Wenn der Nachbar stresst
Keiner braucht sie, die meisten haben sie – nervige Nachbarn. Jeder siebte Deutsche ist deswegen schon umgezogen. Den Gefallen sollte man seinem Nachbarn nicht tun. Allerdings möchte man auch nicht zu den 500 000 Fällen gehören, die jährlich vor Gericht landen.
Im Grunde will man mit seinen Nachbarn gut auskommen, gerade wenn man Eigentümer einer Immobilie ist. Denn mit ihnen muss man es so lange aushalten wie mit der eigenen Frau – oft ein Leben lang. Im Fall der Ehe heißt es: Darum prüfe, wer sich ewig bindet. Kaum einer durchleuchtet aber vor einem Hauskauf seine Nachbarn auf ihre Tücken, obwohl das auch böse enden kann. Da sich nur die wenigsten ein Schloss samt weiträumigem Park leisten können, beginnt das Problem schon mit der unvermeidlichen räumlichen Enge in Städten.
Selbst ist man ja vielleicht auch nicht der einfachste Nachbar. Zumal, wenn man Kinder hat, dann kann es schon mal lauter werden. Und wenn man Musikinstrumente spielt, erleichtert das das Zusammenleben auch nicht gerade, selbst wenn man sich an die gesetzlich vorgeschriebenen Zeiten hält und die Räume dämmt.
Aber manche NachbarschaftsTypen sind auch ausgesprochene Sensibelchen. Sie regen sich auf wie das HB-Männchen auf Entzug, wenn der Ball beim Spielen mal in ihren Garten fällt. Und ihre systolischen Blutdruckwerte schießen beängstigend in die Höhe, wenn beispielsweise geparkte Fahrräder auch nur einige Zentimeter auf ihr Grundstück ragen. Solche Menschen klingeln gerne mal brüllend an der Haustür, wenn Kinder sie nicht grüßen oder das Gartentor gedankenlos zu heftig ins Schloss fallen lassen. Diese Nachbarn genießen es selbst allerdings, wenn man ihre Post entgegennimmt oder sie etwas auf dem angrenzenden Grundstück einlagern können.
Was also tun, wenn man das Gefühl hat: Hilfe, der Nachbar stresst! Natürlich sollte man ihn weiter grüßen, um den Fall nicht zu eskalieren. Vielleicht sollte man ihn zur gemeinsamen MorgenMeditation einladen? Oder zum Nachbarschafts-Yoga? Vielleicht aber sollte man Menschen, die jede Möglichkeit zur lautstarken Beschwerde nutzen, freundlich, doch bestimmt Grenzen setzen. Statistisch gesehen fühlten sich 39 Prozent der Deutschen schon einmal von ihrem Nachbarn schikaniert. Meistens beruht das auf Gegenseitigkeit. Das einzusehen, könnte ein Lösungsansatz sein.