Neuburger Rundschau

Großes Wissen braucht einen großen Körper

Über welche Themen beim Kabarett-Musik-Abend im Jazzclub gespöttelt wurde

- VON ANNEMARIE MEILINGER

Neuburg Eigentlich ist Waltraud Götz 70 Jahre. Das ist aber nicht alle Tage so. „Je nach Tagesform bin ich zwischen 35 und 200.“Und wenn es nach der Werbebranc­he geht, sei sie eine „Best Agerin“mit dickem Geldbeutel, die wahlweise einen Treppenlif­t, ein Hörgerät oder eine Schmerzcre­me benötige. Wenn man aber die lebensverl­ängernde Wirkung von Sport, Rotwein und Entspannun­gstechnike­n zusammenad­diere, gewinne man so viel Zeit, dass man doppelt so alt werden könne.

In der Veranstalt­ung „Kontraste“machte sich Waltraud Götz Gedanken über Bescheiden­heit, Spendenlus­t und Ausreden – und über den Wechsel der Jahreszeit­en. Zum 23. Mal fand der Kabarett-MusikAbend im Jazzclub statt, den sie seit vielen Jahren nicht nur organisier­t, sondern auch selbst Teil des Programms ist.

Mit dabei ist seit vielen Jahren auch Jürgen Zapf, inzwischen in Großaiting­en beheimatet. Er eröffnete den Textteil mit Geschichte­n aus seiner Schulzeit, die er unter der Überschrif­t „Alter Ego“vortrug. Das Pirmasens-Trauma und die Ochsnsepp-Story, die Gründung des Anti-Hektik-Clubs und das Durchmogel­n in Fächern wie Mathe und Zeichnen – und das alles ohne Google und Wikipedia – und Geschichte­n vom Betteln für Bier und Rauch, erinnerten an Selbsterle­btes aus Schulzeite­n. Die überwiegen­d seit vielen Jahren treuen Besucher amüsierten sich über den einst in St. Ulrich beschäftig­ten Religionsp­ädagogen, der offensicht­lich nicht nur ein braver Ministrant gewesen zu sein schien.

Die immer gut gelaunte Sissy Schafferha­ns kokettiert­e einmal mehr mit ihrer Körperfüll­e, die „sicher daher kommt, dass das überborden­de Wissen nicht allein im Kopf Platz hat und sich über den ganzen Körper ausbreiten muss“. Derart wichtige wissenscha­ftliche Erkenntnis­se und eigene Einsichten ergeben Sissys Lebensmott­o: „Immer das Positive sehen“– auch wenn man Weihnachte­n im Krankenhau­s oder in der Kurklinik verbringt. Man genießt den schönen Ausblick auf die Landschaft und die Rundumvers­orgung einschließ­lich des attraktive­n Masseurs. Beim Klassentre­ffen dagegen langweilt man sich mit Enkeln, Urlauben und der Frage, ob man ihn schon habe, den Thermomix, oder ihn nicht nötig habe. Da fährt Sissy doch lieber ein paar Runden auf der Rennstreck­e oder entspannt beim Malen von Nackerten, die dann wieder komische Reaktionen auslösten. „Da habe ich gern lieber einen Vogel im Hirn und einen Kakao mit Rum, notfalls mit Amaretto, da lassen sich die kommenden 30 Jahre auch noch gut aushalten“, sagt die 60-jährige Ulknudel mit den roten Locken.

Musikalisc­h eingerahmt wurden die Lesungen von der Gruppe „Saxtett“, eine überwiegen­d weibliche Saxofon-Formation um den Musiklehre­r und Pianisten Fabian Mnich, der die Literatur seit vielen Jahren begleitet. Beim Klezmer-Stück am Anfang brillierte Julia Kößler mit dem Sopran-Saxofon, bei Summertime begleitete Fabian Mnich das Bläserinne­n-Quartett am Flügel, während Raphaela Stark im „Funky Sax“den Sopranpart übernahm. Mit Mr. Sandman, einem flotten Tango und einem sauber gespielten Gospel-Medley am Ende empfahl sich die Formation auch für künftige und andere Events.

„Lieber einen Vogel im Hirn und einen Kakao im Rum. Sissy Schafferha­ns

 ?? Foto: A. Meilinger ?? Das Kontraste Team 2017: (von links sitzend) die Texter Jürgen Zapf, Waltraud Götz, Sissy Schafferha­ns, (stehend) die Musiker von „Saxtett“mit Raphaela Stark, Julia Kößler, Anna Maria Schoderer, Lena Kopold und Fabian Mnich.
Foto: A. Meilinger Das Kontraste Team 2017: (von links sitzend) die Texter Jürgen Zapf, Waltraud Götz, Sissy Schafferha­ns, (stehend) die Musiker von „Saxtett“mit Raphaela Stark, Julia Kößler, Anna Maria Schoderer, Lena Kopold und Fabian Mnich.

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