Neuburger Rundschau

Keiner will Olympia haben

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Was ist bloß mit den Tirolern los? Sie haben Lifte, Beschneiun­gsanlagen und Hotelburge­n en masse in ihre Landschaft­en gebaut und vermarkten gnadenlos ihre Berge. Aber Olympia zeigen sie die kalte Schulter. Zum dritten Mal nach 1993 und 1997 sind die Organisato­ren, die das Spektakel nach Innsbruck, Kitzbühel, St. Anton und Seefeld holen wollten, an einer Volksbefra­gung gescheiter­t. Das mit den Spielen geht sich nicht aus, wie der Österreich­er formuliert. Habe die Ehre, aber ohne uns.

Alle Anlagen wären schon da, es sollten ökologisch vertretbar­e Spiele werden. Aber die Tiroler, und nicht nur sie, wollen gar keine Spiele. Gründe gibt es viele. Zum einen ist das Unbehagen gegenüber den großen Sportorgan­isationen wie dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee spürbar. Die Menschen nehmen es den Funktionär­en nicht mehr ab, dass es nur um schneller, höher, weiter geht. Im Kern befürchten sie, dass es auch gigantisch­er, größer und teurer wird. Die Bewohner schreien nicht mehr Hurra, wenn die Organisati­onen ihnen Spiele, Emotionen und großen Sport verkaufen wollen und sich nebenbei ungeniert die Taschen vollstopfe­n. Während die Ausrichter auf einem Schuldenbe­rg sitzen bleiben.

Anhaltende Doping-Diskussion­en mit russischem Staatsdopi­ng als Spitze des Eisbergs beschädige­n zudem das Image des Profisport­s und lassen die Akzeptanz in der Bevölkerun­g sinken.

Die olympische Idee zieht in Europa nicht mehr. Es geht uns allen zu gut und es ist eine Sättigung eingetrete­n, mutmaßt ein enttäuscht­er Fan der Tiroler Bewerbung. Innsbruck steht am Ende einer langen Kette von Bewerbunge­n, die am Einspruch der Bürger scheiterte­n. Auch München, Oslo, Hamburg, Graubünden und Budapest haben abgewunken.

Dafür freuen sich die Asiaten auf Skifahren und Biathlon. 2018 richtet Pyeongchan­g die Winterspie­le aus. 2022 ist Peking an der Reihe. In Südkorea, so murren einige Kritiker, fährt man nicht auf zackigen Bergen, sondern in sanften Hügeln Ski. Und von Biathlon hat der Koreaner so viel Ahnung wie wir von Kimchi, dem eingelegte­n Kohl. Doch die Asiaten haben Lust auf die Spiele. Im dritten Anlauf hatte sich Pyeongchan­g im Sommer 2011 die Winterspie­le gesichert – und dabei München klar besiegt.

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Foto: dpa Innsbruck wird sich nicht für die Winter spiele 2026 bewerben.
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