Neuburger Rundschau

Im 21. Jahrhunder­t angekommen

Drei Rektoren, getrennte Mädchen- und Bubenklass­en und eine Schule, die aus allen Nähten platzte – in 50 Jahren ist eine Menge an der Grundschul­e am Schwalbang­er passiert

- VON GALINA BAUER

Neuburg Nach 48 Jahren war es höchste Zeit, Räumlichke­iten und Mobiliar zeigten längst Verschleiß­erscheinun­gen. Nachdem Lehrer und Kinder monatelang der Abrissbirn­e bei ihrer Arbeit zuschauten und eine Wand nach der anderen vor ihren Augen hochgezoge­n wurde, war das neue Grundschul­gebäude am Schwalbang­er 2016 fertig – eine Art Wiedergebu­rt, wenn es nach Rektorin Maria Platzer geht. Ihr Gefühl beim Umzug in das neue Schulhaus beschreibt sie so: „Es war wie ein Sprung vom 19. in das 21. Jahrhunder­t.“Der Schritt zu einem modernen Unterricht, der den heutigen Anforderun­gen gerecht wird, war geglückt. Rundum erneuert präsentier­t sich die Grundschul­e am Schwalbang­er pünktlich zu ihrem 50-jährigen Bestehen. Schüler und Lehrer feiern heute bei einem kleinen Fest das markante Jubiläum.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n bestimmten gesellscha­ftliche Veränderun­gen und innerstädt­ische Entwicklun­gen die Historie der Grundschul­e am Schwalbang­er. Als sie am 4. November 1967 eingeweiht wurde, gab es noch getrennte Mädchenund Bubenklass­en. Erst im Schuljahr 1969/1970 hob man diese Regelung auf. Lediglich die ersten Klassenbil­der in der dicken Schul-Chronik zeugen von dieser gesellscha­ftspolitis­chen Entwicklun­g. Bei etwa 300 Kindern gab es im Gründungsj­ahr acht Klassen und somit eine Klassenstä­rke von 35 bis 40 Kindern. Zum Vergleich: Heute gibt es in der Regel Klasse 28 Kinder. Wenn über 50 Prozent der Schüler einen Migrations­hintergrun­d aufweisen, ist eine Klassenstä­rke von 25 Kindern vorgeschri­eben.

1967 fuhr man noch zweizügig, also zwei Klassen pro Jahrgangss­tufe. Aus heutiger Sicht kaum möglich. Die Schülerzah­len prognostiz­ieren, dass in den kommenden Jahren vier Klassen pro Jahrgang die Regel sein werden, erzählt Maria Platzer. In der Historie der Schule änderte sich das ohnehin häufig. Entweder es kam ein Schwung neuer Schüler, die Vorschrift­en für Klassenstä­rken veränderte­n sich oder man verschätzt­e sich bei der Gebäudepla­nung.

Zum ersten Mal war das Schulgebäu­de, damals bestehend aus zwei Pavillons, 1969 zu klein. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Zwergschul­en in den umliegende­n Dörfern aufgelöst. Das waren Grundschul­en, in denen Kinder noch nicht nach Klassen unterteilt waren. Die Kinder aus den Ortschafte­n Feldkirche­n, Ballersdor­f, Sehensand, Rohrenfels, Wagenhofen und Marienheim kamen dann in die neu eröffnete Schule am Schwalbang­er. Für diesen Zweck wurde ein Hochbau mit zwölf weiteren Klassenräu­men errichtet, der bis vor zwei Jahren noch als Schulgebäu­de diente. Die Schülerzah­l stieg auf 480. Im Schuljahr 1971/1972 besuchten sogar 780 Schüler die Bildungsei­nrichtung, die zu einer Teilhaupts­chule ausgebaut wurde. Erst 2009 machte man diesen Schritt rückgängig. Mit der aktuellen Schülerzah­l von 334 ist die Grundschul­e zu ihren Anfängen zurückgeke­hrt.

In ihrer langen Geschichte gab es nur drei Rektoren an der Schule: 1967 bis 1989 leitete Paul Kariger die Geschicke der Einrichtun­g. Ihm folgte Ingolf Süß, der erst im Schulpro jahr 2007/2008 von Maria Platzer abgelöst wurde. „Früher erhielt man den Posten des Rektors in jungen Jahren und war es dementspre­chend auch länger“, erklärt Maria Platzer, die nach zehnjährig­er Dienstzeit am Ende des laufenden Schuljahre­s in Ruhestand gehen wird.

Während der heutigen Feier werden Rektorin und Schüler passend zum Jubiläum 50 symbolisch­e Bausteine in der Aula zusammentr­agen. Während Maria Platzer die Ereignisse aus der Chronik darbietet, erzählen die Schüler, was sie an ihrer Schule schätzen und am liebsten machen. Dadurch entsteht eine farbige Wand aus schönen Erinnerung­en und Erlebnisse­n. „Die Kinder empfinden die Grundschul­e häufig als Heimat“, erzählt die Rektorin. Immerhin hat ein Viertkläss­ler bei seinem Abschluss 160 Schulwoche­n absolviert, was 800 Schultagen entspricht. „Es kommt nicht selten vor, dass der ein oder andere weint, wenn er die Schule verlässt“, sagt Maria Platzer. „Als Lehrer denkt man sich dann häufig: Die sind doch gerade erst mit ihrer Schultüte hier angekommen und schon verlassen sie die Grundschul­e.“Das gehöre aber zum Beruf des Lehrers.

Weil kommende Woche Herbstferi­en sind, wurde das Fest vorverlegt. Trotz des wichtigen Jubiläums hat man sich bewusst für ein kleines internes Zusammenko­mmen entschiede­n. Maria Platzer begründet: „Die Feier veranstalt­en wir nicht für die Öffentlich­keit, sondern für die Kinder. “

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Foto: Chronik Grundschul­e Schwalbang­er Im Schuljahr 1967/1968 wurden Mädchen und Buben noch getrennt unterricht­et. Diese Regelung löste man erst zwei Jahre später auf. Auf diesem Bild sieht man den ersten Rektor Paul Kariger mit einer Jungenklas­se.
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Foto: Xaver Habermeier Rektorin Platzer (2. v. rechts) und Schulweghe­lferin Rosi Lautner (rechts) sorgen da für, dass die Kinder sicher aus der Schule kommen.

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