„Profi mit 40? Warum nicht!“
Thomas Greilinger ist mit acht Toren und zwei Assists hervorragend in die neue DEL-Saison gestartet. Der 36-Jährige absolviert bereits seine zehnte Spielzeit für die Panther. Ein Exklusiv-Interview mit dem Torjäger
Ingolstadt Er ist mit Abstand der dienstälteste Profi beim ERC Ingolstadt: Thomas Greilinger. Seit 2008 geht der Angreifer für die Panther auf Torjagd. Auch im mittlerweile „zarten“Alter von 36 Jahren zählt der gebürtige Deggendorfer immer noch zu den Top-Stürmern in der DEL. In den bisherigen elf SaisonPartien brachte es Greilinger auf acht Treffer sowie zwei Assists und führt damit die interne Scorerwertung der Schanzer an. Wir haben uns mit dem zweifachen Familienvater über zahlreiche Themen rund ums Eishockey, den ERCI und seine persönliche Zukunft unterhalten.
Herr Greilinger, am Freitagabend werden Sie vor dem Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg zum „DELSpieler des Monats September“(durchgeführt vom Fachmagazin „Eishockey NEWS“) ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung? Thomas Greilinger: Es ist natürlich immer eine Ehre, wenn man eine solche Auszeichnung bekommt. Darauf kann man sicherlich stolz sein.
Welche bisherige persönliche Auszeichnung bedeutet Ihnen am meisten? Greilinger: Das war mit Sicherheit im Jahr 2010, als ich zum „Spieler des Jahres“in der DEL ernannt wurde. Eine solche Ehrung zu bekommen, ist definitiv alles andere als alltäglich und selbstverständlich.
Im Eishockey-Sport gibt es unzählige persönliche Statistiken. Lassen Sie uns drei davon aus Ihrer Karriere herauspicken: Sie haben bislang – inklusive Playoffs – 729 DEL-Partien absolviert und dabei 258 Tore sowie 315 Assists erzielt. Welcher Wert hat für Sie die größte Aussagekraft?
Greilinger: Grundsätzlich sind freilich alle diese Bereiche wichtig. Aber als Offensiv-Stürmer wird man letztlich an Toren gemessen. Klar, wenn man derart viele Partien in der höchsten deutschen Liga absolviert, dann ist das auch eine coole Sache. Von dem her würde ich zuerst die Tore und dann die Spiele nennen.
Sie haben Ihr erstes DEL-Match im Jahr 2000 absolviert. Wenn Sie auf diese mittlerweile 17 Jahre einmal zurückblicken: Wie hat sich das Eishockey an sich beziehungsweise die DEL seitdem verändert?
Greilinger: Das Eishockey hat sich gewaltig verändert! Wenn man zu meiner Anfangszeit beispielsweise die Scheibe tief geschossen oder bei einer Drei-gegen-Zwei-Situation nicht gepasst, sondern den Schuss genommen hat, wurde man schief angeschaut. Heutzutage ist es genau andersrum: Wenn du die Scheibe nicht tief bringst oder nicht schießt, gibt’s Ärger! Ansonsten: Natürlich gab es früher auch schon Krafttraining. Aber im Verhältnis dazu wurde der Fokus vor allem auf das EisTraining gelegt. Auch das hat sich mittlerweile etwas geändert. Wie sieht es bezüglich der Deutschen Eishockey-Liga aus?
Greilinger: Da gibt es eigentlich kaum Veränderungen. Man hat bereits vor 17 Jahren gesagt, dass es zu viele ausländische Akteure in der Liga gibt. Diese Diskussionen haben sich bis heute hingezogen.
Kann man sagen, dass sich auch die Wertigkeit des deutschen Spielers in diesem Zeitraum deutlich verändert hat?
Greilinger: (überlegt) Das ist schwer zu sagen. Als guter Deutscher hast du dir eigentlich schon immer die Vereine aussuchen können. Andererseits gibt es in den vergangenen Jahren auch Klubs, die verstärkt auf Profis setzen, die im Ausland ausgebildet wurden, einen deutschen Pass bekommen haben und für weniger Geld spielen. Letztlich kommt es auf die Situation an.
