Schuld war schon immer der Ball
In Anbetracht an Bushaltestellen sitzender, auf den Boden spuckender, in Smartphones hackender Jugendlicher lässt sich am Prinzip Evolution zweifeln. Nicht alles, was lange währt, wird besser. Das gilt gleichermaßen für Wein, Menschheit und Fußbälle.
Die Hersteller präsentieren Jahr für Jahr neue Spielgeräte, die noch besser sein sollen. Den Entwicklern bleiben nur wenig Parameter, an denen sich rumoptimieren lässt. Ein Ball ist eben einfach: rund. Ihn noch runder zu gestalten – kaum möglich. Also machen sich die Forscher daran, beispielsweise an den Flugeigenschaften zu tüfteln. Wo die schweinsblasengefüllte Lederkugel einer schlichten Bahn folgte, biegen die Synthetikbälle unvorhergesehen ab. Schön für den Schützen, blöd für den Torwart.
Nicht immer aber sind die BallIngenieure auf der richtigen Spur. In England regte sich nun Pep Guardiola auf, seine Mannschaft habe einzig wegen dieser dusseligen Bälle kein Tor erzielt. Das von ihm trainierte Manchester City benötigte im Ligapokal gegen den Zweitligisten Wolverhampton Wanderers das Elfmeterschießen, um ins Viertelfinale einzuziehen. Sein ivorischer Spieler Yaya Touré meinte: „Wenn du diesen Ball mit nach Afrika nimmst, will ihn niemand.“Guardiola wog ihn und befand ihn für zu leicht. Er unterstellte der Kugel, „kein Gewicht“zu haben. Da die Kugeln selbstredend genormt sind, könnte selbst Guardiola mal einem Irrtum aufgesessen sein.
Sicher ist, dass im Pokal mit dem Ball eines anderen Herstellers als im Ligabetrieb gespielt wird. Im Pokal ist mit der älteste Sportartikelhersteller der Welt dafür verantwortlich. „Da geht es nur um Marketing, um Geld, das ist inakzeptabel“, fluchte Guardiola.
Geld freilich ist bei Manchester City tatsächlich kein Thema. Der Verein gab vor der Saison 250 Millionen Euro für neue Spieler aus und damit mehr als Paris St.Germain, das für seine MillionenSpielereien kritisiert wird. In der Liga wiederum treten die Profis gegen einen Ball, der von jenem Hersteller produziert wird, der auch Manchester City ausstattet und nebenbei einen Millionenbetrag dafür überweist.
Wahrscheinlich war Guardiolas Zetern aber nur eine Reminiszenz an vergangene Zeiten. Als für missratene Spiele nicht der misslungene Matchplan verantwortlich gemacht wurde. Sondern wahlweise Platz, Schiedsrichter oder der Ball.