Neuburger Rundschau

Im November ist ein Testlauf für Windräder geplant

Errichtung der zwei Anlagen westlich von Baar schreitet voran: 2018 laufen sie regulär – zehn Jahre nach den ersten Plänen

- VON STEFANIE BRAND UND CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Baar Was lange Zeit für viel Zoff in der Gemeinde Baar gesorgt hat und weiterhin sorgt, nimmt jetzt deutlich Gestalt an. Wer aktuell auf der Staatsstra­ße 2045 von Thierhaupt­en nach Baar fährt, der kann sehen, was bereits über die Baumwipfel ragt: Die Spitzen der Windräder, die den „Windpark Baar“bilden. Wobei man sich unter einem Windpark in der Regel etwas anderes vorstellt. Errichtet werden dort zwei Windenergi­eanlagen mit einem sogenannte­n Hybridturm. Dieser besteht bis in einer Höhe von circa 80 Metern aus Betonferti­gteilen, die in Neumarkt in der Oberpfalz gefertigt werden. Diese Türme stehen bereits seit dem Sommer. Auf den Betonturm werden Stahlrohrt­ürme gesetzt, die circa 30 Meter messen. Dann folgt das Maschinenh­aus. Matthias Pavel von der Uhl Windkraft Projektier­ung erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung den Status quo zum Bau der Anlage: „Die Errichtung der ersten Windenergi­eanlage ist bereits fertiggest­ellt. Dort läuft derzeit der Innenausba­u.“

Während elektrisch­e Komponente­n, Kabel und Steuerunge­n eingebaut und getestet werden, wandert der Großkran weiter zur zweiten Windenergi­eanlage. Der Plan: Nach der Errichtung der Stahltürme kann auch hier der Innenausba­u starten und der Kran wird wieder abgebaut. Nach einer sorgfältig­en Überprüfun­g der Anlagen sollen beide Anlagen Mitte November zum ersten Mal laufen. Der Probebetri­eb kann dann starten.

Auch Baars Bürgermeis­ter Leonhard Kandler wirft regelmäßig einen Blick auf den Baufortsch­ritt des umstritten­en Baarer Windparks. Um diejenigen, die sich vehement gegen den Bau des Windparks gewehrt haben, sei es aktuell ruhig geworden, erklärt er. Auch über geplante Messungen der Lautstärke weiß der Rathausche­f nichts. Die Anfrage zu den Messergebn­issen der Holzheimer Windräder, die für die Gegner der Windkrafta­nlagen ebenfalls von großer Bedeutung sind, bleibt der Nachbarlan­dkreis Donau-Ries laut Kandler bis dato schuldig.

Die Baustelle an der Gemeindeun­d Kreisgrenz­e zwischen Baar und Thierhaupt­en (Kreis Augsburg) hat sich mittlerwei­le zu einem beliebten Ausflugszi­el für Spaziergän­ger und Fahrradfah­rer entwickelt. Die Nebenhöhe der zwei Generatore­n mit einer Leistung von je drei Megawatt liegt bei 140 Meter. Mit den Rotorblätt­ern erreichen die Windräder eine Gesamthöhe von rund 200 Metern. Die Bauarbeite­n begannen im Mai. Da lief noch die Berufung gegen die vom Verwaltung­sgericht abgelehnte Klage der Gemeinde gegen die Genehmigun­g des Projekts durch das Landratsam­t. Die Berufung wurde nicht zugelassen.

Mit der Inbetriebn­ahme der Windräder im nächsten Jahr endet eine fast zehnjährig­e Vorgeschic­hte. Seit 2008 wird in der Gemeinde Baar im nordwestli­chsten Zipfel des Wittelsbac­her Landes über die Windkraftn­utzung auf dem Baarer Berg gestritten, debattiert und abgestimmt. In einem Bürgerents­cheid lehnten 60 Prozent der Abstimmend­en im Jahr 2009 einen Windpark ab. Dennoch war das Thema nie vom Tisch. Denn der Bürgerents­cheid änderte nichts an der Privilegie­rung des Projekts. Kurz vor der Entscheidu­ng im bayerische­n Kabinett für eine neue Abstandsre­gel für Windräder im Jahr 2014 (10 H – hier wären das rund 2000 Meter) ging der Antrag im Landratsam­t ein. Zunächst wurden vier Windräder nordwestli­ch der Kommune beantragt. Letztendli­ch genehmigt wurden aber nur zwei.

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An dieser Windenergi­eanlage auf dem Baarer Berg (Bild oben) läuft bereits der In nenausbau. Sie ragt über die Baumwipfel.

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