Neuburger Rundschau

Auf ein Neues

Sebastian Vettel räumt seine Niederlage gegen Lewis Hamilton ein. Im kommenden Jahr will er wieder am Briten vorbeizieh­en. Dann aber wohl mit einem veränderte­n Team

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Austin Gezeichnet von der unausweich­lichen WM-Niederlage verschob Sebastian Vettel alle Titelträum­e endgültig auf das nächste Jahr. „Es gibt viele Dinge, die mir Hoffnung machen, wenn ich in die Fabrik schaue. Auf die Ideen, die da auf dem Tisch liegen“, sagte der Ferrari-Pilot, nachdem er als Zweiter in Austin wohl auch die letzte Chance im Zweikampf mit dem nun fast sicheren Formel-1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton vergeben hatte. „Wir sind noch nicht gut genug“, bekannte Vettel, dessen Rückstand auf seinen Mercedes-Rivalen drei Rennen vor Schluss auf 66 Punkte wuchs. Schon mit Rang fünf am kommenden Sonntag in Mexiko kann Hamilton auch alle mathematis­chen Restzweife­l an seinem vierten WM-Triumph beseitigen.

Doch mit seiner dominanten Fahrt zum fünften Sieg im sechsten Austin-Rennen, seinem neunten in diesem Jahr, zerstörte der Brite schon jetzt jeglichen Glauben im Ferrari-Lager an ein spätes Wunder. „Dafür lebe ich. Ich genieße das Rennfahren mehr als je zuvor“, schwärmte der 32-Jährige. Völlig aufgekratz­t alberte Hamilton auf dem Siegerpodi­um mit dem einstigen Supersprin­ter Usain Bolt herum, nachdem er aus den Händen des früheren US-Präsidente­n Bill Clinton seinen Pokal erhalten hatte. Im Überschwan­g überredete er Bolt gleich noch zum Duett mit dessen berühmter Sterndeute­r-Geste. So übermächti­g wie einst der Jamaikaner auf der Tartanbahn zwang Hamilton seit der Sommerpaus­e das WM-Rennen auf seine Seite. „Ich arbeite seit fünf Jahren mit ihm. Auf diesem Level habe ich ihn noch nie gesehen“, lobte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Hamilton war im Werksteam auch die entscheide­nde Triebkraft dafür, dass die Silberpfei­le trotz einer umfassende­n Regelrefor­m auch im vierten Jahr nacheinand­er den Konstrukte­urstitel einfuhren. „Das ist der Lohn für die harte Arbeit vieler Menschen“, sagte Wolff. Kurz danach platzte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene in die Presserund­e des Österreich­ers und zeigte Größe in der Niederlage. „Es war ein harter Kampf“, murmelte Arri- vabene nach einem kräftigen Händedruck mit Wolff, der tröstend entgegnete: „Nächstes Jahr.“Ob Arrivabene aber 2018 die Scuderia wirklich noch in die Revanche führen darf, erscheint nach den jüngsten Enttäuschu­ngen und einer Reihe technische­r Pannen zumindest fraglich. „Es wird eine Änderung geben innerhalb der Organisati­on“, kündigte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne schon vor dem Start in Texas an.

Vettel warnte zuletzt zwar immer wieder vor übereilten Personalwe­chseln, sagte aber auch: „Wir können die Schuld nicht woanders hinschiebe­n. Es war schwach von uns als Team, mit dem Auto, das wir hatten, nicht die Ergebnisse einzufahre­n.“Am Ende der Sommerpaus­e lag der Hesse noch in der WM vorn, ehe er in sechs Rennen 80 Punkte auf Hamilton einbüßte. „Es liegt an uns, die letzten Lektionen sauber hinter uns zu bringen und die letzten Schritte dann zu gehen“, sagte Vettel mit Blick auf die anstehende­n Monate harter Arbeit. Hamilton indes will zunächst noch seine Titelfahrt weiter genießen. Im Qualm einer dicken Siegerziga­rre ermahnte er seine Crew, auch die letzten Aufgaben dieser Saison mit vollem Elan anzugehen. „Wir sollten nicht voreilig sein. In meinem Kopf muss ich noch drei Rennen gewinnen“, sagte Hamilton. In seiner derzeitige­n Form klang das keineswegs vermessen.

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Foto: Clive Mason, afp Sebastian Vettel und Lewis Hamilton begegneten sich in dieser Saison nicht wirklich auf Augenhöhe. Meistens hatte der Merce des Fahrer die Vorteile auf seiner Seite.

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