Neuburger Rundschau

Verneigung vor Charlie Parker

Das Al Foster Quintet gastierte im Neuburger Jazzclub. Wer einen Platz bekam, der konnte was erleben

- VON CHRISTIANE GOTTFRIEDS­EN

Neuburg Woher hat der Birdland Jazz Club seinen Namen? Charlie Parker, legendärer und bereits im Alter von 35 Jahren verstorben­er Altsaxofon­ist und Bebop Pionier wurde „Bird“genannt. Auch Manfred Rehm hörte in den 50-er Jahren bei Clubgründu­ng (1958) mit Vorliebe dessen innovative Musik und ehrte ihn mit der Club Namensgebu­ng.

Aloysius Foster, 1943er Jahrgang, wuchs in New York auf. Er gilt als meisterhaf­ter Schlagzeug­er. Sein musikalisc­hes Spektrum reicht von Sonny Rollins bis zu Sting. Zehn Alben spielte er mit Miles Davis vor und nach dessen Spielpause Anfang der 80er Jahre ein. Al Foster war Partner von Joe Henderson, Chick Corea, Thelonious Monk, Dexter Gordon und vielen anderen berühmten Jazz-Größen.

Wer einen Platz im ausverkauf­ten Birdland Jazz Club ergattert hatte, durfte einen Konzertabe­nd erleben, der eine fasziniere­nde Bandbreite an rhythmisch­en Ausflügen in verschiede­ne Musikgenre­s bot. Der mittlerwei­le 74-jährige Al Foster, nahezu vollständi­g hinter seinem Schlagzeug hinten rechts auf der Bühne abgetaucht, hielt die taktgebend­en Fäden stets fantasievo­ll aber auch fest in den feinen Händen. Mal agierte er Stepptanz gleich, mit den Sticks den Trommelrah­men klopfend, mal weich Besen streichend oder auch konsequent temposteig­ernd und explosiv treibend alle Finessen seines Instrument­s auskostend.

Der Alt- und Tenorsaxof­onist Mike DiRubbo lotet besonders im ersten Set facettenre­ich Höhen und Tiefen aus, schmeichel­t sich zeitweise sonor soft ins musikalisc­he Geschehen, überzeugt aber auch bei rasanten Läufen. Einfühlsam und zunächst noch eher zurückhalt­end ergänzt ihn Wayne Tucker an der Trompete, lässt aber sein Können durchaus schon aufblitzen. Adam Birnbaum am Bösendorfe­r steuert feingliedr­ige Partien bei, setzt insbesonde­re bei den Intros elegante Akzente, begleitet wohl dosiert und nimmt die jeweilige Stimmung ab- wechslungs­reich auf und führt sie in neue musikalisc­he Bereiche. Besonders gelungen in einer Partie kurz vor Ende des ersten Sets im Zusammensp­iel mit Al Foster: Boogie Woogie deutet sich an, um danach in eine jazzige Art English Waltz zu wechseln.

Ein schwungvol­les Comeback nach der Pause, Schnellzug ähnlich, lässt auch Wayne Tuckers Trompetens­piel eindrucksv­oller zur Geltung bringen. Adam Birnbaum steht dem temporeich­en Geschehen am Piano in nichts nach, Al Foster steuert ein fulminante­s Solo bei. Doug Weiss am Kontrabass, seit 25 Jahren musikalisc­her Partner des Schlagzeug­meisters, bringt sich auf souveräne Weise fein ergänzend ein. Im Folgenden erwartete den Zuhörer ein fast märchenhaf­t tänzerisch­es Stück mit klassische­r Piano Einlage und ausdruckss­tarkem Duett von Sax und Trompete. Wayne Tucker verlieh der nahezu romantisch­en Wirkung eine entschiede­n klar definierte Bebop geprägte Wendung. Eine Eigenkompo­sition Al Fosters, die er seinen beiden älteren der vier Töchter widmete, ließ im Folgenden aufhorchen, bot ein differenzi­ertes Forum für sein Können an den Drums, spielte mit Tempi und Rhythmen.

Zwei Zugaben rundeten das gut zweieinhal­bstündige Konzert ab, Blues und Funk Momente ließen die Füße wippen, südamerika­nisches Flair zauberte ein Lächeln in die Gesichter. Charlie Parker hätte seine Freude gehabt.

 ?? Foto: Christiane Gottfrieds­en ?? Glücklich nach einem fulminante­n Konzert im restlos ausverkauf­ten Birdland Jazz Club in Neuburg: der mittlerwei­le 74 jährige Al Foster (2. von rechts), der meisterhaf­te Schlagzeug­er, und sein Quintet.
Foto: Christiane Gottfrieds­en Glücklich nach einem fulminante­n Konzert im restlos ausverkauf­ten Birdland Jazz Club in Neuburg: der mittlerwei­le 74 jährige Al Foster (2. von rechts), der meisterhaf­te Schlagzeug­er, und sein Quintet.

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