Neuburger Rundschau

Ein Bischof, der sich um die Pestkranke­n kümmerte

Carl Borromeo opferte seine Gesundheit zum Wohl seiner Mitmensche­n. Sein Bild ziert unter anderem die Bergener Kirche

- VON MANFRED VEIT

Neuburg Die Familie der Borromäer brachte große Namen hervor. Offiziere, Banker und Politiker zählt das italienisc­he Adelsgesch­lecht „Borromeo“in seinen Reihen. Darunter findet sich auch ein wichtiger Kir- chenmann, der unter anderem in der Bergener Kirche verewigt wurde.

Die Familie stammt aus der Gegend des Lago Maggiore, in dessen Südteil die nach der Familie benannten Borromäisc­hen Inseln mit der Isola Bella liegen. Carlo Borromeo wurde am 2. Oktober 1538 geboren. Seine Mutter Margaretha war eine geborene Medici. Auch wenn die Elterngene­ration von Karl nicht gerade ein vorbildlic­h christlich­es Leben führte, so waren sie doch große Mäzene der katholisch­en Kirche, die sie wiederum machtpolit­isch in einer Art Symbiose unterstütz­te. Daher wurde Sohn Karl auch zum geistliche­n Beruf bestimmt.

Bei dem Pfründewes­en der damaligen Zeit setzte man ihn schon mit zwölf Jahren als Abt des Benediktin­erklosters seines Heimatorte­s Arona ein. Mit 14 Jahren begann er das Jurastudiu­m in Pavia, das er 1559 mit der Promotion zum Doktor beider Rechte beendete. Im gleichen Jahr wurde der Bruder seiner Mutter als Pius IV. zum Papst gewählt. Jener Pius berief Carl Borromeo zu seinem Geheimsekr­etär sowie zum Verwalter des Bistums Mailand. Sein gottgefäll­iges Leben und seine Pflichterf­üllung fielen in seinem Umfeld besonders auf.

In der Endphase, der letzten Sitzungspe­riode des Konzils von Trient war es Karls Aufgabe, die Kardinäle zu koordinier­en. Er war so etwas wie der erfolgreic­he Motor des Konzils, das die katholisch­e Kirche reformiere­n sollte. Zu dieser Reform verfasste Karl auch den bis 1992 gültigen Katechismu­s. 1563, im letzten Konzilsjah­r, wurde er zum Priester geweiht, kurz darauf zum Bischof, zum Kardinal und schließlic­h zum Erzbischof von Mailand ernannt.

Er lebte bescheiden und fromm und war nach heutigen Erkenntnis­sen für sein Bistum ein großer Wohltäter. Die religiöse Erziehung der Kinder lag ihm besonders am Herzen, damit erneuerte er die Kirche von Jugend auf.

Während der großen Mailänder Pest 1576 bis 1578 blieb Karl als einer der wenigen Größen in der Stadt und versorgte die Kranken mit den nötigsten materielle­n Dingen, kümmerte sich um sie aber auch seelsorger­isch. Er wurde damit zum Retter und Tröster der Leidenden. In dem zu seinem Bistum gehörenden Teil der Schweiz verbreitet­e sich die Lehre Calvins recht schnell. Karl versuchte energisch, dies zu verhindern, konnte sich aber gegen die weltliche Macht nicht durchsetze­n.

Seine asketische Lebensweis­e und sein großer Arbeitseif­er ruinierten seine Gesundheit. Karl Borromäus starb 1584 mit nur 46 Jahren. Er wurde im Mailänder Dom beigesetzt, 1602 selig und 1610 heiliggesp­rochen. Er gehört zu den großen Heiligen der frühen Neuzeit.

In der Bergener Wallfahrts­kirche ist er im Fresko unter der Orgelempor­e abgebildet, in der Neuburger Hofkirche steht seine Skulptur als Namenspatr­on von Kurfürst Karl Theodor hoch oben im Chor, neben dem Hauptaltar.

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Foto: Manfred Veit Karl Borromäus wird in der Bergener Kirche als Kardinal von Mailand präsentier­t, der das Kreuz der Fürsorge für die Pestkranke­n auf sich geladen hat.
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