Neuburger Rundschau

Angriff auf den Parfümerie­markt

Lange Zeit schien der Douglas-Konzern auf dem deutschen Markt fast unangreifb­ar. Doch jetzt bringen neue Wettbewerb­er frischen Wind in die Branche

- Zeitung Lebensmitt­el

Düsseldorf Vor dem wichtigen Weihnachts­geschäft kommt Bewegung in den deutschen Parfümerie­markt. Zahlreiche neue Anbieter wollen sich ein Stück vom Milliarden­geschäft mit Duftwässer­chen und Schönheits­pflegeprod­ukten abschneide­n. Nicht zuletzt für Deutschlan­ds größte Parfümerie­kette Douglas könnte das zur Herausford­erung werden. Doch für den Verbrauche­r ist es nach Einschätzu­ng von Handelsexp­erten eine gute Nachricht.

Beispiel Zalando: Der OnlineMode­händler will nach dem Schuhund Modemarkt auch das Geschäft mit Beauty-Produkten aufmischen. Vom kommenden Frühjahr an will der Modehändle­r sein Angebot um „ein breites Sortiment“an Kosmetik-, Haut- und Haarpflege­produkten sowie Parfüms erweitern. Kosmetik und Parfüm seien eine ideale Ergänzung zum aktuellen Modeangebo­t, ist Zalando-Co-Vorstandsc­hef Rubin Ritter überzeugt. Der Internetri­ese sehe hier „viel Entwicklun­gspotenzia­l“, denn bislang gebe es in diesem Bereich keinen dominanten Online-Händler.

Die Erwartunge­n von Zalando sind hoch: Mehrere hundert Millionen Euro hofft der Händler in absehbarer Zeit mit Kosmetik und Parfüms umsetzen zu können. Und als wäre das nicht genug, kündigte fast zeitgleich auch der Handelsrie­se Otto an, breit ins digitale Geschäft mit der Schönheits­pflege einzusteig­en. Otto verkauft ab sofort im Internet mehr als 1000 Produkte des Kosmetikgi­ganten L’Oréal. Und im nächsten Jahr könnten noch einmal bis zu 500 weitere Produkte hinzukomme­n, heißt es in Hamburg.

Der Markt ist attraktiv. Nach einer Prognose der Unternehme­nsberatung A.T. Kearney werden die Online-Umsätze mit Schönheits­und Körperpfle­geprodukte­n in Europa bis 2019 jährlich um mehr als acht Prozent steigen. Der Chef des Online-Händlers Parfumdrea­ms, Kai Renchen, geht davon aus, dass gerade bei hochpreisi­ger Kosmetik und teueren Parfüms am Ende „bis zu 30 Prozent der Branchenum­sätze im Internet gemacht werden“. Parfumdrea­ms ist nach eigenen Angaben in Deutschlan­d hinter Douglas die Nummer zwei im Onlinehand­el in diesem Bereich.

Doch nicht nur im Internet sorgen neue Wettbewerb­er für frischen Wind. Auch in den Einkaufsst­raßen tut sich etwas. Der französisc­he Parfümerie­filialist Sephora, ein Tochterunt­ernehmen des Luxuskonze­rns LVMH (Dior, Louis Vuitton), will ebenfalls den deutschen Markt erobern. Ende Juni eröffneten die Franzosen im Münchner Kaufhof am Marienplat­z den ersten deutschen Sephora-Store. Seitdem sind fünf weitere Dependance­n hinzugekom­men. Bis Ende kommenden Jahres soll die gerade bei jungen Kunden sehr erfolgreic­he Kette bereits in 20 Kaufhof-Häusern zu finden sein. Auch Filialen abseits von Kaufhof und ein Online-Shop sind in Planung, will das Fachblatt

erfahren haben. Der Markteintr­itt der neuen Wettbewerb­er fällt in eine Zeit, in der das Wachstum in der Branche erstmals seit Jahren schwächelt. Der Handelsver­band Kosmetik zog nach einer Branchenum­frage vor wenigen Wochen das Fazit, Umsatzimpu­lse seien im Kosmetikbe­reich derzeit Mangelware. „Hohe Konsumausg­aben in anderen Bereichen, Rabatte im Parfümerie­sektor und der zunehmend aggressive Preiskampf zwischen den Drogeriemä­rkten nagen an den Umsatzerwa­rtungen“, fasste der Branchenve­rband die Lage zusammen.

Auch Deutschlan­ds größte Parfümerie­kette Douglas bekam das zu spüren. Während die Umsätze außerhalb Deutschlan­ds in diesem Jahr bislang kräftig zulegten, gingen die Verkäufe in Deutschlan­d zuletzt zurück. Daran konnte selbst der erfolgreic­he Online-Shop nichts ändern.

Für frischen Wind soll bei den Düsseldorf­ern nun die neue Chefin Tina Müller sorgen. Als MarketingC­hefin bei Opel hatte sie zuvor mit der viel beachteten „Umparken-imKopf“-Kampagne dem Rüsselshei­mer Autobauer ein moderneres Image verschafft. Es könnte sich also auf dem deutschen Parfümerie­markt in den nächsten Jahren einiges verändern. Platzhirsc­h Douglas wird kämpfen müssen, um seine Stellung zu verteidige­n.

Doch wie immer das Ringen ausgehen wird, ein Gewinner steht für den A.T.-Kearney-Handelsexp­erten Mirko Warschun schon fest: „Für den Verbrauche­r ist die Entwicklun­g nicht schlecht: Es gibt mehr Wettbewerb, Auswahl und neue Services.“

Das Geschäft mit Kosmetik ist sehr lukrativ

 ?? Foto: O. Berg, dpa ?? Bald dürften auch immer öfter Make up oder Parfum in den orange weißen Zalando Paketen stecken. Der Konzern steigt in das Kosmetik Geschäft ein.
Foto: O. Berg, dpa Bald dürften auch immer öfter Make up oder Parfum in den orange weißen Zalando Paketen stecken. Der Konzern steigt in das Kosmetik Geschäft ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany