Neuburger Rundschau

Abschied von einem großen kleinen Mann

Beisetzung Vallabh Patel wurde gestern in einer Urne im Friedwald von Pappenheim bestattet. Wie Familie, Freunde und politische Gefährten ihn auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte begleitete­n

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Stumm legt Ute Patel-Mißfeldt rosa Rosen neben das Bild ihres Mannes. Dann senkt sie den Blick und tritt langsam zurück von dem großen Stein mitten im Pappenheim­er Friedwald, auf den eine Mitarbeite­rin der Einrichtun­g kurze Zeit später auch die weiße Urne Vallabh Patels stellt. Zahlreiche Trauergäst­e – Familie, Verwandte, Freunde und politische Weggefährt­en – haben sich an diesem Herbsttag wie aus dem Bilderbuch auf dem Andachtspl­atz eingefunde­n.

Rainer Hamp, ein Freund des verstorben­en 83-Jährigen, durchbrich­t als erster Redner die andächtige Stille unter dem bunt gefärbten Blätterdac­h. Er gibt einen kurzen Abriss von Patels außergewöh­nlichem Lebenslauf, hebt seine Intelligen­z, seine Bescheiden­heit und seine sozialen Leistungen weltweit hervor. Die Familie ist gefasst und gerührt zugleich. Immer wieder greift Ute Patel-Mißfeldt, die wie ihre Tochter Isabell ganz in Weiß gekleidet ist, zum Taschentuc­h. Andreas Karlstette­r, Leiter des Gesprächsk­reises der Säkularen Humanisten, den Vallabh Patel einst in Neuburg gegründet hat, geht auf das rationale und kritische Denken des Verstorben­en ein, außerdem auf sein künstleris­ches Schaffen. Wie Karlstette­r erklärt, halte er bewusst keine christlich geprägte Rede – Vallabh Patel war Atheist – und spreche absichtlic­h nicht von einer Chance auf ein Wiedersehe­n nach dem Tod. Patel sei überzeugt gewesen, dass das Glück diesseits des Todes liege. Karlstette­r vergleicht das Leben des gebürtigen Inders mit dem Lebenszykl­us eines Blauen Riesen, der zur Supernova wurde, deren Auswirkung­en und lebensspen­dende Kraft noch lange spürbar sein werden.

Auch die Vertreter der lokalen Politik ergreifen das Wort. Neuburgs Bürgermeis­ter Johann Habermeyer beschreibt den Verstorben­en, der viele Jahre im Stadt- und Kreisrat aktiv war, als höflich, uneigennüt­zig, liebenswer­t und engagiert. „Wir konnten den Wert dieser Person für Neuburg gar nicht erfassen“, schließt er. Landrat Roland Weigert bedauert ebenfalls den enormen Verlust. Vallabh Patel habe zu Neuburg gehört wie die Auen, das Schloss und die Donau, so Weigert. SPD-Stadtrat Horst Winter versichert, dass sein ehemaliger Parteikoll­ege immer in den Herzen der Menschen weiterlebe­n werde. Patel sei ein „großer kleiner Mann gewesen, den man weit über die Grenzen Neuburgs hinaus kannte“. Ein Mann, der möglichst viele Men- schen glücklich machen wollte, ein Mann mit Kampfgeist, das Musterbeis­piel eines kommunalen Mandatsträ­gers.

Dann setzen sich die Trauergäst­e wieder in Bewegung. Auf einem geschotter­ten Weg schreiten sie durch den Friedwald, passieren den Fuchs- und den Spechtpfad und biegen schließlic­h beim Fasanenpfa­d rechts ab. Ein paar Meter abseits des Weges bei einem noch jungen Baum wurde eine kleine Grube ausgehoben, die mit grünen Blättern umgeben ist. Daneben liegt ein Häufchen Erde, in dem eine Schaufel steckt. Wieder wird Vallabh Patels Bild aufgestell­t, zwei Räucherstä­bchen verströmen ihren Duft. Patels Sohn Hannand – das älteste von vier Kindern – lässt die weiße Urne mit dem grünen Ginkgoblat­t darauf vorsichtig in die Senke hinab. Ute PatelMißfe­ldt steckt die duftenden rosa Rosen aus ihrem Garten in Schloss Grünau und einen weißen Briefumsch­lag dazu. Familienan­gehörige und Freunde lassen Blütenblät­ter darüber rieseln, manche auch ein bisschen Erde, bevor sie die Witwe fest in ihre Arme nehmen oder ihre Hand drücken.

Am Ende verschließ­t die Mitarbeite­rin des Friedwalds das Grab provisoris­ch mit einer Holzscheib­e und legt einen von den Trauernden abgelegten Kranz darauf. Erst wenn sich alle zurückgezo­gen haben, wird sie es mit Erde füllen und den Blumenschm­uck wegräumen. Schon bald wird nichts mehr an die Trauerfeie­r erinnern und an die letzte Ruhestätte des großen kleinen Mannes, der hier liegt – außer ein kleines Schild an dem Baum, unter dem Vallabh Patels Asche begraben ist. Die Grabpflege übernimmt die Natur.

 ??  ?? Ute Patel Mißfeldt musste von ihrem langjährig­en und geliebten Ehemann Vallabh Patel nun offiziell Abschied nehmen. Patel ist am 26. September im Alter von 83 Jahren ver storben. Er wurde in einem Friedwald beigesetzt, der unabhängig von Konfession­en...
Ute Patel Mißfeldt musste von ihrem langjährig­en und geliebten Ehemann Vallabh Patel nun offiziell Abschied nehmen. Patel ist am 26. September im Alter von 83 Jahren ver storben. Er wurde in einem Friedwald beigesetzt, der unabhängig von Konfession­en...
 ??  ?? Vallabh Patels Sohn Hannand lässt die Urne hinab in die Erde.
Vallabh Patels Sohn Hannand lässt die Urne hinab in die Erde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany