„I sing a Liad für di“
Die Premiere des Wirtshausmusikanten-Wettbewerbs in Schönesberg ist geglückt. 200 Gäste lassen sich von den Auftritten begeistern. Wer in der Gunst des Publikums und der Jury besonders weit vorne steht
Ehekirchen Schönesberg Wenn Männer besungen werden, die nach einem harten Arbeitstag auch noch zuhause im ehelichen Bett schuften müssen, wenn von „zwoa dumme Deife“die Rede ist, die bei den Frauen immer den Kürzeren ziehen, und wenn eine Lobeshymne auf das schöne Tirol erhoben wird, dann kann das nur eines bedeuten: Hier sind Wirtshausmusikanten am Werk. Und wenn dann noch ein Saal mit 200 Gästen schunkelnd aus voller Kehle mitsingt, dann darf der Abend zweifelsfrei als rundum gelungen bezeichnet werden.
Freitagabend im Gasthaus Daferner in Schönesberg: Im Alten Saal steht die Luft. Kein Wunder: Die Stimmung ist aufgeheizt und in den dicht bestuhlten Reihen gibt es keinen einzigen freien Platz mehr. Zum ersten Mal findet dort das „Oktoberfest der besten Wirtshausmusikanten“statt, das von der Schlossbrauerei Unterbaar zusammen mit dem Käfer-Musikstadl und der
Neuburger Rundschau organisiert worden war. Bei freiem Eintritt treten an diesem Abend zehn Musikanten aus der Region auf – angefangen von Solisten, die mit ihrer Steirischen oder ihrem Akkordeon Gstanzl und Couplets vortragen, bis hin zu einer fünfköpfigen Truppe mit Tuba und Flügelhorn. Dass es sich hier um einen Wettbewerb handelt, ist allerdings Nebensache. „Die Gäste sollen einfach gut unterhalten werden“, hat sich Brauereibesitzer Franz Freiherr Groß von Trockau zum Ziel gesetzt.
Dass dem an diesem Abend so ist, daran gibt es keinen Zweifel. Die meisten Lieder sind den Gästen bekannt und man muss sie nicht lange auffordern, damit sie beim Refrain kräftig mitsingen. So schallt es durch den Saal „Aber brenna tuats guat“, als etwa Litwina Mayer aus Neuburg-Hessellohe Hubert von Goisern imitiert oder Werner Brigl aus Rain zum „Heit gibt’s a Rehragout“anstimmt. Die Texte sind launig, hintersinnig, manchmal ein bisschen derb, in jedem Fall aber urig-bayerisch. Das kommt beim Publikum an und wird mit viel Applaus belohnt.
Auch die Jury spart nicht mit Lob. Neben Freiherr von Trockau haben an diesem Abend die Musikanten Paul Kienberger aus Thierhaupten, Franz Baur aus Dinkelshausen und Josef Nieser aus Loch bei Hohenwart („Loch Sepp“) die Aufgabe, die Auftritte zu bewerten. Die Musikalität und Kreativität bei den Texten spielt dabei eine genauso große Rolle wie ein selbstbewusstes Auftreten und die Fähigkeit, das Publikum mit einzubeziehen. Am besten ist dies nach Meinung der Jury-Mitglieder der fünfköpfigen Teestub’n Musi aus Gablingen gelungen. „Der Wechsel aus Musik und Gesang war hochprofessionell“, hatte Freiherr von Trockau den Auftritt gewertet und ihnen die Note 1a verliehen. Das dürfen sie nun feiern und dafür 150 Liter Bier samt den notwendigen Biertischgarnituren bei der Brauerei Unterbaar abholen. Den zweiten Platz holt sich das Duo „Die alten Schweden“, die dafür 50 Liter Bier bekommen. Und auf dem mit 30 Liter Bier ausgelobten dritten Platz landet Werner Brigl aus Rain.
Den Publikumspreis nimmt allerdings ein anderer mit nach Hause. Von den 200 Gästen finden immerhin 50, dass Franz Roßkopf den besten Auftritt des Abends hingelegt hat. Einen Spickzettel mit den Liedertexten braucht der Thierhauptener nicht. „Die sind alle in meinem Hirn gespeichert“, hatte er im Vorfeld gesagt. Seinen Preis nimmt er mit demselben Humor an, in dem auch seine Texte geschrieben sind: „Ich hab nicht gedacht, dass ich heute was gewinne. Aber wenn’s so ist, muss ich mich halt opfern!“
Zu dem Erfolg des Abends trugen auch zwei weitere Akteure bei. Moderator und Mitorganisator Hans Käfer führte launig-pfiffig durch den Abend und sorgte darüber hinaus mit seiner Schönesberger Ziachmusi für Unterhaltung in den Pausen. Und der Loch Sepp gab etliche Kostproben seines komödiantischen Talents.
Nach drei Stunden bester Unterhaltung stand für das Publikum fest, dass es nächstes Jahr unbedingt eine Wiederholung geben musste. Zumindest wurde die entsprechende Frage von Hans Käfer mit einem lautstarken „Ja“beantwortet. Und wie es sich für echte Wirtshausmusikanten gehört, wurden die Instrumente noch lange nicht eingepackt und noch so manches Gstanzl gesungen.