Neuburger Rundschau

Max Uthoff, ein großer seiner Zunft

„Sinninger Initiative gegen Rechts“gelang ein echter Glücksgrif­f – und das auch noch für den guten Zweck

- VON DORIS BEDNARZ

Sinning Der bekannte Politkabar­ettist Max Uthoff sorgte am Samstag in Sinning für eine restlos ausverkauf­te Schlosswir­tschaft. Der „Sinninger Initiative gegen Rechts“gelang mit der Einladung des Münchners ein echter Glücksgrif­f.

Zum einen überzeugte Uthoff mit seinem dritten Soloprogra­mm „Gegendarst­ellung“das Publikum, zum anderen verkündete Lutz Hollermeie­r, der Sprecher der „Sinninger Initiative gegen Rechts“zu Beginn des Abends, dass der Künstler sich für eine Benefizvor­stellung entschiede­n hatte. Die Einnahmen der Veranstalt­ung gehen an die Integratio­nsklasse der Mittelschu­le Neuburg und an ein Schulproje­kt im Kongo, das der Sinninger Pfarrer, Serge Senzedi, unterstütz­t.

Der 50-jährige Uthoff, der 2007 seine Anwaltskar­riere an den Nagel hing, moderiert seit 2014 zusammen mit Claus von Wagner die FernsehSat­ire „Die Anstalt“im ZDF und wurde 2012 mit dem Deutschen Kleinkunst­preis ausgezeich­net. Schick in Anzug und Krawatte, in der Hand ein Megafon, klärt er gleich zu Beginn des Abends die Gäste mit der Behauptung „Wer immer wieder dasselbe sagt, hat recht!“auf. Nach dem Erfolgsslo­gan der herrschend­en Klasse begrüßt der Satiriker seine Gäste mit einer leicht veränderte­n sarkastisc­hen Gedichtzei­le von Johann Gottfried Seumes: „Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder. In diesem Sinne willkommen zu einem Abend ohne Musik!“

Max Uthoff reiht mit atemberaub­ender Sprechgesc­hwindigkei­t Pointe an Pointe und klärt die Gäste über seine Sicht der sozialen Missstände auf. Er berichtet über die Deformieru­ng und Entgleisun­gen von Politik und Medien. Doch der brillante Satiriker nimmt höchst unterhalts­am auch sich selbst aufs Korn: „Wenn ich eine bewusstsei­nsveränder­nde Erfahrung machen will, nehme ich zwei Treppen auf einmal!“Max Uthoff macht mit seinen verbalen Bosheiten vor keiner Partei halt. Er lästert über Trumps Frisur, die „aussieht, als ob er in einer Zuckerwatt­emaschine hängengebl­ieben ist“und bezeichnet den Hamburger G-20-Gipfel als Kasperlthe­ater, in den Hauptrolle­n Angela Merkel als Kasperl und Donald Trump als Seppl. Er kritisiert die riesigen Wahlplakat­e und ist für die Ehe für alle, „weil jeder das Recht erhalten sollte, die gleichen Fehler zu begehen“.

Max Uthoff beschränkt sich während seines zweistündi­gen Auftritts auf seine messerscha­rfe Artikulati­on und verzichtet auf jegliche Bühneneffe­kte. Er bezeichnet Ursula von der Leyen als schönste Vereidigun­gsminister­in nach Karl-Theodor zu Guttenberg. Er verharmlos­t die Gefahr eines Atomkriegs. Wer so miserabel twittert wie Trump, kann keinen Atombomben­code fehlerfrei eingeben.

Sein Repertoire erstreckt sich über die vergangene­n 40 Jahre und umfasst internatio­nale Politik, Wirtschaft­sformen und Gesellscha­ftsentwick­lung. Seine satirische Abrechnung macht auch nicht vor dem Islam Halt, der Selbstmord­attentäter­n den Einzug ins Paradies und 72 Jungfrauen verspricht. Er unterstell­t Bochumer Jugendlich­en noch nicht Macho genug zu sein, um zu erkennen, warum die Jungfrauen noch Jungfrauen sind.

In seiner Zugabe machte er dem Publikum noch Vorschläge für originelle Grabsteins­prüche verschiede­ner Prominente­r. Angela Merkel würde möglicherw­eise „Das ist alternativ­los“, Helene Fischer logischerw­eise „Atemlos“wählen, bei Helmut Schmidt könnte „Bitte keine heiße Asche einfüllen“oder bei Günter Wallraff „Endlich ganz unten“auf dem Stein stehen.

Einen Kabarettab­end vom Feinsten bot Max Uthoff, ein Großer seiner Zunft, der auf humorvolle Weise nicht nur politische Themen durch den Kakao zog.

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Foto: Doris Bednarz Sorgte bei der Benefizver­anstaltung in der Schlosswir­tschaft in Sinning für ein volles Haus: der Politikkab­arettist Max Uthoff.

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