Neuburger Rundschau

Der vergessene Bischof Simpert und sein Bistum

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Zum Artikel „Täglich kommen Gläubige an sein Grab“vom 13. Oktober er reichte uns folgende Zuschrift:

Der Autor des Artikels beklagte sich zu recht, dass sein Tagesheili­ger, Bischof Simpert, sich nicht im Gedächtnis der Stadt gehalten habe – war er doch von 788 (Einsetzung als Vertrauter Karls des Großen) bis kurz nach 800 Bischof von Neuburg. Bischof von Augsburg wurde er erst (wiederum durch Karl den Großen), als das anscheinen­d verwaiste Bistum Augsburg kurz nach 800 mit ihm neu besetzt wurde.

Damals brachte er den Rest des einst größeren Bistums Neuburg als Morgengabe mit – es bildet seitdem den rechts des Lechs gelegenen Teil des heutigen Bistums Augsburg. Vorher hatte Simpert nie etwas mit Augsburg zu tun, er wird stets (so 798 und 799) Bischof von Neuburg genannt (800 sogar als Stafnensis = Staffelsee). Die Besetzung von Augsburg mit seiner Person war sicher eine Haupt- und Staatsakti­on, war doch der Lech die historisch­e Grenze zwischen Baiern (Bavaria) und Schwaben (Alamannia), bis 800 die der völlig unabhängig voneinande­r existieren­den Bistümer Neuburg (Bavaria) und Augsburg (Alamannia). Und er war Erzbistums­grenze zwischen Salzburg (im Osten) und Mainz (im Westen.

Wie der Autor das mit dem Bistum Neuburg darstellte, ist die bisherige „Augsburger“Sicht. Man kann dies aber (auch quellenmäß­ig belegt) anders sehen. Neuburg war um das Jahr 700 bereits so bekannt, dass es in der Handschrif­t des sogenannte­n Geographen von Ravenna als Nova (Civitas) erstmals genannt wird. Damals gab es in der Bavaria wie in der Alamannia je zwei Bistümer: hier Lorch (= Enns, OÖ) und wohl Neuburg, dort Augsburg und Konstanz, alles alte Römerstädt­e. Quellenmäß­ig belegt ist, dass die Einteilung der Bavaria in die vier (weiteren) Bistümer Salzburg, Freising, Regensburg und (als Nachfolger von Lorch) Passau im Jahre 739 durch Bonifatius, sedens in ciuitate Noua, also vom (Bischofssi­tz) Neuburg aus erfolgte (verkehrsgü­nstige Lage); Neuburg trat dabei Gebiete an das neue Freising ab, behielt jedoch den Korridor zum Staffelsee (mit einem dem Bischof von Neuburg zugeordnet­en Kloster). (741) ist die Ordinierun­g des Wicco als Bischof von Neuburg durch Papst Zacharias bezeugt.

Was ließe sich tun, um das Gedächtnis an Simpert in Neuburg präsenter zu gestalten? Vielleicht den Platz westlich vor der Peterskirc­he, dem „Dom“des einstigen Bistums Neuburg, als „BischofSim­pert-Platz“benennen?

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