Neuburger Rundschau

Hier kommt Obelix!

Der dicke Gallier war klar die Nummer zwei. „Wieso muss immer Asterix die Hauptrolle spielen?“, beschwert er sich jetzt. Und kauft sich einen Rennwagen mit vier PS. Wie der neue Band, der heute erscheint, geworden ist

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Ein neuer „Asterix“-Band ist immer noch ganz, ganz großes Kino. Im April wurde ein (!) Bild aus „Asterix in Italien“veröffentl­icht, im Juli ein zweites. Vor zehn Tagen dann eine Pressekonf­erenz im Automobile Club de France an der Place de la Concorde in Paris. Ein jedes Mal berichtete­n Medien weltweit, ein jedes Mal spekuliert­en Fans: Wie wird Band 37? Ein Reinfall wie Band 33 („Gallien in Gefahr“) oder endlich wieder ein Klassiker in dieser an Klassikern reichen Kult-Comic-Reihe?

Heute erscheint „Asterix in Italien“. Und schon das erste Durchblätt­ern – Journalist­en unter strengsten Sperr- und Geheimhal- seitens des Verlags erlaubt – zeigt: Band 37 beginnt witzig, bleibt witzig und lässt Obelix eine gewichtige­re Rolle spielen denn je. Nichts gegen Asterix, aber der Dicke hat sich’s verdient! Und fordert das auch ein, als er auf Seite 9 schreit: „Wieso muss immer Asterix die Hauptrolle spielen?“„Obelix, mein Freund, du bist nun mal Hinkelstei­n-Lieferant!“, gibt Asterix kühl zurück. Darauf Obelix trotzig: „Ist das so? Und wenn ich mich beruflich verändern will?“

Gleich mehr dazu. Zuvor: „Asterix in Italien“ist deshalb so wunderbar geworden, weil er den Charme der alten Hefte atmet. Die Anspielung­en und Wortspiele im Text, für die sie so geliebt werden, sind keine ärgerliche­n Kalauer. Sondern mit Gefühl für die „Asterix“-Comic-Vergangenh­eit in Szene gesetzte, nun ja, Späße. Was gleicherma­ßen für die Geschichte gilt, die nicht abhebt – und zum Glück ohne Außerirdis­che (siehe Band 33) auskommt. Auch die gezeichnet­en Anspielung­en auf die Gegenwart sind stimmig, nicht zu gewollt, nicht überzogen. Was für Kinder wie für Erwachsene funktionie­rt.

Die Straßen also, die bekanntlic­h alle nach Rom führen, sind Schlagloch­pisten. „Freie Fahrt für freie Bürger“– ein unerfüllba­rer Traum. Obelix plagen Globalisie­rungsängst­e wegen dieses ultraleich­ten Bimssteins vom Vesuv („Der traditione­lle Hinkelstei­n ist passé“). Und, überhaupt, steckt er in einer Midlife-Crisis. Auf Calendulas Rat, seitungsfr­isten nem Bauchgefüh­l zu folgen, kauft er einen Rennwagen. Das „große Transcalig­a-Rennen“quer durch Italien kommt ihm da gerade recht. Obelix lenkt den Vierspänne­r, Asterix denkt – als Beifahrer und lebendes Navigation­sgerät. Es beginnt, was im Kino Roadmovie genannt wird: Die Handlung spielt auf der Straße (mit ihren ungezählte­n Schlaglöch­ern).

Dass Obelix den Favoriten Caligarius, der für Rom startet, nie so recht einholen kann, liegt an seinen Fahrkünste­n, den ständigen Hinderniss­en (Schlaglöch­er, Römer) und Ablenkunge­n (aufreizend­e „Damen“) – sowie am römischen Senator Bifidus. Der soll dafür sorgen, dass Rom und Cäsar nicht alt aussehen. Wie es ausgeht? Mit eiviel nem ordentlich­en Gelage. Der Rest wird nicht verraten. Nur das noch: Der dritte „Asterix“seit 2013 von Albert Uderzos Nachfolger­n JeanYves Ferri (Text) und Didier Conrad (er hat sich als Zeichner erkennbar weiterentw­ickelt) ist ihr bester. Er macht ihren schwachen „Asterix bei den Pikten“vergessen und lässt auch ihren Wikileaks-Band „Der Papyrus des Cäsar“klar hinter sich.

 ?? Repro: © 2017 Les Éditions Albert René/Egmont Comic Collection ?? Kann das gut gehen? Obelix lenkt und Asterix denkt. In Band 37 hat der dicke Gallier die Zügel in der Hand. Nach all den Jahren im Schatten von Asterix hat er sich das auch redlich verdient. Die beiden machen dieses Mal die Straßen Italiens unsicher....
Repro: © 2017 Les Éditions Albert René/Egmont Comic Collection Kann das gut gehen? Obelix lenkt und Asterix denkt. In Band 37 hat der dicke Gallier die Zügel in der Hand. Nach all den Jahren im Schatten von Asterix hat er sich das auch redlich verdient. Die beiden machen dieses Mal die Straßen Italiens unsicher....
 ??  ?? Jean Yves Fer ri und Di dier Conrad: Aste rix in Italien. Eg mont Comic Collecti on, 48 Seiten, 12 Euro. Band 37 er scheint am heuti gen Donnerstag.
Jean Yves Fer ri und Di dier Conrad: Aste rix in Italien. Eg mont Comic Collecti on, 48 Seiten, 12 Euro. Band 37 er scheint am heuti gen Donnerstag.

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