„Ich fahre nie Bahn. Außer nach Ingolstadt“
Der Flixbus-Chef André Schwämmlein sprach über den Erfolg seiner Firma und die Zukunft des Busverkehrs
Ingolstadt Flixbus-Gründer André Schwämmlein glaubt nicht, dass das autonome Fahren den Busfahrer überflüssig machen wird. Das betonte der Unternehmer am Dienstagabend zum Auftakt der Vortragsreihe „WFI Talk“vor Studenten der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Von einem Zuhörer gefragt, ob der selbstfahrende Bus den Arbeitsplatz von 6000 für Flixbus tätigen Fahrern gefährden würde, sagte Schwämmlein: „Ich glaube nicht, dass es in den nächsten 20 Jahren eine fundamentale Änderung für uns bedeutet.“Es werde „immer einen Menschen da vorne geben“, versicherte er. Es könne aber sein, dass sich die Aufgaben des Busfahrers änderten. Hin zu mehr Service.
Der Vortrag von André Schwämmlein, Jahrgang 1981, lockte zahlreiche Studenten in den Hörsaal des WFI-Neubaus in Ingolstadt. Schwämmlein, Dreitagebart, offener Hemdkragen und selber studierter Wirtschaftsingenieur, trat schon zu Beginn seiner Präsentation jovial auf: „Ich bin André“, sagte er mit Blick ins Publikum und bot den Studenten das Du an. Seinen Vortrag eröffnete er mit der Frage: „Wer ist schon einmal mit uns gefahren?“Als ein Großteil der Hände nach oben schnellte, nickte Schwämmlein und sagte: „Als wir angefangen haben, war der Bus ein ziemlich uncooles Verkehrsmittel.“Dass das Image des Busses heute so gut sei, führte er auch auf den Erfolg seines Unternehmens zurück.
Tatsächlich fehlen die grasgrünen Fernbusse heute auf keiner Autobahn. Nach eigenen Angaben sind etwa 1500 Busse für Flixbus unterwegs, 6000 Fahrer im Einsatz und etwa 1100 Mitarbeiter im Unternehmen tätig. Die Busse fahren durch ganz Europa. Die Fahrzeuge wie auch die Fahrer gehören zu Busunternehmen, die als Partner für Flixbus fahren.
Seine größten Konkurrenten am Fernbusmarkt hat der Anbieter mit Sitz in München längst geschluckt. Kritiker werfen Flixbus vor, eine Monopolstellung zu besitzen, was das Unternehmen bestreitet. Auch Berichte über Verspätungen, geklautes Gepäck oder übermüdete Fahrer begleiten die öffentliche Wahrnehmung der Marke. André Schwämmlein betonte am Dienstag den eigenen Erfolg: Bald werde Flixbus die Zahl von hundert Millionen Fahrgästen knacken. Das sei vor allem durch ein neues Verständnis für den Markt möglich geworden. Noch zwei Jahre vor der Liberalisierung des deutschen FernbusVerkehrs 2013 haben er und seine beiden Partner Jochen Engert und Daniel Krauss das Start-up gegründet. „Wir hatten die Hypothese, dass nicht das Busfahren das Entscheidende in diesem Markt ist“, betonte der Flixbus-Chef und ergänzte: „Wir sind kein Busunternehmen.“Viel wichtiger sei, wie man über Daten nachdenke, Verkehrsströme analysiere und Marketing betreibe.
Auf die Frage eines Zuhörers, wie der erfolgreiche Verkehrsunternehmer von München nach Ingolstadt gekommen sei, lachte das Publikum auf, auch André Schwämmlein konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Eine Anspielung auf die fehlende Flixbus-Verbindung zwischen Ingolstadt und München. „Ich fahre quasi nie Bahn“, sagte er über den Hauptkonkurrenten seines Unternehmens. „Außer nach Ingolstadt.“