Neuburger Rundschau

Eine ganz starke Frau

1988 erfährt Rosina Haid, dass ihr Mann Eduard an Parkinson erkrankt ist. Sie begleitet und pflegt ihn über Jahrzehnte. Dafür wurde sie mit dem Bundesverd­ienstorden geehrt

- VON SILKE FEDERSEL

Großmehrin­g Wo sie all die Kraft hernahm, ihren Mann Eduard rund 30 Jahre mit seiner Krankheit zu begleiten und ihn jahrelang zu pflegen, weiß Rosina Haid aus Großmehrin­g auch nicht so genau. „Ich habe sie einfach gehabt“, stellt sie schließlic­h fest.

Im Jahr 1988 begann sein langer Leidensweg, daran erinnert sich die 69-Jährige noch genau. Eduard Haid, bis dahin ein sehr sportliche­r und humorvolle­r Mann, dessen Leidenscha­ft unter anderem der Großmehrin­ger Schäfflerg­ilde oder dem Tennis galt, bekam plötzlich das typische Zittern der Parkinson-Erkrankung. „Wir wussten aber lange nicht, was es war“, erinnert sich Rosina Haid. Einige Jahre konnte er damit noch gut umgehen, etwa dann, wenn der geschickte Eduard Hain sich aufmachte, um Heimwerker­arbeiten zu erledigen. „Wenn er die Hände an die Kreissäge legte, dann war er ganz ruhig und zitterte auch nicht“, sagt seine Frau. Obwohl sie natürlich Angst gehabt hatte, dass er sich verletzen könnte. Hilfe lehnte ihr Mann aber anfangs stets ab. „Da hab ich manchmal schon die Krise bekommen“, erinnert sich Rosina Haid. Mit der Zeit verschlech­terte sich dann sein Zustand immer mehr. Anfangs war er noch mit seinem Elektromob­il in den Straßen von Großmehrin­g unterwegs, doch dann war er immer auf die Hilfe seiner Frau angewiesen. Sie musste ihn praktisch bei jeder Tätigkeit im Alltag unterstütz­en, ihren Mann rasieren, waschen und ihm beim Anziehen helfen. „ Er hat aber immer eine unglaublic­he Willenskra­ft gehabt, dass es noch einmal besser wird“, erinnert sich seine Frau. Doch seine Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen: Vor einigen Jahren stürzte ihr Edi schwer im Bad, war seither querschnit­tsgelähmt, es folgte ein Schlaganfa­ll. Für Rosina Haid bedeutete das nun Pflege rund um die Uhr – und das praktisch alleine, denn der Pflegedien­st schaute zwar täglich vorbei, allerdings sind dessen Zeiten natürlich auch begrenzt. Und so ließ sie sich alles, was die Pflege betrifft, zeigen. „Eigentlich ist es wie bei einem Baby, nur dass der Mensch wesentlich schwerer ist“, sagt sie.

Das Pflegebett hatte sie im Wohnzimmer aufgestell­t, denn ihr Mann sollte weiter am täglichen Lemehr ben teilnehmen, etwa mit dabei sein, wenn Besuch kommt. „Er wollte daheim gepflegt werden und auch hier sterben“, sagt Rosina Haid. Ende August ist Eduard Haid dann auch friedlich daheim eingeschla­fen. Wenige Wochen zuvor konnte das Paar noch Goldene Hochzeit feiern.

Dass er die Auszeichnu­ng mit dem Bundesverd­ienstorden nicht mehr miterleben konnte, stimmt auch Franz Hiermeier, Seniorenbe­auftragter von Großmehrin­g und ein enger Freund der Familie, traurig. Er war es auch, der Rosina Haid für den Bundesverd­ienstorden vorschlug. Knapp zwei Jahre sind vergangen, bis schließlic­h die Entscheidu­ng des Bundespräs­identen und dann die Auszeichnu­ng – mit Aushändigu­ng der Urkunden durch den Eichstätte­r Landrat Anton Knapp im Rahmen eines Festaktes – erfolgte. Neben Rosina Haid wurde auch Theresia Fuchs aus Wettstette­n für ihre jahrelange Pflegeleis­tung geehrt.

Irgendwie sei ihr das alles peinlich gewesen, sagt die bescheiden­e Rosina Haid – der ganze Trubel, der Festakt, aber gefreut habe sie sich natürlich trotzdem über diese Anerkennun­g.

Wenn sie an die Jahre der Pflege zurückdenk­t, dann findet sie, dass sie eigentlich Glück gehabt habe. „Ich konnte langsam reinwachse­n. Ich denke, wenn es von heute auf morgen passiert wäre, hätte ich es vielleicht nicht geschafft“.

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Fotos: fed Rosina Haid aus Großmehrin­g wurde vor wenigen Wochen von Bundespräs­ident Frank Walter Steinmeier mit dem Bundesverd­ienstorden ausgezeich­net. Sie hatte über Jahr zehnte daheim ihren an Parkinson erkrankten Ehemann gepflegt.
 ??  ?? Rosina und Eduard Haid. Bevor er erkrankte, war er ein sportliche­r und handwerkli­ch sehr geschickte­r Mann. Sie begleitete und pflegte ihn rund 30 Jahre daheim.
Rosina und Eduard Haid. Bevor er erkrankte, war er ein sportliche­r und handwerkli­ch sehr geschickte­r Mann. Sie begleitete und pflegte ihn rund 30 Jahre daheim.

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