Kracher Party mit ruhigeren Momenten
Angenehme Atmosphäre bei anspruchsvoller Musik: Das zieht an
Ingolstadt Die Jazzparty II im Hotel NH in Ingolstadt wartete mit ähnlichen Krachern der Funk & Fusion Szene auf wie die erste Auflage, bot jedoch auch ruhigere Momente. Beide Parties waren ausverkauft, dennoch gehörte die fast schon qualvolle Enge der letzten Jahre der Vergangenheit an, wohl auch, weil man die Zahl der Tickets auf ein vernünftiges Maß reduziert hatte.
Im Restaurant war Billy Cobhams Crosswinds Project zu erleben. Der stilbildende Drummer, der in den frühen Siebzigern an der Seite von John McLaughlin im Mahavishnu Orchestra bereits Furore machte mit seinem technisch brillanten Schlagzeugspiel, das Jazz- und Rockelemente gleichermaßen enthielt und auf eine höhere Ebene hob, gab sich in bester Spiellaune. Absolut spektakulär, wie er mit je zwei Sticks pro Hand, einem MalletSpieler gleich, dem Schlagzeug ganze Melodien entlockte. Der Jazzrock, dem Cobham, der ja auch den klassischen Straight-Ahead-Jazz meisterhaft beherrscht, sich verschrieben hat, ist keinesfalls retro, sondern spiegelt hochaktuell den Geist der Zeit. Dabei geht’s nicht al- um schneller, höher, weiter wie in jungen Jahren, sondern auch um ganz sachte, leise Momente, kleine Finessen und feine Nuancen. Begleitet von einer erlesenen Band, u.a. mit dem wahren Altmeister Ernie Watts am Saxophon, bot Cobham exzellente Fusion.
Im Trivasaal gab derweil die südkoreanische Pianistin Younee eine Kostprobe ihres Könnens. Der Rising Star am Klavierhimmel zelebrierte mit aufsehenerregendem Spiel solo eine ganz eigene Art des Crossovers, in der Blues und Bach, Ragtime und Rachmaninov, Jazz und Jarrett gleichermaßen Platz ge- funden haben. Wolfgang Haffner sorgte an diesem Abend für den traditionell orientierten Jazz, der auch die Anhänger der reinen Lehre auf ihre Kosten kommen ließ, dies freilich „kind of Spain“in einer Variante, die sich auf den Spuren von Miles Davis „Scetches of Spain“der Auseinandersetzung mit der Musik Spaniens annahm. Aktueller geht’s kaum, wenn das wohl auch Zufall sein mag. In der Besetzung mit Roberto di Gioia am Flügel, Christopher Dell am Vibraphon, Christian Diner am Bass und Haffner selbst am Schlagzeug dem Modern Jazz Quartet nachempfunden und offenlein kundig auch von dessen Klagästhetik geprägt, gewährte das akustische Quartettt mit dem Concerto de Aranjuez, Bolero, Pasodoble und weiteren landestypischen Impulsen tiefen Einblick in die musikalische Seele Spaniens.
Manu Dibango aus Kamerun schließlich, seit vielen Jahren Aushängeschild afrikanischer musikalischer Energie, gab der Party noch einmal den rechten Schwung und Kick im Restaurant. Sein afro-getränkter Mix aus Funk, Groove und Soul gab den begeisterten Zuhörern allen Grund, das Tanzbein zu schwingen.