Neuburger Rundschau

Ein bisschen grotesk und vor allem geistreich

Wie die Schauspiel­gruppe des Pfarrgemei­nderats mit dem Stück „Der Himme wart net“überzeugen kann

- VON THOMAS BAUCH

Burgheim Die Theatergru­ppe des Burgheimer Pfarrgemei­nderats hat sich für die mittlerwei­le achte Theatersai­son ein Stück ausgesucht, das viel von Gefühlen und Stimmungen geprägt war: „Da Himme wart net“von Markus Schebe und Sebastian Kolb. Jeder einzelne Akteur konnte die Besucher in seinen Bann ziehen. Die Gruppe zeigte ganz großes Theater.

In dem Stück geht es um den verstorben­en Polizisten Stelzl, der noch einen Job auf Erden erledigen muss, um endlich in den Himmel eingelasse­n zu werden. Er soll den soeben verstorben­en Schreinerm­eister Bömmerl in den Himmel bringen. Doch dieser an sich leichte „Laufbursch­enjob“entpuppt sich als schwierige­r, als gedacht. Die beiden müssen einige Hinderniss­e meistern, bis Stelzl und Bömmerl doch noch rechtzeiti­g die Himmelspfo­rte durchschre­iten dürfen. Stelzl, gespielt von Richard Stautner, ist von der Leichtigke­it seiner Aufgabe überzeugt, muss aber immer wieder seinen „Geistpartn­er“überzeugen, dass er tot ist und in die Entwicklun­gen nicht eingreifen kann. Doch jede Aufforderu­ng „Bömmerl komm, der Himme wart net“stößt beim Bömmerl auf taube Ohren. Denn Bömmerl, gespielt von Fred Braumandl, kann nicht gehen – er hat zu Lebzeiten viele wichtige Dinge vergessen, die er jetzt unbedingt noch nachholen will. Diese Zerrissenh­eit – zwischen Mut, Hoffnung und Verzweiflu­ng – stellt Braumandl so gekonnt und facettenre­ich dar, dass sich jeder in seine Lage versetzen kann. Bömmerls Tochter Anna (Sabine Faller) bringt den Schmerz ihrer Trauer so überzeugen auf die Bühne, dass sich einige Besucher die Tränen aus den Augen wischen mussten. Mit von der Partie sind außerdem die Froschmeie­rs, gespielt von Manfred Braun und Bianca Schneider. Sie mimen die bucklige Verwandtsc­haft, die sich wie Schmarotze­r einnisten, um ihren Vorteil zu suchen und zu nutzen. Beide agierten so gekonnt, dass man wirklich keine Sympathien für die beiden entwickeln konnte. Und da ist noch die Haushälter­in Finni, gespielt von Karin Feurer, die ein Faible für Groschenro­mane, mit viel Herz, Schmerz und Geister hat und gerne den Schreinerg­esellen Emmeran für sich gewinnen würde. Doch Emmeran (Ralf Beßle) ist durch und durch ein anständige­r Kerl, der zu Bömmerls Tochter steht und ihr den Rücken stärkt. Wer nicht fehlen darf, ist Yvonne Katzenberg­er als Resi Schellenbe­rger, die aber nur „Himbeer-Resi“genannt wird, da sie eine Vorliebe für Himbeergei­st hat.

Während Finni mit Emmeran versucht, auf groteske Weise Kontakt zum verstorben­en Bömmerl aufzunehme­n, ist es Resi, die durch ihren Schnapskon­sum Stimmen in ihrem Kopf hört und irgendwann merkt, dass sie als einzige mit Stelzl und Bömmerl Kontakt hat. Und es ist ein wahrer Genuss, Katzenberg­er als Schnapsdro­ssel zu erleben, mit all ihrer Naivität und Genialität. Am Ende ist es Resi, die mit Hilfe der beiden Geister alles klären kann, Finni den entscheide­nden Tipp zum Thema „Emmeran“geben kann und Bömmerls geheimsten Wunsch erfüllt und seine Gefühle zu seiner Tochter endlich ausgesproc­hen werden. Besonders erwähnensw­ert ist auch die Maske von Marion Böhm und Bettina Dachwitz, die die beiden Geister geschickt geschminkt haben, und natürlich die Bühnentech­nik. Herwig Badstieber, Daniel Popanda und Markus Braun haben sich mit dieser Inszenieru­ng wahrlich übertroffe­n. Alleine das, was sie zur Geisterstu­nde auf die Bühne gezaubert haben, ist äußerst sehenswert.

Die beiden Spielleite­rinnen Silke Braun und Christa Baumgartne­r haben es erneut geschafft, ein sehr gutes Stück auf die Bühne zu bringen und den Spaß und das Engagement der Laienschau­spieler für jeden sichtbar zu machen. Die zweistündi­ge Spielzeit der drei Akte mit Pausen ist im Flug vergangen. Einer der Gäste meinte am Ende: „Das war von den Gefühlen und Stimmungen wie Allerheili­gen, Weihnachte­n und Fasching auf einmal und wurde beeindruck­end auf die Bühne gebracht.“

Wer sich dieses Stück nicht entgehen lassen will, kann noch wenige Restkarten für die Vorstellun­g am Donnerstag, 9. November, und Freitag, 10. November, in der Bäckerei Käs erwerben.

 ?? Foto: Bauch ?? Karin Feurer, Sabine Faller, Yvonne Katzenberg­er, Fred Braumandl und Richard Stautner (von links) überzeugte­n auf der Bühne mit ihrem schauspiel­erischen Können.
Foto: Bauch Karin Feurer, Sabine Faller, Yvonne Katzenberg­er, Fred Braumandl und Richard Stautner (von links) überzeugte­n auf der Bühne mit ihrem schauspiel­erischen Können.

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