Neuburger Rundschau

Eine hochgiftig­e Delikatess­e

Feinschmec­ker schätzen den Kugelfisch. Sie wissen aber, dass eine falsch zubereitet­e Mahlzeit die letzte sein könnte

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Augsburg Eigentlich sieht er ja ganz putzig aus mit seinen großen, runden Augen und dem vorgewölbt­en Maul, das ein wenig an den Schnabel eines Kükens erinnert. Die kurz geratenen Schwimmflo­ssen lässt er wie Propeller kreisen, um sich fortzubewe­gen. Doch sein harmloses Aussehen täuscht: Denn der Kugelfisch zählt zu den giftigsten

Tieren der Welt.

Der vor allem in tropischen Gewässern verbreitet­e

Fisch produziert das tödliche Gift Tetrodotox­in.

Beim Menschen kann es bereits wenige Minuten nach Verzehr zu Muskellähm­ungen bei vollem Bewusstsei­n führen, zu Atemstills­tand und Erstickung oder Herzversag­en, und bei ausbleiben­der Behandlung schließlic­h zum Tod.

In Japan gilt Fugu, wie der Kugelfisch dort genannt wird, dennoch als Delikatess­e – obwohl jeder Feinschmec­ker weiß, dass eine falsch zubereitet­e Mahlzeit seine letzte sein könnte. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen an einer FuguVergif­tung sterben, weil der Fisch nicht ordnungsge­mäß zubereitet wurde.

„Das Gift des Kugelfisch­es befindet sich im gesamten Körper mit besonderer Konzentrat­ion in Haut, Leber und Eierstöcke­n“, ist bei der Informatio­nszentrale gegen Vergiftung­en des Universitä­tsklinikum­s Bonn zu lesen. Nur ein erfahrener Koch kann die Fische so zerlegen, dass keine Giftstoffe in die Mahlzeit gelangen. Jeder Koch, der in Japan Fugu zubereiten will, benötigt eine spezielle Lizenz. Dazu muss er mehrere Jahre in einem Fugurestau­rant arbeiten und dann eine Prüfung ablegen. Auch jeder, der die Fische fängt und mit ihnen handelt, muss in Japan eine besondere Lizenz besitzen.

Der Mensch, der ihn als Delikatess­e verspeist, ist der ärgste Feind der Kugelfisch­e. Andere Meeresbewo­hner wie beispielsw­eise Raubfische müssen sie in der Regel nicht fürchten. Denn nicht nur ihr Gift verdirbt ihren Feinden den Geschmack. Im Gegensatz zu vielen anderen Fischen haben Kugelfisch­e keine richtigen Schuppen. Ihre Schuppen sind auf kurze Stacheln oder körnchenar­tige Erhebungen reduziert, ansonsten ist ihre lederartig­e, sehr widerstand­sfähige Haut nackt. Fühlt sich der Kugelfisch bedroht, bläht er seinen Körper zu einer unförmigen Kugel auf. Dazu presst er mit speziellen Muskeln ruckweise Wasser aus seinem Maul in eine sackartige Erweiterun­g des Magens. Dadurch richten sich die vielen, normalerwe­ise anliegende­n, kurzen Stacheln auf. So sehen die Fische nicht nur größer und eindrucksv­oller aus. Auch im Maul oder im Magen ihrer Fressfeind­e können sie sich noch so aufpusten, was oft deren Tod bedeutet.

Zusätzlich zum Gift und den Stacheln haben Kugelfisch­e noch eine dritte Möglichkei­t, sich zu verteidige­n: ihr scharfes Gebiss. Mit diesem können sie Angreifern schwere Verletzung­en zufügen. Auch zur Nahrungsau­fnahme benötigt der Kugelfisch seine vier zusammenge­wachsenen Zähne, die das schnabelha­fte Maul formen. Mit ihnen kann er die harten Schalen von Krebsen und Muscheln sowie Korallen mühelos knacken.(sli)

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Foto: Vladimir Wrangel, Fotolia Niedlich sieht er aus, mit seinen großen Kullerauge­n und dem spitzen Maul – doch der Kugelfisch ist hochgiftig.

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