Neuburger Rundschau

Windkraft: Ober sticht den Unter

- VON MANUEL WENZEL redaktion@aichacher nachrichte­n.de

Was hatte es bereits im Vorfeld der 10-H-Regel für hitzige Debatten gegeben, wenn es um den Abstand von Windrädern zu Siedlungen gegangen war. Nun gibt es seit November 2014 das Gesetz in Bayern – doch die Diskussion­en ebben nicht ab. Die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans bot eine willkommen­e Plattform, die Argumente wieder auf den Tisch zu bringen. Auf der einen Seite stehen die Verfechter der Energiewen­de, die durch die Abstandsre­gel den Ausbau der Windkraft im Freistaat als praktisch beendet ansehen. Unterstütz­ung erhalten sie von den Naturschüt­zern, die die Rotoren nicht in den „hintersten Ecken“der Region sehen wollen – schließlic­h sind dort, gerade wegen der abgeschott­eten Lage, einige bedrohte Arten zu Hause. Investoren wollen naturgemäß weitere Flächen, auf denen sie bauen können.

Auf der Gegenseite stehen Bürger, die betroffen sind oder befürchten, es zu werden. Sie beharren auf einem möglichst großen Abstand zu ihren Häusern. Sie haben Angst vor Lärm, Schattenwu­rf oder Infraschal­l. Und auch die Kommunen haben sich mit der aktuellen Regel weitgehend „abgefunden“, ausreichen­d oft haben sich die Gremien vor Ort jedenfalls damit beschäftig­en müssen. Den Abstand wieder zu ändern, würde nur neue Schärfe in das Thema bringen und die Diskussion praktisch von neu starten. Daher ist die Entscheidu­ng der Mehrheit im Planungsve­rband, nicht auf 1500 Meter zu gehen, nachvollzi­ehbar und richtig.

Die Sache ist auch so komplizier­t genug. Schließlic­h muss der Windkraft „substanzie­ller Raum“(was genau auch immer das konkret heißen mag) zur Verfügung gestellt werden, gleichzeit­ig aber gelten artenschut­zrechtlich­e Gesetze und eben 10 H. Letzteres ist ein Landesgese­tz, steht also über dem Regionalpl­an – Ober sticht Unter. Wenn eine Reduzierun­g auf 1500 Meter beschlosse­n worden wäre, hätten die Anlagen ja nur 150 Meter hoch sein dürfen. Aber erst ab 200 Metern gelten Windräder nach aktuellem Stand als wirtschaft­lich rentabel. Unter diesen Voraussetz­ungen wäre eh kein neues Windrad in der Region gebaut worden.

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