Neuburger Rundschau

„Ich verdanke Jupp Heynckes sehr viel“

Armin Veh im Gespräch über hohe Ablösesumm­en, den Wunsch, noch mal auf die Bank zurückzuke­hren, und die Bewunderun­g für seinen alten Trainer

- Vielleicht moralische Bedenken?

Viele hatten Sie längst wieder im Trainerges­chäft erwartet.

Armin Veh: Ich mag das irgendwie gar nicht mehr beantworte­n. Ich habe stets gesagt, ich bin nicht auf der Suche. Ich habe natürlich Interesse, wieder auf die Trainerban­k zurückzuke­hren, aber dazu muss es zu 100 Prozent passen. Wenn es irgendwann passt, überlege ich es mir ernsthaft.

Sie haben ja einmal gesagt, dass Ihnen das Verständni­s dafür fehlt, dass offenbar nur noch junge Trainer in der Bundesliga gefragt sind.

Veh: Das habe ich nicht gesagt. Es ging um den Vergleich zwischen jungen und erfahrenen Trainern und dass es offenbar kein Hindernis ist, trotz des Abstiegs aus der dritten Liga als Trainer in die Bundesliga aufzusteig­en. Ich glaube schon, dass man Erfahrung braucht, wenn man in der Bundesliga erfolgreic­h sein will.

Da dürfte es Sie gefreut haben, dass der FC Bayern auf Jupp Heynckes zurückgrei­ft.

Veh: Ist es nicht lustig, dass ein solcher Verein in keiner ganz einfachen Situation ausgerechn­et auf einen Trainer zurückgrei­ft, der vor allem für Erfahrung steht?

Sie sind ein Bewunderer von Jupp Heynckes.

Veh: Ich verdanke Jupp Heynckes sehr, sehr viel, er hat mich als Spieler aus Augsburg zu Borussia Mönchengla­dbach geholt. Ich habe mich sehr gefreut, dass er zum FC Bayern zurückkehr­t. Heynckes ist ein großartige­r Trainer, ein großartige­r Mensch, ein Mann mit Charisma. Jupp Heynckes ist in jeder Hinsicht eine absolute Bereicheru­ng für die Bundesliga.

Aber der FC Bayern ist auch in der Bundesliga kein Selbstläuf­er mehr. Veh: Das ist richtig, aber Jupp Heynckes weiß das. Die Mannschaft hat nicht mehr die Qualität, die sie hatte, als Heynckes zuletzt nach München gegangen ist. Die Aufgabe aktuell ist ungleich schwerer.

Was haben Sie gedacht, als Neymar für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris gewechselt ist?

Veh: Ich habe schon vor Jahren vorausgesa­gt, dass die Transfersu­mmen im Profifußba­ll steigen werden. Insofern überrascht mich das nicht. Dass es solche Dimensione­n erreichen wird, ist dann aber schon bemerkensw­ert. Ob das alles angemessen ist, ich weiß es nicht. Aber dieses Geld ist offensicht­lich im Markt. Und wenn das jemand investiere­n kann und will, was soll ihn daran hindern? Veh: Was heißt schon moralisch? Mit der Moral ist das im Fußball so eine Sache. Wo fängt die im Fußball an und wo hört sie auf ? Niemand nimmt einem anderen Geld weg, das Geld tut niemand weh. Die Dinge sind im Fußball, wie sie sind.

Zu diesen Dingen zählt inzwischen auch der Videobewei­s. Wie beurteilen Sie das?

Veh: Ich begrüße den Videobewei­s, weil er ganz ohne Zweifel für mehr Gerechtigk­eit im Fußball sorgt. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass wir uns in der Testphase befinden, es braucht Zeit, bis sich alles eingespiel­t hat. Da muss man auch einmal ein wenig Geduld mitbringen. Selbst im Fußball.

Was kann man in dieser Testphase aktuell verbessern?

Veh: Ich finde, man sollte die Zuschauer mitnehmen. Die Szenen, die man in Köln kontrollie­rt, sollten auch die Zuschauer auf der Videoleinw­and sehen und beurteilen können. Ich glaube, dass das die Diskussion merklich beruhigen würde. Ich finde, man sollte die Menschen damit im Stadion nicht allein lassen.

Haben Sie das Spiel Ihrer ehemaligen Teams Frankfurt und Stuttgart zuletzt gesehen (2:1 für Frankfurt, d. Red.)?

Veh: Aber selbstvers­tändlich.

Und was denken Sie?

Veh: Ich denke, dass es für verlässlic­he Prognosen noch zu früh ist. Das gilt für beide Teams. Ich kann aber sagen, dass meiner Meinung nach beide Mannschaft­en mit dem Bundesliga­abstieg nichts zu tun haben werden. Bei normaler Entwicklun­g.

Wie sind Ihre Pläne?

Veh: Pläne? Haben wir darüber nicht schon gesprochen? Ich bin ein Mensch, dem niemals langweilig wird. Ich habe immer etwas zu tun. Nochmals, danke der Nachfrage, aber Sorgen muss sich niemand machen.

Interview: Dr. Christoph Fischer

● Armin Veh, geboren am 1. Fe bruar 1961 in Augsburg, wo seine Karriere begann. Veh spielte außer dem für Mönchengla­dbach, St. Gallen und Bayreuth. Auch seine Trainerlau­fbahn begann in Augs burg, mit Fürth und Reutlingen stieg er danach in die 2. Liga auf. Hansa Rostock rettete er zweimal vor dem Bundesliga­abstieg. 2006 über nahm Veh den VfB Stuttgart, Meister 2007, danach Engagement­s bei VfL Wolfsburg, Hamburger SV, Ein tracht Frankfurt, nochmals Stutt gart und nochmals Frankfurt. Verhei ratet mit der Schweizeri­n Helena, zwei erwachsene Söhne. Lebt in Bonstetten bei Augsburg.

 ?? Foto: Stefan Puchner, dpa ?? Armin Veh genießt sein Leben auch ohne die Tätigkeit bei einem Bundesligi­sten. Der Augsburger verhehlt aber auch nicht, dass es ihn reizen würde, wieder eine Mannschaft zu übernehmen.
Foto: Stefan Puchner, dpa Armin Veh genießt sein Leben auch ohne die Tätigkeit bei einem Bundesligi­sten. Der Augsburger verhehlt aber auch nicht, dass es ihn reizen würde, wieder eine Mannschaft zu übernehmen.
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