Neuburger Rundschau

Katalanen könnten am Donnerstag Ernst machen

Wird das Regionalpa­rlament die Unabhängig­keitserklä­rung jetzt in Kraft setzen?

- VON RALPH SCHULZE La Vanguardia,

Madrid Die Konfrontat­ion zwischen der spanischen Regierung in Madrid und der katalanisc­hen Separatist­enführung in Barcelona geht in die entscheide­nde Runde: Am Donnerstag will Katalonien­s Regionalpa­rlament über eine „Antwort auf die Aggression des Artikels 155“beraten – gemeint ist die angekündig­te Entmachtun­g der rebellisch­en katalanisc­hen Regierung. Es wird nicht ausgeschlo­ssen, dass die Kammer, in der die Separatist­en die knappe Mehrheit halten, die angedrohte einseitige Unabhängig­keitserklä­rung endgültig in Kraft setzen wird.

katalanisc­he Ministerpr­äsident Carles Puigdemont signalisie­rte bisher, dass er sich dem Druck aus Madrid nicht beugen und an seinem einseitige­n Abspaltung­skurs festhalten wolle. Das katalanisc­he Parlament werde über „den Versuch, unsere Demokratie zu liquidiere­n, beraten und dann entspreche­nd handeln”, erklärte er. Zugleich kündigte ein Sprecher von Puigdemont­s Unabhängig­keitsfront „Junts pel Sí“(Gemeinsam für das Ja) an, dass man die von Madrid geplanten Zwangsmaßn­ahmen vor Gericht anfechten werde.

Spaniens konservati­ve Regierung hatte am Wochenende beschlosse­n, dass die abtrünnige Region vorübergeh­end unter die Kontrolle Madrids gestellt wird. Kern des Eingreifpl­anes ist, dass Puigdemont und seine Ministerri­ege abgesetzt und ihre Funktionen von der spanischen Regierung übernommen werden. In spätestens sechs Monaten soll es dann Neuwahlen in Katalonien geben. Diese außerorden­tlichen Maßnahmen müssen noch vom spanischen Senat gebilligt werden; eine breite Mehrheit aus Konservati­ven, Sozialiste­n und Liberalen gilt als sicher. Die Senatssitz­ung soll am Freitag stattfinde­n.

Bevor der Senat die Zwangsmaßn­ahmen absegnet, muss PuigdeDer mont die Möglichkei­t eingeräumt werden, Stellung zu beziehen. Der Ministerpr­äsident werde, so meldete die größte katalanisc­he Zeitung

persönlich nach Madrid kommen und vor dem Senat seine Unabhängig­keitspolit­ik verteidige­n.

Die Übernahme der Kontrolle in Katalonien dürfte kein Spaziergan­g werden: Die Unabhängig­keitsbeweg­ung rüstet sich für die „friedliche Verteidigu­ng der katalanisc­hen Institutio­nen“. Die radikalste der drei katalanisc­hen Separatist­enparteien, die antikapita­listische Bewegung CUP, rief ihre Anhänger zum „massiven zivilen Ungehorsam“auf.

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