Nicht alle durften den Jagdschein behalten
Zum Jahrestag der Jäger gewährt Landrat Roland Weigert einen Einblick in die Abschusszahlen, aber auch in die Waffenkontrollen. Es gibt nur wenige Probleme, aber unter anderem auch ein Strafverfahren
Neuburg Bilanz ziehen, Dankbarkeit zeigen, aber auch aktuelle Probleme und Herausforderungen ansprechen: Traditionell trifft sich die Jägerschaft Anfang November zu Hubertusfeiern, um ihrem Schutzpatron, dem heiligen Hubertus, zu gedenken und das vergangene Jagdjahr Revue passieren zu lassen. Auch der Neuburger Jagdschutzverein pflegt diese lange Tradition und so fanden nach einem Festgottesdienst in der Hofkirche die Feierlichkeiten im Kolpinghaus statt.
Nachdem Christine Liepelt, die Vorsitzende des Jagdschutzvereins, die Anwesenden zum „Erntedank der Jagd“begrüßt hatte, berichtete Landrat Roland Weigert, selbst Jäger, über Erfolge und Ereignisse aus dem Jahr. So belief sich die Schwarzwildstrecke auf 605 Tiere, im Vorjahr waren es noch 939 Wildschweine, die erlegt wurden. „Das ist deutlich weniger“, sagte der Landrat. Dafür habe man aber mit rund 90 Prozent „einen respektablen Anteil“an Frischlingen und Überläufern. Er betonte, dass revierübergreifende Drückjagden weiterhin ein wichtiges Instrument seien, um die Schwarzwilddichte „auf ein vertretbares Maß“zu reduzieren. Termine sollten dem Veterinäramt mitgeteilt werden, damit man die erlegten Wildschweine „schnell und unbürokratisch“auf Schweinepest untersuchen könne.
Ein weiterer „Dauerbrenner im Landkreis“seien die Graugänse, wie Weigert erklärte. Erneut wurde die Jagdzeit für vier Hegegemeinschaf- ten auf Juli ausgeweitet, im vergangenen Jahr konnten so mehr als 460 Tiere erlegt werden. „Ein Zuwachs von rund 20 Prozent“, erklärte er. Doch wer an Gewässern jage, dürfe aus Umweltschutzgründen keinesfalls Bleischrot verwenden. „Das ist kein Kavaliersdelikt“, sagte er.
Wenig zu beanstanden gab es bei den jährlichen Waffenkontrollen. 1600 Waffenbesitzer gibt es im Landkreis, bei 111 Terminen im vergangenen Jahr wurden 689 Waffen kontrolliert. Bei Dreien wurden geringe Mängel festgestellt, bei einem Besitzer musste ein Strafverfahren eingeleitet werden, da es dort einen Zugriff von Unberechtigten auf die Waffen gab.
Auch das Thema kleine Waffenscheine spielt nach wie vor eine Rol- le. Seit dem Jahr 2015 ist die Nachfrage immer noch hoch. Waren es vorher etwa zehn im Jahr, wurden im vergangenen Jahr 198 Scheine ausgestellt. 2017 ist die Nachfrage mit 54 erteilten Waffenscheinen wieder rückläufig. Des Weiteren gab es einige wenige Fälle von sogenannten Reichsbürgern im Landkreis: Dabei entzog man die Jagdscheine oder kleinen Waffenscheine beziehungsweise sprach Waffenbesitzverbote aus.
Jagdberater Franz Eller hingegen wies auf Probleme hin, die durch immer größere Strukturen in der Landwirtschaft entstehen. Für Bauern sei die Bewirtschaftung großer, zusammenhängender Felder profitabler, vor allem aber das Niederwild habe dadurch zu leiden. Es gebe kaum Brachflächen, Hecken und auch zu wenig Blühstreifen – somit weniger Nahrung oder Lebensraum für die Tiere. Was Eller ebenfalls missfällt, sind die großen landwirtschaftlichen Maschinen, die mit immer höherer Geschwindigkeit die Felder abernten. Das Wild habe keine Chance, könne nicht weglaufen und werde getötet. „Mir tut das in der Seele weh“, sagte Franz Eller. Das Mindeste sei es daher, dem jeweiligen Jäger vor dem Mähen Bescheid zu geben, dass man vielleicht das ein oder andere Tier noch vorher auffinden könne.
Dass es aber auch anders in der Landwirtschaft gehen kann, bewiesen Alfred Reng und Franz Hofgärtner. Die beiden Landwirte pflanzten Hecken und Blühflächen. Damit schafften sie Lebensraum für Insekten und Nahrung und Unterschlupf für Wildtiere. Sie wurden dafür vom Jagdschutzverein mit dem Hegepreis ausgezeichnet.
Zum Ende der Veranstaltung wurden wieder zahlreiche Jungjäger durch einen Schlag mit dem Hirschfänger auf die Schultern in den Kreis der Jäger aufgenommen. Seit Kurzem gehören nun Michael Braun, Armin Eiba, Thomas Fahrmeier, Veronika Gunzner, Alexandra Mandlmeier, Florian Mühlbauer, Michael Reißner, Katharina Ruml, Regina Schmidt, David Schneider, Lena Heiß und Karlheinz Scholz dazu. Drei davon sind Jugendjagdscheininhaber. Die Zeremonie führte der Ehrenvorsitzende Hubert Graf von Treuberg durch.