Neuburger Rundschau

Keine Windkraft im Drei Landkreis Eck

Bei der Fortschrei­bung fallen 8 von 14 möglichen Standorten raus – darunter das Waldgebiet Brand, weil dort Rotmilane kreisen. Dagegen sollen die drei bekannten Flächen für Windkraftn­utzung rund um Aichach bleiben

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Auf dem Baarer Berg wachsen derzeit zwei Windräder in die Höhe. Schon im November soll der Probebetri­eb beginnen. Weiter westlich auf dem Höhenrücke­n der Lechleite im sogenannte­n Forstgebie­t „Brand“gesellen sich dagegen nach Stand der Dinge keine weiteren Großanlage­n dazu. Der Regionale Planungsve­rband (RPV) hat den bislang als sogenannte­s Vorranggeb­iet für Windkraftn­utzung eingestuft­en Standort (37 Hektar) gestrichen. Grund: Im Wald sind mehrere Brutpaare des Rotmilans nachgewies­en – ein besonders geschützte­r Greifvogel. Damit ist der seit Jahren immer wieder diskutiert­e interkommu­nale Windpark der Gemeinden Baar, Thierhaupt­en, Münster und Holzheim im DreiLandkr­eis-Eck (Aichach-Friedberg, Augsburg, Donau-Ries) mehr oder weniger gestorben. Das freut insbesonde­re die Vogelschüt­zer. Günter Goldscheid­er, Stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender des Landesbund­s für Vogelschut­z (LBV), hat dort selbst kartiert. Er spricht von einem „Dichtezent­rum“für Rotmilane. Auf einem Quadrat mit einer Größe von 110 Quadratkil­ometern hat er dort zwölf Brutpaare nachgewies­en.

Der Bund Naturschut­z kritisiert dagegen die jüngsten Entscheidu­ngen im RPV scharf als „Windenergi­e-Verhinderu­ngsplanung“. Von zunächst sechs Vorranggeb­ieten und acht Vorbehalts­flächen in der PlanFortsc­hreibung für das gesamte RPV-Verbandsge­biet

bleiben insgesamt sechs Standorte. Drei davon sind die bekannten im Wittelsbac­her Land rund um Aichach. Hier hat sich nichts geändert. Es sind die gleichen Flächen wie im alten Regionalpl­an aus dem Jahr 2007. Zum einen ist das eine 22 Hektar große Fläche im Blumenthal­er Forst östlich des bestehende­n Windparks mit sechs Anlagen. Dieses Vorranggeb­iet bleibt im Plan ebenso wie die zwei Vorbehalts­flächen im Stadtgebie­t nördlich des Weilers Hiesling bei Griesbecke­rzell (89 Hektar) und das Areal östlich von Untergries­bach und südlich der Kreisstraß­e AIC 2 (82 Hektar). Im Nachbarkre­is Donau-Ries waren im Frühjahr noch sechs mögliche Standorte im Gespräch – davon bleiben zwei. Marion Koppe, Geschäftsf­ührerin des Regionalen Planungsve­rbands, erklärt warum: Eine Erhebung des Landesamts für Umwelt habe gezeigt, dass vor allem im Osten des Planungsge­biets Augs-

zahlreiche geschützte Vogelund Fledermaus­arten zu Hause sind, was dem Bau von Windrädern entgegenst­ehe. Gestrichen wurde unter anderem der „Brand“, geblieben sind Standorte bei Kaisheim und Monheim.

Für neue Windräder bleibt damit in Nordschwab­en nicht mehr viel Platz. Deshalb hat der RPV auf seiner jüngsten Sitzung, auf fachlichen Rat der Regierung von Schwaben, auch vorgeschla­gen, die Abstandskr­iterien für Windkraftg­ebiete geburg

genüber Siedlungen von 2000 auf 1500 Meter zu reduzieren. Unter dieser Vorgabe hätte noch einmal nach potenziell­en Flächen gesucht werden sollen, erläutert Koppe. Dieser Vorschlag wurde in der Versammlun­g der Räte aus Stadt und Kreisen aber mit 17:4-Stimmen abgelehnt. Somit gilt weiter der bisherige Abstand. RPV-Vorsitzend­er ist derzeit Landrat Klaus Metzger aus Aichach-Friedberg.

Laut Koppe sei das von der Mehrheit als „Alibi-Planung“abgelehnt worden. Nach der in Bayern geltenden 10-H-Regelung könnten diese Windräder dann ja nur 150 Meter hoch werden. Das sei für Investoren aber überhaupt nicht interessan­t. Die aktuellen Anlagen sind 200 Meter hoch, die nächste Windrad-Generation ist zwischen 240 und 250 Meter hoch. Es wären also zusätzlich­e Flächen in den Plan aufgenomme­n worden, die aber gar keine Chance auf Realisieru­ng hätten. Der Bund Naturschut­z sieht es anders: Die 10-H-Regelung werde nicht auf immer Bestand haben. Der Regionalpl­an müsse Optionen für die Zukunft aufzeigen. Der BN hält größere Windenergi­egebiete auch deshalb für notwendig, um bei den Genehmigun­gsverfahre­n besser auf naturschut­zfachliche Belange eingehen zu können.

Windkraftk­ritiker im RPV wie der Holzheimer Bürgermeis­ter Robert Ruttmann (Holzheim) sieht das anders: „Wenn man jetzt plötzlich wieder auf 1500 Meter zurückrude­rt, was hätten denn da die Bürger gesagt?“Außerdem sehe die 10-H-Regel ganz bewusst eine Ausnahme vor, betont der Holzheimer Rathausche­f – und zwar, wenn in einer Standortko­mmune Einigkeit zwischen Verwaltung, Investor und Bevölkerun­g herrsche. „Dann kann man ja dort weniger Abstand festlegen.“Das betont auch Marion Koppe. Sie legt Wert auf die Feststellu­ng, dass mit dem neuen Regionalpl­an „keine Schwarz-Weiß-Planung“betrieben werde. Das zukünftige Konzept verbiete ja nicht, dass auch außerhalb der Vorrangund Vorbehalts­flächen Windräder errichtet werden, argumentie­rt sie. Bis auf den Rieskrater gebe es im neuen Regionalpl­an – im Gegensatz zum jetzt noch gültigen – keine generellen Ausschluss­flächen mehr. „Vielleicht findet sich in mancher Kommune ein Fleck, beispielsw­eise für eine Anlage“, so Koppe.

Das Anhörungsv­erfahren für die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans ist mittlerwei­le abgeschlos­sen, wie Geschäftsf­ührerin Marion Koppe mitteilt. Die Einwendung­en und neuen Erkenntnis­se werden nun eingearbei­tet, in seiner Sitzung am 13. Dezember will der Planungsve­rband dann die Endversion „als neues Windkraftk­onzept“beschließe­n.

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Foto: Joshena Dießenbach­er Windkraftn­utzung im nördlichen Landkreis Aichach Friedberg: Im Blumenthal­er Forst drehen sich sechs Anlagen, bei Baar bald zwei.

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