„Die Liga ist nicht das Entscheidende“
Interview Sascha Mölders erwartet bei seiner Rückkehr nach Augsburg auch als Löwen-Stürmer freundlich empfangen zu werden. Der Sieg ist für ihn am Sonntag nicht das Wichtigste
Sie kehren am Sonntag zum ersten Mal nach Ihrem Wechsel vom FCA zum TSV 1860 München in die Arena zurück. Kribbelt es schon?
Ja, schon. Ich hatte dort wirklich viereinhalb super Jahre. Sportlich waren es die besten meiner Karriere. Am meisten freue ich mich darüber, dass auch viele Augsburg-Fans kommen.
Sie waren Publikumsliebling in Augsburg, spielen jetzt beim ungeliebten Nachbarn. Was erwarten Sie?
Ich glaube, die FCA-Fans wissen schon, dass ich immer alles gegeben habe. Deswegen gehe ich davon aus, dass ich freundlich empfangen werde.
Sportlich war es Ihre beste Zeit. Sie haben 92 Bundesligaspiele für den FCA absolviert und dabei 18 Tore erzielt ...
Der FCA war ja gerade aufgestiegen. Das hat super gepasst, denn ich kam ja vom FSV Frankfurt auch aus der zweiten Liga. Das erste Spiel war für mich natürlich ein Einstand nach Maß. Wir spielten zu Hause 2:2 gegen den SC Freiburg und ich machte beide Tore.
Sie schrieben FCA-Geschichte. Es war das erste Bundesligaspiel und Sie treffen zwei Mal.
Das waren für mich ja auch meine ersten Bundesliga-Tore überhaupt. In Duisburg hatte es nicht geklappt und beim FCA dann gleich im ersten Spiel. Ich war vom ersten Tag angekommen beim FCA. Die Fans mochten mich gleich, natürlich auch wegen der Tore, aber ich glau- eher, wegen meiner Art, wie ich Fußball spiele.
War es eine besondere Beziehung?
Absolut. Ich glaube, sie haben es auch honoriert, dass ich einfach bis zur letzten Sekunde alles für den Verein gegeben habe. So ist es ja jetzt beim TSV 1860 München auch.
Für Sie ist der Großraum Augsburg zur Heimat geworden.
Jeder, der wie ich aus dem Ruhrpott kommt, weiß, dass da viele Sachen schwierig sind. Hier fühlen wir uns einfach pudelwohl. Wir haben vor vier Jahren in Mering (Landkreis Aichach-Friedberg) ein Haus gekauft. Die zwei kleinen Kinder gehen hier zur Schule, die beiden Großen machen eine Ausbildung. Wir wollen hierbleiben.
Ihre Trennung vom FCA war für Sie sehr unerfreulich. Sie wurden aufs Abstellgleis verschoben ...
Ich habe damals keine Rolle mehr gespielt, aber als Fußballer will man spielen. Das Angebot der Löwen kam genau richtig. Leider wurde ich in Augsburg nie verabschiedet. Vielleicht ergibt sich das ja irgendwann noch mal. Was damals passiert ist, ist für mich auch Schnee von gestern. Immer wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die Spiele des FCA II im Rosenaustadion an. Und wenn ich da Manager Stefan Reuter treffe, unterhalten wir uns ganz normal. Er wünscht mir immer Glück und ich ihm auch. Da passt alles.
Bei den Löwen tat es das in der vergangenen Saison eher weniger.
Absolut. Da war zuerst der sportliche Abstieg in Liga drei und dann kam noch der totale Absturz. Die Relegation war ja ein Spiegelbild der ganzen Saison. Wir waren in den zwei Spielen gegen Jahn Regensburg einfach chancenlos, das muss man so sehen. Wir sind ja nicht gegen Regensburg abgestiegen, sondern weit vorher.
Was hat Sie bewogen, trotz allem bei den Löwen zu bleiben?
Ich habe sehr viele Nachrichten von Fans bekommen, sehr, sehr viele. Und Daniel Bierofka (Anm. d. Red. der jetzige Trainer) hat mich immer wieder angerufen und gesagt: Komm, das wird geil, wir machen was Gutes. Für mich kam das aber eigentlich gar nicht in Frage. Nach dem Abstieg war für mich klar, dass ich woanders hingehe. Aber es war auch klar, dass ich meine Kinder nicht aus der Schule nehme. Und ohne Kinder wollte ich nicht weg. Man muss dann einfach auf etwas verzichten.
Aber es ist „nur“Regionalliga.
Die Liga ist für mich nicht mehr das Entscheidende. Ich habe jetzt in allen Ligen in Deutschland gespielt, von ganz unten bis ganz oben. Es macht im Moment einfach Spaß. Und Fußball muss mir Spaß machen, das ist meine oberste Prämisse. Wenn ich keinen Spaß mehr habe, höre ich irgendwann auch auf.
