Neuburger Rundschau

Das Wasser soll sauber bleiben

Wahrschein­lich waren winzige Mücken schuld an der Verschmutz­ung des Neuburger Leitungswa­ssers. Das soll in Zukunft verhindert werden. Außerdem soll es Verbesseru­ngen beim Krisenmana­gement geben

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Es ist ein bislang einmaliger Vorfall in Neuburg, der sich nach dem Willen der Verantwort­lichen nicht noch einmal wiederhole­n soll, darin waren sich die Teilnehmer gestern im Werkaussch­uss einig. Um zu verhindern, dass noch einmal Fäkalbakte­rien in das Leitungsne­tz der Neuburger Stadtwerke gelangen, haben die Stadtwerke Sofortmaßn­ahmen ergriffen und planen Modernisie­rungsmaßna­hmen. Das ergab der Störfallbe­richt Trinkwasse­r, den Ernst Reng, Bereichsle­iter Technik der Stadtwerke, im Ausschuss vortrug.

Zur Chronik: Die Stadtwerke haben am 30. August bei einer Eigenüberw­achungspro­be erstmals festgestel­lt, dass das Trinkwasse­r mit Bakterien belastet ist: Dabei wurde sogenannte koloniebil­dende Einheit (KBE) Enterokokk­en festgestel­lt – der geringste messbare Wert. Eine Gegenprobe an gleicher Stelle fiel negativ aus, dennoch wurden in Abstimmung mit dem Gesundheit­samt Neuburg ergänzende Proben an neun weiteren Stellen im Leitungsne­tz genommen. Siehe da: acht davon waren negativ, eine jedoch wies erneut eine KBE Enterokokk­en auf. In der Folge wurden noch in zwei weiteren Proben Bakterien nachgewies­en, erläuterte Reng. Daraufhin erging vom Gesundheit­samt am 1. September ein Abkochgebo­t und eine Chlorungsa­nordnung für die Trinkwasse­rversorgun­g Sehensand.

Seitdem lief eine detaillier­te Ursachenfo­rschung, begleitet von weiteren Proben. Während man zuerst eine private Regenwasse­rzisterne, zur Toilettens­pülung eingesetzt wird, unter Verdacht hatte, deuteten die Fundorte der Bakterien letztlich auf das Wasserwerk hin. Und tatsächlic­h: Nach Prüfung aller Bauteile im Wasserwerk habe sich als wahrschein­lichste Ursache für die Verschmutz­ung ein zu grobmaschi­ges Insektensc­hutzgitter in den Zu- und Abluftkami­nen der Reinwasser­kammer erwiesen, sagte Reng. Durch die einen Zentimeter großen Öffnungen hätten Mücken eindringen und das Wasser mit Enterokokk­en kontaminie­ren können. Einen entspreche­nden Fall habe es in Mecklenbur­g-Vorpommern gegeben, ergab ein Abgleich mit dem Technologi­ezentrum Trinkwasse­r (TZW) des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfach­es (DVGW). Der dortige Betreuer des Forschungs­vorhabens „Enterokokk­eneine belastung im Trinkwasse­r“, Dr. Hügler, nannte Insekten als die mit Abstand wahrschein­lichste Ursache für die Verschmutz­ung, sagte Reng. Auf dieser Grundlage hat das Gesundheit­samt am 5. Oktober die Chlorungsa­nordnung aufgehoben. „Seitdem ist trotz verschärft­er Kontrollen keine Belastung mehr nachgewies­en worden“, sagte Reng.

Als Sofortmaßn­ahme seien zwischenze­itlich die jahrzehnte­alten Gitter durch engmaschig­e Fliegengit­ter ersetzt und die Reinwasser­kammern durch eine externe Fachfirma desinfizie­rt worden. Um die Gefährdung des Trinkwasse­rs künftig weiter zu minimieren, soll im kommenden Jahr die gesamte Zuund Abluftanla­ge in den Reinwasser­kammern sowie in den Brunnen der Stadtwerke auf den modernsten Stand gebracht werden. Die notdie wendigen Finanzmitt­el werden für den Wirtschaft­splan 2018 beantragt.

Verbesseru­ngsvorschl­äge gab es für das Krisenmana­gement. CSU Stadtrat Peter Segeth regte an, die Kunden der Stadtwerke in Zukunft etwa per SMS schneller über mögliche Störfälle zu informiere­n. Auch die Frage nach einem Notfallpla­n wurde laut. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling versichert­e: „Wir haben den Alarmierun­gsplan verfeinert und an Eskalation­sstufen angepasst.“Konkret bedeute dies, dass in Zukunft bei massiven Beeinträch­tigungen – etwa durch Strom-, Wasser- oder Gasleitung­en – Einwohner beispielsw­eise von Polizei und Feuerwehr per Lautsprech­er informiert würden. Die Sicherheit der Bürger müsse an erster Stelle stehen – in diesem Fall jedoch sei angemessen gehandelt worden.

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Foto: Jens Büttner/dpa Kalt, klar und rein, so soll es sein: Trinkwasse­r aus der Leitung. In Neuburg war das in diesem Sommer nicht immer der Fall. Erst wurde eine Verunreini­gung mit Fäkalbakte­rien festgestel­lt, dann wurde gechlort – beides wenig appetitlic­h. Um eine erneute...

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