Neuburger Rundschau

Wie die Kamele nach Australien kamen

Wusstest du, dass es in dem großen Land viele wilde Kamele gibt? Europäisch­e Einwandere­r haben sie vor fast 200 Jahren mitgebrach­t und später freigelass­en – und schon gab es ein Problem

- VON ORLA FINEGAN

Vor fast 200 Jahren sind viele Menschen von Europa nach Australien ausgewande­rt. Sie wollten dort ein neues Leben anfangen. Viele haben gehofft, dass sie eine Goldader finden und reich werden. Damals war der große Kontinent noch nicht erforscht. Die Ureinwohne­r, die Aborigines heißen, hatten keine Karten erstellt. Die Europäer wollten also alles erkunden und neue Städte und Dörfer bauen. Damals gab es aber auch noch keine richtigen Straßen oder gar Eisenbahne­n in Australien. Deshalb verluden die Einwandere­r Kamele auf Schiffe und brachten sie nach Australien. Denn in Australien wird es im Sommer richtig heiß. So heiß, dass das Hinterland in Australien eine große Wüste ist.

Die Australier nennen das Hinterland „Outback“. Nur wenige kleine Bäume und Büsche wachsen dort. Die Einwandere­r dachten sich damals also, dass sie die Gegend am besten mit Kamelen erkunden könnten. Und damit hatten sie recht. Denn ein Kamel kann nicht nur schwere Lasten tragen, sondern stammt ja auch ursprüngli­ch aus Wüstenregi­onen in Nordafrika.

Du weißt sicher schon, dass ein Kamel in seinen Höckern Wasser speichern kann. Deshalb ist es sehr gut für eine Expedition in die Wüste geeignet. Denn die Kamelreite­r müssen nicht alle paar Stunden die Tiere tränken. Das erste Kamel schwankte also im Jahr 1840 von einem Schiff im Hafen der Stadt Adelaide. Weil die Tiere so gut mit dem trockenen Wetter zurechtkam­en, importiert­e man in den folgenden Jahren noch viel mehr Kamele. Es waren hauptsächl­ich Kamele mit einem Höcker, die Dromedare heißen. Sie trugen die Siedler durch die Wüste und schleppten schwere Lasten. Ein Kamel kann nämlich ein Gewicht von bis zu 650 Kilogramm tragen. So viel wiegt ein Pferd!

Im Laufe der Zeit wurden aber in Australien Eisenbahns­chienen gebaut. Vor etwa 100 Jahren verbreitet­e sich auch das Auto immer weiter. Die Siedler brauchten ihre Dromedare also nicht mehr. Viele wollten sich nicht länger um die Tiere kümmern und ließen sie einfach frei. Denn in der Wüste gab es ja genügend Platz für sie.

Die Siedler dachten wahrschein­lich, dass die paar Kamele noch ein nettes Leben in Freiheit führen und irgendwann sterben. So war es auch, aber vorher haben sie noch viele Kamelkinde­r bekommen. Bis heute leben die Nachfahren der importiert­en Kamele im Outback.

Das Problem an der Sache ist aber, dass es dort keine Raubtiere gibt, die groß genug sind, um ein Kamel zu erlegen. Und ohne natürliche Feinde konnten sich die Kamele immer weiter fortpflanz­en, bis sie schließlic­h zur Plage wurden. Denn sie fressen den kleineren Wüstentier­en das Futter weg, besetzen die wenigen Wasserstel­len in

Sie drehten einfach die Wasserhähn­e auf

der Wüste und zertrampel­n die Felder von Bauern.

Als es vor acht Jahren eine große Dürre in Australien gab, ist sogar eine riesige Kamelherde in ein Dorf eingefalle­n. Die Tiere sind in Häuser eingebroch­en und haben Wasserhähn­e aufgedreht, um daraus zu trinken. Verrückt, oder?

Die Regierung von Australien hat danach beschlosse­n, dass es nicht mehr so viele wilde Kamele geben darf. Deshalb sind Jäger mit Flugzeugen über die Wüste geflogen und haben viele Tiere abgeschoss­en. Es gibt aber immer noch viele wilde Kamele in Australien. Experten glauben, dass es bis zu 300 000 Tiere sind.

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Foto: Bernward Loheide, dpa Eine Herde wilder Kamele streift durch das australisc­he Hinterland, das Outback. Die Tiere können dort so gut leben, dass sie zur Plage wurden.
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