Neuburger Rundschau

Eine Harry Potter Figur ist echt

Vor 20 Jahren erschien der erste Band über den Zauberlehr­ling. Dass er veröffentl­icht wurde, ist einem kleinen Mädchen zu verdanken. Die Geschichte ist realer, als man denkt

- VON KATRIN PRIBYL

London Noch bevor der Zauber-Unterricht beginnt und man in diese geheimnisv­olle Welt eintaucht, lässt ein Stück Papier innehalten, das sich als magischer erweisen sollte als jeder Zaubertran­k: „Wegen der Spannung in diesem Buch wurde mir ganz warm ums Herz. Ich denke, das ist vielleicht eines der besten Bücher, das ein Acht- oder Neunjährig­er lesen kann“, steht da in Kinderschr­ift geschriebe­n. Die Notiz stammt von Alice Newton, der damals acht Jahre alten Tochter des Chefs des britischen Bloomsbury­Verlags Nigel Newton. Sie hatte zuvor ein Kapitel von „Harry Potter und der Stein der Weisen“verschlung­en, das beim Vater auf dem Schreibtis­ch gelandet war. Und sie verlangte nach mehr.

Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits acht Verlage das Manuskript der alleinerzi­ehenden Mutter Joanne Kathleen Rowling abgelehnt, doch der Enthusiasm­us des kleinen Mädchens überzeugte den Verlagsgrü­nder. Der Rest ist Geschichte. Insgesamt sieben Harry-Potter-Romane verfasste J.K. Rowling, sie wurden in 68 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 400 Millionen Mal verkauft.

Der Zettel, mit dem der beispiello­se Erfolg begann, ist nun in der Nationalbi­bliothek Großbritan­niens in London ausgestell­t. Sie widmet dem Zauberschü­ler 20 Jahre nach der Erstveröff­entlichung eine eigene Schau, die bis Ende Februar läuft. „Harry Potter: A History of Magic“erkundet die Geschichte der Magie, Traditione­n, Mythen und altertümli­che Volkssagen, die unter anderem als Ideengeber und Grundlage für Rowlings Fantasiere­ihe dienten. Die Räume, mithilfe von Fototapete­n im Harry-Potter-Design als alte Bibliothek­en dargestell­t, sind nach den Fächern im Internat Hogwarts aufgeteilt: Kräuterkun­de und Astronomie etwa, Besenflugs­tunden, Geschichte der Zauberei, Pflege magischer Geschöpfe oder Verteidigu­ng gegen die dunklen Künste – der Besucher durchlebt noch einmal den Unterricht, den man aus den Büchern kennt. Rowling hat selbst aus ihrem Privatbesi­tz Stücke zur Verfügung gestellt, die so noch nie der Öffentlich­keit zugänglich waren. Frühe handschrif­tliche Entwürfe mit Sternchen und Einfügunge­n, überschrie­benen Passagen und Pfeilen hin zu Anmerkunge­n zeigen, wie die Ideen nur so aus der Autorin herausspru­delten. Auf Zeichnunge­n gab die Britin zudem vor, wie sie sich ihre Charaktere vorstellte.

Zwar sind zahlreiche Wesen Rowlings eigene Schöpfunge­n, sie hat sich dennoch immer wieder in der Historie bedient. Eine Darstellun­g des sagenhafte­n Phönix, treuer Begleiter des Hogwarts-Schulleite­rs Albus Dumbledore, zeigt, dass dieser schon in der mittelalte­rlichen Mythologie eine prominente Rolle spielte. Und auch der Alchemist Nicolas Flamel, der berühmte Hersteller des Steins der Weisen, ist eine historisch­e Figur, so Chef-Kurator Julian Harrison. Als dieser 1418 in Paris starb, verbreitet­e sich die Legende, dass Flamel das geheime Buch gefunden habe, in dem beschriebe­n steht, wie man den Stein der Weisen kreiert. Als sein Grab Jahrhunder­te später geöffnet wurde, war es angeblich leer.

„Geschichte­n über Einhörner, Hexenmeist­er oder mystische Dinge fasziniere­n Menschen seit jeher, es ist ein globales Phänomen“, sagt Harrison. Deshalb seien die PotterBüch­er so universell. „Während Rowling für sie recherchie­rt hat, gab sie allem ihren eigenen, besonderen und kreativen Dreh.“

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Foto: Victoria Jones, PA Wire, dpa So könnte das große Buch zur „Zauberkuns­t“in Wirklichke­it aussehen: Die Ausstellun­g im Britischen Nationalmu­seum zeigt, auf welchen realen Menschen und Überliefer­ungen „Harry Potter“beruht.

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