Neuburger Rundschau

Tillich zieht Konsequenz­en aus CDU Debakel

Sachsens Regierungs­chef tritt zurück. Erste Fortschrit­te auf dem Weg zu Jamaika?

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Augsburg/Berlin Das schlechte Abschneide­n der Union bei der Bundestags­wahl führt jetzt auch zu ersten personelle­n Konsequenz­en: Sachsens Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich hat seinen Rücktritt angekündig­t. Bei der Wahl im September hatte die CDU in seinem Bundesland eine besonders schmerzhaf­te Niederlage hinnehmen müssen, als sie von der Alternativ­e für Deutschlan­d überflügel­t und auf Platz zwei verdrängt worden war. Tillich ist auch Vorsitzend­er der sächsische­n CDU. Sein Nachfolger in beiden Ämtern soll der Generalsek­retär der Landespart­ei, Michael Kretschmer, werden.

„Für eine gute Zukunft Sachsens sind auch neue Antworten wichtig. Es braucht den Mut, gewohnte Bahnen zu verlassen“, sagte Tillich. Daher habe er sich entschloss­en, die Verantwort­ung in jüngere Hände zu übergeben. Der 58-Jährige ist seit Mai 2008 Ministerpr­äsident und war zuletzt immer stärker unter Druck geraten, nachdem die AfD bei der Bundestags­wahl 27 Prozent der Stimmen bekommen hatte, 20 Prozentpun­kte mehr als vier Jahre zuvor.

In Berlin haben sich CDU, CSU, FDP und Grünen nach ihren ersten Treffen am Mittwoch zuversicht­lich für weitere Gespräche hin zu einer Jamaika-Koalition gezeigt. Sie machten aber auch keinen Hehl daraus, dass dies noch ein langer Weg sein wird. CSU-Chef Horst Seehofer zeigte sich zufrieden. Es gehe um „etwas Neues, was Schritt für Schritt wachsen muss“. Davon ausgehend sei es „kein schlechter erster Tag“gewesen. Die Marschrich­tung stimmt, erklärte CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer. Aber ein Blick auf den Atlas zeige, der Weg nach Jamaika sei noch weit. Das Treffen der Union und insbesonde­re der CSU mit den Grünen war als besonders schwierig angesehen worden. Zuvor hatten sich Union und FDP getroffen und ebenfalls Bereitscha­ft zu weiteren Gesprächen gezeigt. FDP-Generalsek­retärin Nicola Beer hob die „sachliche, lösungsori­entierte Atmosphäre“hervor.

Der Rentenexpe­rte Bernd Raffelhüsc­hen forderte von Union, Grünen und FDP im Gespräch mit unserer Zeitung unter anderem eine Wende in der Rentenpoli­tik: „Wer länger lebt, muss auch länger arbeiten“, betonte er. So sei die von Union und SPD eingeführt­e Rente mit 63 „sozialpoli­tischer Unfug.“Der Ökonom sieht auch in einer starken Zuwanderun­g von unqualifiz­ierten und alten Menschen große Risiken für die Sozialsyst­eme. Sie seien bereits durch die Einheimisc­hen überforder­t, sagte Raffelhüsc­hen. Und weiter: „Wir können leider die Welt nicht retten und schon gar nicht in einem von Gutmensche­ntum geprägten Alleingang.“(dpa, afp, sts)

Mit dem schwierige­n Weg nach Jamaika beschäftig­t sich auch der Leitartike­l von Walter Roller. Einen Bericht über die Gespräche und alles Wichtige zu Tillichs Rückzug lesen Sie in der Politik. Ein Raffelhüsc­henPorträt steht in der Wirtschaft.

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Stanislaw Tillich

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