Gift im Idyll
Die Mafia ist mächtig in Italien. Arte zeigt: Auch Nordeuropa profitiert davon
Arte, 20.15 Uhr Kalabrien ist ein schöner Landstrich mit viel Küste und einigen Bergen – an der Spitze von Italiens Stiefel, kurz vor Sizilien. Doch die Postkartenidylle trügt – seit den 80er Jahren wird im Meer viel Müll entsorgt, darunter auch angereichertes Uran. Die Mafia nutzt das Mittelmeer als Deponie für allerhand Abfälle, die größtenteils stark giftig sind – Fischfang und Tourismus spielen keine Rolle.
Um diese üblen Machenschaften geht es in der Dokumentation „Das Gift der Mafia“, die heute Abend auf zu sehen ist. 1989 wurden im Ort Santa Domenica Talao in der Provinz Cosenza gut 60 Tonnen Krankenhausmüll entdeckt, die illegal in einem Firmenofen verbrannt werden sollten. Außerdem sollen über 100 Schiffe mit Giftmüll an Bord vor der italienischen Küste versenkt worden sein – darunter die „Rosso“. Lange Zeit wurde darüber eisern geschwiegen, die Beamten in den Behörden schauten lieber weg, weil sie selbst von der Mafia abhängig sind, oder weil sie um ihr Leben fürchten. Aussteiger, die mit der Polizei kollaborieren, gibt es kaum.
Doch in jüngster Zeit intensivieren Staatsanwälte ihre Ermittlungen im illegalen Müllgeschäft. Ein Physiker und Aktivisten berichten von furchtbaren Umweltgiften, die bei Menschen schwere Erkrankungen bis hin zu tödlichem Krebs auslösen.
Ermittler, Experten, Gewerkschaftler und Informanten äußern sich. Der Ex-Präsident der AntiMafia-Kommission Francesco Forgione, sagt: „Ich möchte betonen, dass der giftige Müll, den die Mafia entsorgt, aus Nordeuropa stammt. Dort macht man sich, um Kosten zu sparen, zu willigen Handlangern der italienischen Mafiosi.“