Im November ist ein Testlauf für Windräder geplant
Errichtung der zwei Anlagen westlich von Baar schreitet voran: 2018 laufen sie regulär – zehn Jahre nach den ersten Plänen
Baar Was lange Zeit für viel Zoff in der Gemeinde Baar gesorgt hat und weiterhin sorgt, nimmt jetzt deutlich Gestalt an. Wer aktuell auf der Staatsstraße 2045 von Thierhaupten nach Baar fährt, der kann sehen, was bereits über die Baumwipfel ragt: Die Spitzen der Windräder, die den „Windpark Baar“bilden. Wobei man sich unter einem Windpark in der Regel etwas anderes vorstellt. Errichtet werden dort zwei Windenergieanlagen mit einem sogenannten Hybridturm. Dieser besteht bis in einer Höhe von circa 80 Metern aus Betonfertigteilen, die in Neumarkt in der Oberpfalz gefertigt werden. Diese Türme stehen bereits seit dem Sommer. Auf den Betonturm werden Stahlrohrtürme gesetzt, die circa 30 Meter messen. Dann folgt das Maschinenhaus. Matthias Pavel von der Uhl Windkraft Projektierung erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung den Status quo zum Bau der Anlage: „Die Errichtung der ersten Windenergieanlage ist bereits fertiggestellt. Dort läuft derzeit der Innenausbau.“
Während elektrische Komponenten, Kabel und Steuerungen eingebaut und getestet werden, wandert der Großkran weiter zur zweiten Windenergieanlage. Der Plan: Nach der Errichtung der Stahltürme kann auch hier der Innenausbau starten und der Kran wird wieder abgebaut. Nach einer sorgfältigen Überprüfung der Anlagen sollen beide Anlagen Mitte November zum ersten Mal laufen. Der Probebetrieb kann dann starten.
Auch Baars Bürgermeister Leonhard Kandler wirft regelmäßig einen Blick auf den Baufortschritt des umstrittenen Baarer Windparks. Um diejenigen, die sich vehement gegen den Bau des Windparks gewehrt haben, sei es aktuell ruhig geworden, erklärt er. Auch über geplante Messungen der Lautstärke weiß der Rathauschef nichts. Die Anfrage zu den Messergebnissen der Holzheimer Windräder, die für die Gegner der Windkraftanlagen ebenfalls von großer Bedeutung sind, bleibt der Nachbarlandkreis Donau-Ries laut Kandler bis dato schuldig.
Die Baustelle an der Gemeindeund Kreisgrenze zwischen Baar und Thierhaupten (Kreis Augsburg) hat sich mittlerweile zu einem beliebten Ausflugsziel für Spaziergänger und Fahrradfahrer entwickelt. Die Nebenhöhe der zwei Generatoren mit einer Leistung von je drei Megawatt liegt bei 140 Meter. Mit den Rotorblättern erreichen die Windräder eine Gesamthöhe von rund 200 Metern. Die Bauarbeiten begannen im Mai. Da lief noch die Berufung gegen die vom Verwaltungsgericht abgelehnte Klage der Gemeinde gegen die Genehmigung des Projekts durch das Landratsamt. Die Berufung wurde nicht zugelassen.
Mit der Inbetriebnahme der Windräder im nächsten Jahr endet eine fast zehnjährige Vorgeschichte. Seit 2008 wird in der Gemeinde Baar im nordwestlichsten Zipfel des Wittelsbacher Landes über die Windkraftnutzung auf dem Baarer Berg gestritten, debattiert und abgestimmt. In einem Bürgerentscheid lehnten 60 Prozent der Abstimmenden im Jahr 2009 einen Windpark ab. Dennoch war das Thema nie vom Tisch. Denn der Bürgerentscheid änderte nichts an der Privilegierung des Projekts. Kurz vor der Entscheidung im bayerischen Kabinett für eine neue Abstandsregel für Windräder im Jahr 2014 (10 H – hier wären das rund 2000 Meter) ging der Antrag im Landratsamt ein. Zunächst wurden vier Windräder nordwestlich der Kommune beantragt. Letztendlich genehmigt wurden aber nur zwei.