Goldberg mit Langzeitwirkung
Virtuose Show des Jazz-Pianisten aus Brooklyn mit seinen beiden Begleitern
Neuburg Musikalisch wirkten alle drei schwingungsgleich. Im freien Spiel merkte man es besonders. Das amerikanische „Aaron Goldberg Trio“, das Freitagabend im Neuburger Birdland gastierte, begeisterte seine Zuhörer mit seinem virtuosen, aufmerksamen Trilog, mit eindrücklichen Höhenflügen, Mut zum Gang aufs Glatteis, rückhaltloser Extraversion und unangestrengtem Können.
Momente lang erreichte das Klavierspiel des Namensgebers Aaron Goldberg sogar das zeitlos Grandiose, etwa im kontrapunkt-ähnlichen Anfang, im sinnierenden Beginnen der Ballade. Immer wieder schien der Jazz-Pianist aus Brooklyn an Themen aus Klassik, Pop, Jazz anzudocken, klang manchmal nach Keith Jarrett und hatte doch eine individuelle Handschrift, ästhetisch beseelt, komplex polyrhythmisch bis ekstatisch explodierend, spielte an diesem Abend hauptsächlich Eigenes.
Sekundenbruchteile des Zögerns vor neuen Passagen in seinen Improvisationen verrieten die unmittelbare Schöpfung, den direkten Weg von Einfall und Ausdruck. Jeder der Musiker ließ sich auf die Kollegen ein, ein neuer Gedanke wurde in die Runde geworfen, aufgenommen, rundum begutachtet und entwickelt, aus der mantrahaften Wiederholung wurde Genese, aus der Ein-Ton-Repetition keimte bewundernswerte Vielfalt, implodierte im Leisen. Schien die Nummer zu Ende zu sein, fand sich doch einer im Trio, der nochmals aufleben ließ.
Aus dieser Offenheit entstanden spannende Augenblicke des Wogeht-es-hin. Schlagzeuger Leon Parker, harmonisch und rhythmisch vielseitig, ging über seine Drumstation hinaus, nutzte seinen Körper als Perkussionsinstrument, setzte Geräusch und Scat zum Groove ein.
Yasushi Nakamura blieb beim Bass-Zupfen mit klangschönem, vollem Ton, einer Begabung für vollendete Kantilenen und stupender Virtuosität, ebenso beim Unisono mit Aaron Goldberg. Ein hochkarätiger Jazz-Abend, ein Live-Erlebnis im besten Sinne: intensiv, gehaltvoll, gekonnt und mit Langzeitwirkung.