Neuburger Rundschau

„Ich fahre nie Bahn. Außer nach Ingolstadt“

Der Flixbus-Chef André Schwämmlei­n sprach über den Erfolg seiner Firma und die Zukunft des Busverkehr­s

- VON THOMAS BALBIERER

Ingolstadt Flixbus-Gründer André Schwämmlei­n glaubt nicht, dass das autonome Fahren den Busfahrer überflüssi­g machen wird. Das betonte der Unternehme­r am Dienstagab­end zum Auftakt der Vortragsre­ihe „WFI Talk“vor Studenten der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt. Von einem Zuhörer gefragt, ob der selbstfahr­ende Bus den Arbeitspla­tz von 6000 für Flixbus tätigen Fahrern gefährden würde, sagte Schwämmlei­n: „Ich glaube nicht, dass es in den nächsten 20 Jahren eine fundamenta­le Änderung für uns bedeutet.“Es werde „immer einen Menschen da vorne geben“, versichert­e er. Es könne aber sein, dass sich die Aufgaben des Busfahrers änderten. Hin zu mehr Service.

Der Vortrag von André Schwämmlei­n, Jahrgang 1981, lockte zahlreiche Studenten in den Hörsaal des WFI-Neubaus in Ingolstadt. Schwämmlei­n, Dreitageba­rt, offener Hemdkragen und selber studierter Wirtschaft­singenieur, trat schon zu Beginn seiner Präsentati­on jovial auf: „Ich bin André“, sagte er mit Blick ins Publikum und bot den Studenten das Du an. Seinen Vortrag eröffnete er mit der Frage: „Wer ist schon einmal mit uns gefahren?“Als ein Großteil der Hände nach oben schnellte, nickte Schwämmlei­n und sagte: „Als wir angefangen haben, war der Bus ein ziemlich uncooles Verkehrsmi­ttel.“Dass das Image des Busses heute so gut sei, führte er auch auf den Erfolg seines Unternehme­ns zurück.

Tatsächlic­h fehlen die grasgrünen Fernbusse heute auf keiner Autobahn. Nach eigenen Angaben sind etwa 1500 Busse für Flixbus unterwegs, 6000 Fahrer im Einsatz und etwa 1100 Mitarbeite­r im Unternehme­n tätig. Die Busse fahren durch ganz Europa. Die Fahrzeuge wie auch die Fahrer gehören zu Busunterne­hmen, die als Partner für Flixbus fahren.

Seine größten Konkurrent­en am Fernbusmar­kt hat der Anbieter mit Sitz in München längst geschluckt. Kritiker werfen Flixbus vor, eine Monopolste­llung zu besitzen, was das Unternehme­n bestreitet. Auch Berichte über Verspätung­en, geklautes Gepäck oder übermüdete Fahrer begleiten die öffentlich­e Wahrnehmun­g der Marke. André Schwämmlei­n betonte am Dienstag den eigenen Erfolg: Bald werde Flixbus die Zahl von hundert Millionen Fahrgästen knacken. Das sei vor allem durch ein neues Verständni­s für den Markt möglich geworden. Noch zwei Jahre vor der Liberalisi­erung des deutschen FernbusVer­kehrs 2013 haben er und seine beiden Partner Jochen Engert und Daniel Krauss das Start-up gegründet. „Wir hatten die Hypothese, dass nicht das Busfahren das Entscheide­nde in diesem Markt ist“, betonte der Flixbus-Chef und ergänzte: „Wir sind kein Busunterne­hmen.“Viel wichtiger sei, wie man über Daten nachdenke, Verkehrsst­röme analysiere und Marketing betreibe.

Auf die Frage eines Zuhörers, wie der erfolgreic­he Verkehrsun­ternehmer von München nach Ingolstadt gekommen sei, lachte das Publikum auf, auch André Schwämmlei­n konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Eine Anspielung auf die fehlende Flixbus-Verbindung zwischen Ingolstadt und München. „Ich fahre quasi nie Bahn“, sagte er über den Hauptkonku­rrenten seines Unternehme­ns. „Außer nach Ingolstadt.“

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Foto: pomb „Ich bin André“: Flixbus Gründer André Schwämmlei­n sprach am Dienstagab­end in Ingolstadt zu Studenten der wirtschaft­swissensch­aftlichen Fakultät (WFI).

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