Die Schnelllebigkeit des Profisports zeigt sich auch beim Blick auf die Panther-Mannschaft. Vom MeisterTeam der Saison 2013/2014 sind neben Ihnen nur noch Timo Pielmeier, Benedikt Schopper und John Laliberte da. Bedauern Sie das oder ist es einfach Teil des Geschäfts?
Greilinger: Natürlich wäre es schön, wenn man über mehrere Jahre mit den gleichen Akteuren zusammenspielen würde. In diesem Zeitraum lernt man sich auf und neben dem Eis besser kennen. Aber so läuft es nun mal im Eishockey. Es ist eher selten, dass jemand wie ich zehn Jahre lang beim gleichen Verein aktiv ist. Bei deutschen Spielern ist das vielleicht noch eher der Fall, während ausländische Akteure ihre DEL-Klubs oftmals nur als Sprung- brett für bessere europäische Ligen oder bessere deutsche Mannschaften nutzen. Aber ja, insgesamt bedauere ich diese Entwicklung schon.
Kommen wir noch auf Ihre Zukunft zu sprechen. Sie sind 36 Jahre alt. Wie intensiv befassen Sie sich mit der Zeit nach Ihrer sportlichen Karriere? Greilinger: Diese Situation hat man natürlich schon ein bisschen im Kopf, klar! Aber auf der anderen Seite ist es jetzt schwierig zu sagen, in welche Richtung es für mich letztlich gehen wird. Ich bin jetzt seit rund 20 Jahren Eishockey-Profi. Von dem her könnte ich spontan nicht entscheiden, ob mir dies oder das Spaß machen würde. Von dem her bin ich der Meinung, dass man solche Dinge auch etwas auf sich zukommen lassen muss, bevor man eine Entscheidung trifft.
Haben Sie dennoch schon eine vage Vorstellung, in welche Richtung es einmal gehen könnte?
Greilinger: Naja, es wäre schon eine tolle Sache, wenn es etwas mit Sport zu tun haben würde. Einen Job im Büro kann ich mir für mich dagegen nur sehr schwer vorstellen. Ich wüsste ja gar nicht, was ich da machen müsste (lachte).
Dann bleibt ja fast nur die Option, so lange professionell zu spielen, wie es geht. Ist es für Sie denn vorstellbar, auch im Alter von 40 Jahren und mehr noch auf Torjagd zu gehen? Greilinger: Ich denke, dass das Alter relativ egal ist. Wie alt ist gleich wieder Jaromir Jagr?
Er wird im Februar 2018 46 Jahre... Greilinger: Genau. Letztlich kommt es darauf an, wie man sich körperlich fühlt und ob man noch mitkommt. Das ist das A und O. Ob ich nun nächstes Jahr oder erst 2025 aufhören muss, kann ich jetzt nicht sagen. Um Ihre Frage konkret zu beantworten: Vorstellbar ist das für mich sicherlich!
Ihr Vertrag beim ERC Ingolstadt läuft am Saisonende aus. Beschäftigt Sie eine solche Situation nach wie vor oder lernt man im Laufe einer Karriere damit umzugehen und diese sogar auszublenden?
Greilinger: Ehrlich gesagt beschäftige ich mich selbst damit überhaupt nicht. Aber natürlich wird man von den Fans oder Medien oftmals darauf angesprochen – und dann muss man sich ja damit beschäftigen. Aber ich bin ja jetzt auch schon lange genug dabei und weiß daher, dass wenn man einen Spieler unbedingt behalten möchte, gibt es in der Regel spätestens bis zur DeutschlandCup-Pause eine klare Tendenz. Bis dahin sind es noch rund vier Wochen, in denen man einfach abwarten muss. Der zweite Schritt wäre dann bis Weihnachten. Sollte sich auch bis dahin nichts tun, muss man sich seine Gedanken machen.
Wäre es den grundsätzlich Ihre Wunschvorstellung, die sportliche Karriere beim ERCI zu beenden? Greilinger: Das ist mit Sicherheit eine coole Vorstellung, klar! Ich bin ja schließlich nicht umsonst bereits das zehnte Jahr in Ingolstadt. Aber letztlich müssen immer zwei Seiten zufrieden sein – der Verein und der Spieler! Wenn das der Fall ist, würde ich natürlich sehr gerne hierbleiben.
Das komplette Interview mit Thomas Greilinger gibt es online in unserem „ERCI-Special“unter www.neubur ger rundschau.de/erci.