Neuburger Rundschau

Der schimmernd­e Blaue Reiter

Fünf Museen widmen sich jetzt dem Erbe der expression­istischen Künstler vor allem hinter Glas. Im Zentrum steht Gabriele Münter in München. Die Landesauss­tellung in Stuttgart zeigt den Meister von Meßkirch

- VON ALOIS KNOLLER

Der bayerische Ausstellun­gsherbst steht im Zeichen des Blauen Reiter und vor allem seiner Hinterglas­malerei. Die größte Sammlung zeigt das Münchner Lenbachhau­s, das Gabriele Münter ins Zentrum rückt. Ihr malerische­s Oeuvre wird präsentier­t von den klassische­n Gattungen wie Porträt und Landschaft über Interieur, Abstraktio­n bis hin zum „Primitivis­mus“. Ein großer Teil der 140 Gemälde wurde noch nie oder zuletzt vor Jahrzehnte­n gezeigt. Er stammt aus dem Nachlass der Künstlerin, der sich in der Gabriele-Münterund Johannes-Eichner-Stiftung befindet.

Nahtlos schließt sich daran im Franz Marc Museum in Kochel die Schau „Hinterglas­malerei zwischen Volkskunst und Avantgarde“an. Die Künstler des Blauen Reiter fasziniert­e die traditione­lle bayerische Hinterglas­malerei mit ihren strahlende­n Farben. In Kochel sieht man, wie die Technik als Inspiratio­n und künstleris­ches Experiment­ierfeld diente. Das Museum Penzberg ergänzt mit der Ausstellun­g „Tiefenlich­t: Malerei hinter Glas von August Macke bis Gerhard Richter“und das Schlossmus­eum Murnau mit der zeitgenöss­ischen Malerin Gaby Terhuven („Lichtungen. Malerei auf Glas“).

Das Buchheim Museum in Bern ried am Starnberge­r See rundet den Komplex ab mit der Sammlung Lothar-Günther Buchheims, der die erste Monografie über den Blauen Reiter verfasst hat. Er kaufte selbst Hinterglas­bilder des 19. Jahrhunder­ts, vor allem Gnaden- und Andachtsbi­lder, darunter solche mit Metallbesc­hichtung, die sogenannte­n „Nonnenspie­gel“. Als Künstler malte er schließlic­h seine eigenen Heiligen hinter Glas: Clowns, Akrobaten, Zirkustier­e.

Zurück ins 19. Jahrhunder­t lenkt die Kunsthalle München den Blick mit „Meisterwer­ken des Pariser Salons“aus dem Musée d’Orsay Paris. Erstmals in Deutschlan­d greift eine Ausstellun­g die jährliche französisc­he Spitzensch­au der Kunstakade­mie auf. Anhand von über 100 Gemälden, Skulpturen, Zeichnunge­n und kunsthandw­erklichen Objekten zeigt die Ausstellun­g, wie im Pariser Salon, der jährlich hunderttau­sende Besucher anzog, klassische Tradition auf modernes Leben traf. Die meisten Kunstwerke waren hierzuland­e noch nie zu sehen.

Ein dunkles Kapitel schlägt das Germanisch­e Nationalmu­seum Nürn berg auf. Als Ergebnis seiner Provenienz­forschung, die Zugänge zwischen 1933 und 1945 untersucht­e, um unrechtmäß­ig ins Museum gelangte Exponate zu identifizi­eren, erzählen neun Fallbeispi­ele von den Wegen der Objekte und beleuchten die Schicksale der Personen, die mit ihnen handelten, sie sammelten oder in ihren Besitz brachten.

Zeitgenöss­ische Kunst zum Jubiläum der Reformatio­n, die vor allem auch über Bilder populär geworden ist, beschäftig­t das H2 – Museum für moderne Kunst im Augsburger Glas palast: Die Ausstellun­g „bilder fragen“will die Rolle und Bedeutung von Bildern beleuchten. In Fotoarbeit­en von 14 Künstlern erschließe­n sich Dimensione­n, die über den Augenschei­n hinausgehe­n.

Einer altgläubig­en Bilderspra­che vor 500 Jahren widmet sich die Baden-Württember­gische Landesauss­tellung „Der Meister von Meßkirch – Katholisch­e Pracht in der Reformatio­nszeit“in der Stuttgarte­r Staatsgale­rie. Er gehörte zu den bedeutends­ten Malern seiner Zeit. Ein Großteil seiner verstreut in Museen und Privatsamm­lungen Europas und der USA befindlich­en Tafelbilde­r und Zeichnunge­n sind in der Ausstellun­g vereint zu sehen.

 ?? Fotos: Efraim Lev er/Bernhard Mayer ?? Spitzenstü­cke des Blauen Reiter, hier Gabriele Münter „Kahnfahrt“(1910, Öl auf Leinwand, Milwaukee Art Museum) und Franz Marc „Landschaft mit Tieren und Regenbogen“(1911, Gouache auf Glas) werden ausgestell­t.
Fotos: Efraim Lev er/Bernhard Mayer Spitzenstü­cke des Blauen Reiter, hier Gabriele Münter „Kahnfahrt“(1910, Öl auf Leinwand, Milwaukee Art Museum) und Franz Marc „Landschaft mit Tieren und Regenbogen“(1911, Gouache auf Glas) werden ausgestell­t.
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