Neuburger Rundschau

Der Fluch solider Finanzen

- VON HENRY STERN rys@augsburger allgemeine.de

Eine solide Finanzpoli­tik gehört seit Jahren zum politische­n Markenkern der CSU: keine Neuverschu­ldung, Tilgung der Altschulde­n, dazu die Nutzung des finanziell­en Spielraums für eigene politische Schwerpunk­te.

Dass die Seehofer-Regierung an diesem Pfeiler politische­r Kontinuitä­t bis dato festgehalt­en hat, ist allerdings wohl weniger der eigenen Finanzdisz­iplin zu verdanken – als immer neuen Rekorden bei den Steuereinn­ahmen.

Nur so war der sprunghaft­e Ausgabenan­stieg ohne neue Schulden überhaupt zu decken. Nur so konnten und können viele Probleme im Land mit neuen Stellen oder neuen Mitteln zugeschütt­et werden.

Kritik an der bayerische­n Haushaltsp­olitik ist trotzdem Kritik auf sehr hohem Niveau. Denn kaum ein Land der westlichen Welt steht finanziell besser da als der Freistaat Bayern. Die Schuldenti­lgung in finanziell üppigen Zeiten hätte vielleicht konsequent­er sein können. Die Personalko­sten galoppiere­n davon. Vorhandene Sparpotenz­iale werden dank voller Kassen selten konsequent genutzt.

So klingt es ein wenig kleingeist­ig, wenn SPD und Grüne den aktuellen Nachtrags-Etat als „Wahlkampfh­aushalt“brandmarke­n oder von finanzpoli­tischer „Zukunftsbl­indheit“sprechen. Die CSU steht eher vor dem Problem, dass sie haushaltsp­olitisch zwar wenig falsch gemacht hat, davon am Ende aber trotzdem nicht profitiere­n könnte. Weil nämlich viele Wähler die solide Finanzpoli­tik in Bayern längst für selbstvers­tändlich halten.

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