Der Landstrich der Dichter
Wie das literarische Erbe im Ausseer Land hilft, die Tradition am Leben zu erhalten
„handgenäht und vom Muster her ein Unikat.“
Die Frauen im Ausseer Land lieben ihre Dirndl. Schließlich gilt Bad Aussee als Österreichs Trachtenhauptstadt. Zehn Dirndl im Schrank sind da keine Seltenheit. Nicht alle sind freilich handkolorierte und – genähte Seidendirndl. Es geht auch günstiger – im Baukastenprinzip. Zum Beispiel im Geschäft Ausseer Gwand. Hier kann frau sich Rock und Leiberl, Schürze und Tuch aus Fertigteilen zusammenstellen. Sie kann sich allerdings auch ein Dirndl nach eigenen Wünschen nähen lassen, denn zu dem Traditionsbetrieb gehört eine Schneiderei. Im Laden sind auch alte Trachten zu sehen, kurze Lederhosen und bestickte Joppen. Fehlt nur noch der hohe Hut, wie ihn der Erzherzog trug.
Daniel Craig, der 2015 für die Dreharbeiten am Bond-Film „Spectre“an den Altausseer See kam, wird kaum Zeit gehabt haben, sich in den Läden von Bad Aussee umzuschauen. Musste er doch innerhalb
Daniel Craig war hier dem „pale king“auf der Spur
von zwei Tagen den „pale king“aufspüren. Auch Klaus Maria Brandauer wird er nicht besucht haben. Der Großschauspieler, in Altaussee geboren, verkörperte 1984 in „Sag niemals nie“Maximilian Largo, den Widersacher von Craigs Bond-Vorgänger Sean Connery. Brandauer wohnt im ehemaligen Haus Jakob Wassermanns, und er inszeniert jedes Jahr im August Shakespeare auf der Seewiese.
„Wenn’s schön ist, ist’s kitschig. Wenn’s schiach ist, is immer noch schön“, sinniert Tourismusdirektor Ernst Kammerer bei der Jause im schnuckeligen Jagdhaus Seewiese, wo Fotos und Autogramme an die Bond-Dreharbeiten erinnern. Gleich um die Ecke am See lässt Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz die alte Jausenstation wiedererstehen – samt Gastgarten und Tanzboden. Felix Suchanek freut sich schon darauf. Der 61-Jährige ist Bootsbauer und schippert mit seiner traditionellen Plätte gerne Touristen über den See. 39 solcher „genialen Boote“(Suchanek) gibt es noch in Altaussee – auch dank des Tourismus. „Wenn wir keine Touristen hätten, würde es in Altaussee keine Plätten mehr geben,“ist der Bootsbauer überzeugt. Er weiß aber auch: „Bei dieser Landschaft wäre es schon schwer, keinen Tourismus zu haben.“Das sieht wohl auch die holländische Königsfamilie so, die vor kurzem hier war und – ganz ohne Medienrummel – auf einer Plätte über den See fuhr.