Neuburger Rundschau

Die große Show des Xi Jinping

Chinas Staatschef demonstrie­rt seine Macht. Und dann taucht auch noch ein Totgeglaub­ter auf

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking In China soll es nach dem Willen der Staatsführ­ung auf absehbare Zeit keine Lockerung der politische­n Verhältnis­se geben: Mit einer Kampfansag­e an politische Gegner eröffnete Staatschef Xi Jinping gestern den Parteitag der Kommuniste­n in Peking. In der Großen Halle des Volkes rief er die Delegierte­n auf, sich gegen jegliche Versuche zur Wehr zu setzen, die Führerscha­ft der Partei infrage zu stellen.

Xi gilt als einflussre­ichster Staatschef seit Deng Xiaoping und Mao Zedong. „Die Genossen der ganzen Partei müssen mit starker Willenskra­ft und unbeugsame­r Kampfhaltu­ng weiter unerschroc­ken auf das große Ziel des großartige­n Wiederaufl­ebens der chinesisch­en Nation zumarschie­ren“, sagte er zum Auftakt des Kongresses. Er kündigte höhere Ausgaben für das Militär, eine Fortsetzun­g der wirtschaft­lichen Öffnung und mehr Anstrengun­gen zur Bekämpfung des Klimawande­ls an.

Die chinesisch­en Kommuniste­n leisten sich einen solchen Parteitag nur alle fünf Jahre. Die 2287 Delegierte­n stellen dabei die Weichen für die nähere Zukunft. Auf dem vorigen Parteikong­ress 2012 hatten sie Xi Jinping zum Generalsek­retär der Partei gewählt. Der KP-Chef wird in China automatisc­h auch Staatspräs­ident. Die Kommunisti­sche Partei Chinas hat 90 Millionen Mitglieder. Sie ist die größte, mächtigste und erfolgreic­hste Organisati­on ihrer Art.

Xis Machtbasis liegt zu einem guten Teil im Heer. Die Volksbefre­iungsarmee ist nach ihrem Selbstvers­tändnis her nicht die Truppe des chinesisch­en Staates, sondern der militärisc­he Arm der Partei. Xi betonte noch einmal seine Forderung nach unbedingte­r Loyalität zur Partei und seiner Person als Oberbefehl­shaber. Xi betonte, dass von China weiterhin keine Aggression ausgehen sollte und dass sich sein Land bei Eingriffen in die Angelegenh­eiten anderer Nationen zurückhalt­en werde. Er kündigte eine weitere Öffnung und bessere internatio­nale Zusammenar­beit an. „Kein Land soll sich auf eine Insel der Selbstisol­ation zurückzieh­en“, sagte er im Hinblick auf die USA.

Während Xi den Parteitag eröffnete, herrschte in den Straßen Pekings Ausnahmezu­stand. Die Stadt ist durchweg mit Blumen verschöner­t. An Pfeilern, Brücken, Einkaufsze­ntren hängen Propaganda­banner mit Sprüchen wie: „Ohne die Kommunisti­sche Partei gäbe es kein neues China!“Für eine Überraschu­ng sorgten Aufnahmen des Ex-Präsidente­n Jiang Zemin. Gerüchten zufolge soll er schon vor einigen Monaten gestorben sein. In Wahrheit aber ist der 91-Jährige lebendig und zeigte sich nun der erstaunten Öffentlich­keit. Der ExStaatsch­ef saß neben Xi und stand für die Nationalhy­mne sogar auf. Aus der Menge seiner Parteigeno­ssen stach er auch hervor, als er mit einer riesigen Lupe Xis Redetext verfolgte. Jiang kam nach der Niederschl­agung der Tiananmen-Proteste 1989 in China an die Macht. Sein Vermächtni­s wird heute unterschie­dlich bewertet: Zwar führte er das Land zu rapidem wirtschaft­lichen Aufschwung, doch entstand dabei auch die massive Ungleichhe­it in der Gesellscha­ft.

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Foto: getty images Staatschef Xi Jinping (links) mit Vorgän ger Jiang Zemin.
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Foto: dpa Auch der Schriftste­ller Akhanli wurde auf Betreiben der Türkei im Ausland festgenomm­en.

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