Und was kommt dann?
Dann will ich wieder in die Trainerschiene. (Anm. d. Red. Mölders trainierte bis zum Mai den Lanbe desligisten SV Mering) Dann werde ich alle Trainerscheine machen. Abgesehen davon, werde ich in nächster Zeit wieder eine Mannschaft hier in der Umgebung trainieren.
Geht das überhaupt parallel zu Ihrem Engagement bei den Löwen?
Ja, klar. Wir trainieren entweder um 10 Uhr oder 14 Uhr. Und am Wochenende gehen wir ja nicht mehr ins Hotel wie in der zweiten oder ersten Liga. Das passt.
Ihr Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Wie soll es dann für Sie weitergehen?
Es gibt keine Klausel oder so. Ich habe meinen Vertrag bis zum Sommer und dann habe ich derzeit noch keine Ahnung, wie es weitergeht. Aber ich habe auch immer gesagt, dass ich mich hier bei den Löwen wohlfühle.
Was wünschen Sie sich für Sonntag?
Ich wünsche mir, dass die Stimmung überragend sein wird. Die Zuschauer sollen einfach ein schönes Spiel sehen und wir wollen natürlich gewinnen. Aber am meisten liegt mir am Herzen, dass alles friedlich bleibt.
Interview: Robert Götz
wechselte 2011 vom FSV Frankfurt zum FC Augs burg und wurde dort Publikumslieb ling. Seit 2016 stürmt der 32 Jäh rige für den TSV 1860 München, mit dem er am Sonntag bei der 2. Mannschaft des FCA gastiert.
Was für wunderbare Partien dieses Herbstwochenende doch mit sich bringt. In Dortmund treffen die derzeit spektakulärsten Mannschaften der Liga aufeinander. Das Duell zwischen dem BVB und Leipzig wird ein weiterer Fingerzeig sein, ob die Dortmunder dem FC Bayern in dieser Saison tatsächlich die Meisterschaft streitig machen können. Die Münchner wiederum treten erstmals nach über vier Jahren wieder unter der Anleitung von Jupp Heynckes an. Drei Ligen darunter soll der Zuschauerrekord für Regionalligen gebrochen werden, wenn die Amateurmannschaft des FC Augsburg auf den TSV 1860 München trifft.
Der Tisch ist gedeckt. Was serviert wird, ist allerdings noch offen. Möglich, dass statt Bildern spektakulärer Partien Aufnahmen von Gewaltorgien oder zumindest unappetitlichen Bannern zu sehen sind. In Dortmund wie in Augsburg haben die Fans angekündigt, sich bemerkbar zu machen.
Anhänger des FC Augsburg ließen auf Plakaten wissen, dass man gewillt sei, die Löwen aus der Stadt zu verjagen. Die Polizei klassifiziert die Partie der vierten Liga als Hochrisikospiel. Erwartet werden rund 20 000 Fans. Viele von ihnen dürften eher am Treiben rund um die Rasenfläche als am Spiel im Speziellen interessiert sein.
Gleiches gilt für Fans der Dortmunder Borussia. Die machten bei der vergangenen Partie gegen Leipzig auch nicht vor Frauen und Kindern halt, sondern gingen sie tätlich an. Dass nun Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Schuld dafür bei der Polizei sucht („Damals waren deutlich zu wenig Polizisten im Einsatz“), ist dreist. Die Vereine können sich nicht mit der tollen Atmosphäre im Stadion schmücken, etwaige Schwierigkeiten mit den Fans aber auf andere abwälzen. Die Krawallmacher als Idioten zu bezeichnen, mag faktisch richtig sein. Zu behaupten, diese Idioten seien keine Fans, führt aber in die falsche Richtung. So stiehlt sich ein Klub aus der Verantwortung. Auch ein prügelnder Idiot kann ein Fan sein.
Die Anhänger wiederum können sich sicher sein, dass ihre nachvollziehbare Kritik am Konstrukt RB Leipzig nur dann gehört werden kann, wenn pöbelnde und prügelnde Fans sie nicht übertönen. Es ist das ewige Dilemma meinungsstarker Zuschauer: DFB und Vereine geben ihnen selten das Gefühl, Kritik anzunehmen, wenn sie diese leise und bedacht ausdrücken. HassParolen und körperliche Gewalt aber sind der falsche Weg.
So sind die spannenden Fragen nicht, ob der BVB auch Leipzig bezwingt und in Augsburg ein Zuschauerrekord aufgestellt wird, sondern ob der Spieltag friedlich über die Bühne geht. Und das sollte eine Selbstverständlichkeit sein.