Diese Toilette funktioniert nur mit Schlüssel
Das neue Behinderten-WC bei der AWO ist nicht für jeden
Ende September hat die AWO neben ihrer Geschäftsstelle am Spitalplatz eine Behinderten-Toilette eröffnet. Die Einrichtung hat bei Gerlinde Ockermiller allerdings einige Fragen aufgeworfen (siehe nebenstehender Leserbrief), die wir an dieser Stelle von dem AWOOrtsvorsitzenden Heinz Schafferhans beantworten lassen.
Herr Schafferhans, kann die Behinderten-Toilette der AWO jeder benutzen?
Nein, sie ist ausschließlich – wie der Name schon sagt – für Behinderte gedacht, also Menschen, die im Besitz eines Behindertenausweises (mit speziellen Merkmalen) sind. Darunter fallen etwa schwer gehbehinderte Menschen, Rollstuhlfahrer, Stomaträger, blinde Menschen und schwerbehinderte Menschen, die eine Hilfsperson brauchen.
Die Toilette ist abgesperrt. Wie kommen diese Menschen dort hinein?
Wer ein öffentliches Behinderten-WC benutzen möchte, braucht einen sogenannten EuroSchlüssel. Den erhalten Inhaber eines entsprechenden Behindertenausweises bei der Firma CFB in Darmstadt. Ein Aufkleber auf der Türe unserer Toilette weist darauf hin. Die abgeschlossene Türe soll sicherstellen, dass nur Berechtigte die Toilette benutzen können.
Nichtbehinderte Menschen könnten das WC doch auch benutzen. Warum ist das in diesem Fall nicht gewollt?
Die öffentlichen Toiletten der Stadt befinden sich in der Markthalle; die sind für die Nichtbehinderten ja nutzbar. Allerdings gibt es in keiner der Gaststätten rund um den Schrannenplatz eine behindertengerechte Toilette, außer in der Rennbahn. Wir wollten eine Toilette für behinderte Menschen schaffen, keine öffentliche Toilette. Dabei hat uns die Stadt Neuburg großzügig unterstützt.
Was ist mit Menschen, die keinen Behindertenausweis haben, aber trotzdem vorübergehend im Rollstuhl sitzen, beispielsweise nach einem Unfall? Ist für solche Fälle ein Schlüssel hinterlegt?
Die AWO-Geschäftsstelle selbst hat einen Schlüssel, unsere Reinigungskraft muss ja rein. Wir wollten aber bewusst keinen Schlüssel in einer Gaststätte oder andernorts hinterlegen, weil die Wahrscheinlichkeit, dass er dann verschwindet, recht groß ist. Es ist halt leider so, dass es keine vorübergehende Schwerbehinderung mit Nachweis gibt, man muss das komplette Antragsverfahren beim Versorgungsamt mitmachen und dort wird dann der Grad der Behinderung festgestellt. Man kann aber mal überlegen, ob wir etwa bei Veranstaltungen auf dem Schrannenplatz eine Regelung für beeinträchtigte Menschen finden.
Gibt es in der Behinderten-Toilette einen Notrufknopf? Schafferhans: Ja. Wer Hilfe braucht, kann an einer roten Schnur ziehen. In diesem Fall wird ein Notruf an die Stadtwerke abgesetzt.
Interview: Claudia Stegmann
Anmerkung der Redaktion: Am Bücherturm gibt es eine weitere Behinderten-Toilette, die ebenfalls nur mit einem Euroschlüssel funktioniert. Wer keinen Schlüssel hat, dem sperrt das Personal der Bücherei aber während der Öffnungszeiten auf.