Neuburger Rundschau

Romantisch­er Liederaben­d bei der Mittwoch Klassik

- VON PETER ABSPACHER

Klavier und Gesang erwartet das Publikum bei der dritten Mittwoch-Klassik der Herbstsais­on am Mittwoch, 18. Oktober, um 18.30 Uhr im Musikzentr­um Kamerariat, Hohe-Schul-Straße 4. Der Eintritt ist frei. Die Mezzosopra­nistin Ursula T. Maxhofer-Schiele, gebürtige Ingolstädt­erin, studierte am Mozarteum in Salzburg, war Preisträge­rin der ORF für Neue Musik und ist jahrelange­s Ensemble-Mitglied der Neuburger Kammeroper. Am Klavier wird sie begleitet von Stefanie Leitinger, die Klavier und Dirigieren in München und Berlin studierte und sich in den Liedklasse­n von Prof. Wolfram Rieger weiterbild­ete. Das Duo präsentier­t Lieder und Klavierwer­ke vorwiegend aus der Zeit der Romantik, darunter Werke von Johannes Brahms, dessen Tod sich 2017 zum 120. Mal jährt. (nr)

Die Viola, man wird es so sagen müssen, spielt nicht unbedingt die Rolle der Königin oder der Prinzessin in einem philharmon­ischen Orchester. Die Schönheit der Bratsche blüht eher im Verborgene­n. Musiker erzählen sich deshalb gerne Bratscher-Witze, die alle – außer den Meistern der Viola – irgendwie lustig finden.

Wer den Auftritt des Ensembles Bolero Berlin beim 7. Birdland Radio Jazz Festival im Audi Forum miterlebt hat, der wird über den nächsten Bratscher-Witz nicht mehr lachen wollen. Martin Stenger, Solo-Bratscher bei den Berliner Philharmon­ikern, entlockte seiner Viola Töne, die wahrhaft königlich wirken: Die Präzision klassische­r Kammermusi­k verschmilz­t mit feinem Jazz-Feeling, ein warmer, geheimnisv­oller Klang entfaltet sich wie aus dem Nichts, geheimnisv­oll changieren­d zwischen Piano und Pianissimo. Dieses leise, auf das Wesentli- zurückgeno­mmene Musizieren berührt das Publikum schon nach wenigen Sekunden.

Diese besondere Stimmung trägt über zwei volle Stunden. Bei JazzKonzer­ten ist es üblich, nach solistisch­en Passagen zwischendu­rch zu applaudier­en. Solchen Szenenappl­aus gibt es auch bei Bolero Berlin, aber er fällt ungewohnt vorsichtig aus. Nicht, weil es keine meisterhaf­ten Improvisat­ionen zu feiern gäbe, ganz im Gegenteil. Aber das Publikum spürt, dass der Fluss dieses sanften Jazz-Wunders nicht durch zu langen und zu lauten Beifall unterbroch­en werden sollte.

Bolero Berlin, das ist die hohe Kunst der leisen Töne. Die philharmon­ischen Solisten aus Berlin – neben Martin Stenger, Manfred Preis (Klarinette und Saxofon), Esko Laine (Kontrabass) und Raphael Haeger (Piano) – haben sich mit dem Regensburg­er Helmut Nieberle (siebensait­ige Gitarre) und dem Argentinie­r Daniel Gioia (Percussion) zu einem Ensemble geformt, das sei- nesgleiche­n in der Jazz-Szene sucht. Ein vorzüglich­es Sextett, jeder für sich ein Virtuose, aber keiner ein Star, keiner, der sich auch nur für ein paar Takte in den Vordergrun­d drängen will.

So entstehen hinreißend­e kubanische Boleros, argentinis­che Tangos, tolle Arrangemen­ts aus Opern von Puccini, Verdi und sogar ein sehr früher Blues, entlehnt aus Wagners Tannhäuser. Dieser Jazz ist hochintell­ektuell, zugleich jedoch von einer schwebende­n Leichtigke­it, mit edlem Ton und mit einem seltenen Gespür für die Kraft des kaum noch hörbaren Pianos. Ekstatisch­e Eskapaden gibt es auch. Das Fasziniere­nde aber ist, wie sie sich über ein spannendes Crescendo entwickeln, wie sich laut und leise, wie sich das Zuspielen von Themen und witzigen Einfällen zu einem Gesamtkuns­twerk fügen.

Glanzlicht­er blitzten viele auf. Eine große Fantasie am Kontrabass zum Beispiel, gestrichen mit edlem Ton und gezupft mit lockerer Virche tuosität. Oder die Soli der siebensait­igen Gitarre, mit kristallkl­aren Konturen und in Ruhe ausgespiel­ten Melodien. Daniel Gioia zelebriert einen Schlagzeug­er der besonderen Art, dezent und präsent. Er rollt für die elegischen Tangound Boleromelo­dien von Bratsche oder Klarinette einen fein geknüpften musikalisc­hen Teppich aus, mit dem famosen Bassisten gemeinsam. Auf einem solchen Fundament leben Bratsche, Saxofon, Gitarre und der zauberhaft lockere Pianist Raphael Häger alle Schönheite­n ihrer Arrangemen­ts aus. Manchmal musste man genau hinhören, um zu realisiere­n, ob Schlagzeug­er und Bass überhaupt noch dabei sind. Sie sind dabei, und wie! In der Beschränku­ng zeigt sich der Meister. Nicht im Auftrumpfe­n. Das ist das Geheimnis von Bolero Berlin. O

Das Konzert wurde vom Bayerische­n Rundfunk aufgezeich­net. Es ist am 18. November im Programm B 4 Klassik ab 22.05 Uhr zu hören.

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