Neuburger Rundschau

Kracher Party mit ruhigeren Momenten

Angenehme Atmosphäre bei anspruchsv­oller Musik: Das zieht an

- VON DR. TOBIAS BÖCKER

Ingolstadt Die Jazzparty II im Hotel NH in Ingolstadt wartete mit ähnlichen Krachern der Funk & Fusion Szene auf wie die erste Auflage, bot jedoch auch ruhigere Momente. Beide Parties waren ausverkauf­t, dennoch gehörte die fast schon qualvolle Enge der letzten Jahre der Vergangenh­eit an, wohl auch, weil man die Zahl der Tickets auf ein vernünftig­es Maß reduziert hatte.

Im Restaurant war Billy Cobhams Crosswinds Project zu erleben. Der stilbilden­de Drummer, der in den frühen Siebzigern an der Seite von John McLaughlin im Mahavishnu Orchestra bereits Furore machte mit seinem technisch brillanten Schlagzeug­spiel, das Jazz- und Rockelemen­te gleicherma­ßen enthielt und auf eine höhere Ebene hob, gab sich in bester Spiellaune. Absolut spektakulä­r, wie er mit je zwei Sticks pro Hand, einem MalletSpie­ler gleich, dem Schlagzeug ganze Melodien entlockte. Der Jazzrock, dem Cobham, der ja auch den klassische­n Straight-Ahead-Jazz meisterhaf­t beherrscht, sich verschrieb­en hat, ist keinesfall­s retro, sondern spiegelt hochaktuel­l den Geist der Zeit. Dabei geht’s nicht al- um schneller, höher, weiter wie in jungen Jahren, sondern auch um ganz sachte, leise Momente, kleine Finessen und feine Nuancen. Begleitet von einer erlesenen Band, u.a. mit dem wahren Altmeister Ernie Watts am Saxophon, bot Cobham exzellente Fusion.

Im Trivasaal gab derweil die südkoreani­sche Pianistin Younee eine Kostprobe ihres Könnens. Der Rising Star am Klavierhim­mel zelebriert­e mit aufsehener­regendem Spiel solo eine ganz eigene Art des Crossovers, in der Blues und Bach, Ragtime und Rachmanino­v, Jazz und Jarrett gleicherma­ßen Platz ge- funden haben. Wolfgang Haffner sorgte an diesem Abend für den traditione­ll orientiert­en Jazz, der auch die Anhänger der reinen Lehre auf ihre Kosten kommen ließ, dies freilich „kind of Spain“in einer Variante, die sich auf den Spuren von Miles Davis „Scetches of Spain“der Auseinande­rsetzung mit der Musik Spaniens annahm. Aktueller geht’s kaum, wenn das wohl auch Zufall sein mag. In der Besetzung mit Roberto di Gioia am Flügel, Christophe­r Dell am Vibraphon, Christian Diner am Bass und Haffner selbst am Schlagzeug dem Modern Jazz Quartet nachempfun­den und offenlein kundig auch von dessen Klagästhet­ik geprägt, gewährte das akustische Quartettt mit dem Concerto de Aranjuez, Bolero, Pasodoble und weiteren landestypi­schen Impulsen tiefen Einblick in die musikalisc­he Seele Spaniens.

Manu Dibango aus Kamerun schließlic­h, seit vielen Jahren Aushängesc­hild afrikanisc­her musikalisc­her Energie, gab der Party noch einmal den rechten Schwung und Kick im Restaurant. Sein afro-getränkter Mix aus Funk, Groove und Soul gab den begeistert­en Zuhörern allen Grund, das Tanzbein zu schwingen.

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Billiy Cobham.
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Fotos: Christian Pacher Manu Dibango.
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Ernie Watts.

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