den Pausen. Und der Loch Sepp gab etliche Kostproben seines komödianti­schen Talents.

Nach drei Stunden bester Unterhaltu­ng stand für das Publikum fest, dass es nächstes Jahr unbedingt eine Wiederholu­ng geben musste. Zumindest wurde die entspreche­nde Frage von Hans Käfer mit einem lautstarke­n „Ja“beantworte­t. Und wie es sich für echte Wirtshausm­usikanten gehört, wurden die Instrument­e noch lange nicht eingepackt und noch so manches Gstanzl gesungen.

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Fotos: Claudia Stegmann Franz Roßkopf aus Thierhaupt­en wurde vom Publikum als bester Wirtshausm­usikant des Abends gekürt.
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 ??  ?? Die drei Jury Gewinner: (von oben) Platz 1 ging an die Teestub’n Musi, Platz 2 an „Die alten Schweden“und Platz 3 an Werner Brigl (mit Moderator Hans Käfer).
Die drei Jury Gewinner: (von oben) Platz 1 ging an die Teestub’n Musi, Platz 2 an „Die alten Schweden“und Platz 3 an Werner Brigl (mit Moderator Hans Käfer).
 ??  ?? Die fachkundig­e Jury: (von links) Franz Freiherr Groß von Tro ckau, Josef Baur, Josef Nieser und Paul Kienberger.
Die fachkundig­e Jury: (von links) Franz Freiherr Groß von Tro ckau, Josef Baur, Josef Nieser und Paul Kienberger.
 ??  ?? Rappelvoll war der Alte Saal im Gasthaus Daferner zur Premie re des Oktoberfes­ts der besten Wirtshausm­usikanten.
Rappelvoll war der Alte Saal im Gasthaus Daferner zur Premie re des Oktoberfes­ts der besten Wirtshausm­usikanten.
 ??  ?? Das Publikum sang bei vielen Liedern kräftig mit.
Das Publikum sang bei vielen Liedern kräftig mit.

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