„Sie ist und bleibt mein Christkindl“
Christa und Walter Dax haben erreicht, was nur Wenige erreichen. Der Glaube spielte eine große Rolle
Neuburg Walter und Christa Dax wissen, was die Attribute Treue und Verlässlichkeit bedeuten. Sie haben etwas geschafft, was nur Wenige schaffen: Das Neuburger Ehepaar hat Gnadenhochzeit gefeiert. Zu diesem seltenen 70-jährigen Ehejubiläum gratulierten gestern im BRK-Heim Mitbewohner, die Heimleitung, die Familie und als Ehrengast OB Bernhard Gmehling.
Der 91-jährige Senior und seine 89-jährige Gattin erinnern sich genau, wie im Frühjahr 1947 beim Tanz im damaligen Lokal Hipper in der Rosenstraße alles begann. Es war Liebe auf den ersten Blick, doch die Zeiten waren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entbehrungsreich und hart. „Für uns war schnell klar, wir gehören zusammen und zu zweit geht es leichter. Daran hat sich nichts geändert, wir können ohne den anderen nicht sein“, betont die Jubilarin. Ihr Mann nickt zustimmend, schmunzelt und sagt: „Sie ist und bleibt mein Christkindl“. Nicht nur weil seine Frau am ersten Weihnachtsfeiertag Geburtstag feiert, sondern weil sie seinen Lebenssinn bildet. Als Rezept für eine lange Ehe sagt er: „Wenn es Unstimmigkeiten gibt, muss man nachgeben können.“
Anschließend blickt er weit zurück. „Ich wurde mit 17 Jahren zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und musste an die Front, das war eine schlimme Zeit“, berichtet er mit Erinnerungen an die anschließende Gefangenschaft. Seine Ehefrau stammt aus Oberschlesien, machte in ihrer Kindheit und Jugend öfters Besuche bei Bekannten in der Ottheinrichstadt und sieht sich längst als Neuburgerin. Er war katholisch, sie evangelisch, was bei der Planung zur kirchlichen Hochzeit für Wirrungen sorgte. „Nach meinem Antrag, eine evangelische Frau zu heiraten, hat mich der damalige Pfarrer aus der Kirche ausgeschlossen“, erinnert er sich.
Bei der evangelischen Kirche war er herzlich willkommen und nach einem kurzen Einführungskurs wurde in Neuburgs Christuskirche der Bund fürs Leben geschlossen. Das Jubelpaar bemerkte, dass der liebe Gott nichts gegen eine gemischt konfessionell geschlossene Ehe hatte, was sich in ihren gemeinsamen Jahrzehnten spiegelte. Walter Dax arbeitete einige Jahre auf dem Flugplatz nahe Zell als Mechaniker auf der legendären „Tante JU“(Junkers) und später als Baggerführer beim Wittmann. „Da war ich im ganzen Landkreis unterwegs und überall bekannt wie ein sogenannter bunter Hund“, unterstreicht er. Christa Dax war überwiegend zu Hause als fürsorgliche Ehefrau und Mutter einer Tochter. Der gemeinsame Garten und Urlaube in den Bergen waren Jungbrunnen in ihrem Leben. Jetzt sorgen der Enkelsohn und die zwei Urenkel sowie das Angebot im BRK-Heim für Abwechslung. Hier wohnen sie seit knapp zwei Jahren.
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling unterstrich: „In meiner Amtszeit ist es erst das zweite 70. Ehejubiläum hier in Neuburg.“Er bewundere das Paar, das bei seinem Besuch glücklich strahlt. „Respekt und Anerkennung“, sagte er und gratulierte auch im Namen des bayerischen Ministerpräsidenten mit einem Geschenk. Jetzt wünscht sich das Jubelpaar, dass es noch die Kronjuwelenhochzeit (75 Jahre) gemeinsam feiern kann und dass keine weiteren Krankheiten dazukommen. Dann wünschen sie sich wieder einen Bericht in der Neuburger
Rundschau. Denn ihre Heimatzeitung würden sie seit Jahrzehnten lesen.