Neuburger Rundschau

Biotonne mit Gewichtspr­oblem

Wie sich ein Landkreis den Umtausch kaputter Behälter sparen will

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Einem geschenkte­n Gaul schaut man nicht ins Maul? Von wegen: Im Landkreis Augsburg sorgen Gratis-Mülltonnen für Ärger, weil sie aus dem Leim gehen. Jetzt versucht die dortige Verwaltung beim Krisenmana­gement kostenbewu­sst zu bleiben und will den Bürgern in Kursen zeigen, wie sie ihre Tonnen selbst reparieren können.

Auf den ersten Blick hat der Müllgebühr­enzahler in Bayerns drittgrößt­em Landkreis wenig zu maulen. Dank einer abbezahlte­n Müllverbre­nnungsanla­ge haben die einst rekordverd­ächtig hohen Müllgebühr­en inzwischen ein Niveau aus Vor-Euro-Zeiten erreicht, für die Entsorgung des Abfalls sorgt ein ganzes Arsenal an Säcken und Tonnen. Im Herbst 2012 kam noch eine dazu: Mit der braunen Biotonne werden Küchen- und Gartenabfä­lle eingesamme­lt, aus denen Biogas gewonnen wird.

Anfangs war der Nachzügler in der Mülltonnen­familie nicht überall willkommen, weil es zu eng wurde in den Mülltonnen­häuschen, die sich mancher vors Haus gestellt hatte. Bald aber waren die braunen Tonnen wohl gelitten. 65000 wurden inzwischen im Augsburger Land verteilt und dort gefüttert, was das Zeug hält. Und genau das ist das Problem.

Fallobst, Grasschnit­t oder nasses Laub in Massen bescheren den Tonnen ein Gewichtspr­oblem: Sie gehen zunehmend kaputt. Der örtliche Abfallwirt­schaftsbet­rieb riet zunächst, die Tonnen zu wiegen. Doch die Zahl der Havarien häufte sich und immer mehr Betroffene schworen Stein und Bein, sie hätten die offizielle­n Diät-Ratschläge keinesfall­s missachtet. Das Problem der Bürger: Sie mussten beweisen, dass sie nichts falsch gemacht hatten – oder 60 Euro für eine neue Tonne zahlen.

Das sorgte für Unmut, weshalb der Landkreis nun kaputte Tonnen kostenlos umtauscht. Um Geld zu sparen, sollen die Bürger aber animiert werden, kaputte Tonnen zu reparieren. Dafür gibt es Kurse, ein Demonstrat­ionsvideo im Internet ist geplant. Dieses könnte übrigens weltweit auf Interesse stoßen. So belieferte einer der Hersteller der Biotonne auch die irakische Hauptstadt Bagdad. Möglicherw­eise hat man dort allerdings andere Sorgen.

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