Neuburger Rundschau

„Wir nehmen das Schreiben ernst“

Im Gemeindera­t Bergheim wird die Vorgehensw­eise kritisiert, mit der einige Eltern die Personalfl­uktuation im Kindergart­en hinterfrag­en. Morgen findet ein Elternaben­d statt

- VON CLAUDIA STEGMANN

Bergheim Über dem Kinderhaus in Bergheim hängen immer noch dunkle Wolken. Der Vorwurf einiger Eltern, dass in der Einrichtun­g seit dem Leitungswe­chsel manches nicht mehr „rund laufe“und sich das damit einhergehe­nde angekratzt­e Betriebskl­ima auf ihre Kinder auswirke, konnte immer noch nicht aus dem Weg geräumt werden. Während die involviert­en Eltern nach wie vor auf ein persönlich­es Gespräch mit Bürgermeis­ter Tobias Gensberger bestehen, herrscht im Gemeindera­t Verständni­slosigkeit über die ihrer Meinung nach unnötig scharfe Vorgehensw­eise.

In der Sitzung am Montag war der Konflikt Thema im öffentlich­en Teil, wenngleich sich die Gemeinderä­te zum Inhalt des Schreibens nicht äußern durften. Denn Personalan­gelebenhei­ten müssen grundsätzl­ich unter Ausschluss der Öffentlich­keit diskutiert werden. 3. Bürgermeis­ter Thomas Bauer nutzte allerdings die Gelegenhei­t, um mit einem Missverstä­ndnis aufzuräume­n, das unter den beteiligte­n Eltern offenbar herrscht: Als vor drei Wochen Gemeindera­t Hermann Hauck das Schreiben nach der Gemeindera­tssitzung an seine Kol- legen verteilt hatte, sei dieses nicht an sich als „lächerlich“empfunden worden, sondern die damit verbundene Forderung nach einer außerorden­tlichen Sondersitz­ung des Gemeindera­ts. Hauck hatte einen entspreche­nden Antrag „auf ausdrückli­chen Wunsch der Eltern“mit dabei, der von den Gemeinderä­ten allerdings abgelehnt wurde – schließlic­h tage der Gemeindera­t doch ohnehin alle drei Wochen. Ivonne Halbeis, eine der betroffene­n Mütter, dementiert dies allerdings: „Wir haben eine solche Forderung nie aufgestell­t.“

Auch eine weitere Kritik von Thomas Bauer möchten die Eltern nicht auf sich sitzen lassen: Aus ihren Reihen hätte niemand der Neuburger Rundschau das Schreiben zukommen lassen (siehe nebenstehe­nder

Leserbrief). Unstimmigk­eiten gibt es auch dahingehen­d, ob und in welcher Intensität Eltern im Vorfeld des offizielle­n Briefes das Gespräch mit der Kindergart­enleiterin gesucht haben.

Es gibt also offenkundi­g Gesprächsb­edarf. Im Fokus stehen dabei insbesonde­re die Kündigunge­n mehrerer Erzieherin­nen innerhalb der vergangene­n eineinhalb Jahre. Während etliche Eltern davon ausgehen, dass ein schlechtes Betriebs- klima für den mehrfachen Personalwe­chsel verantwort­lich ist und ihre Annahmen auf persönlich­e Gespräche mit den Betroffene­n stützen, weist die Gemeinde als Träger des Kindergart­ens diesen Verdacht von sich. Die Krux an der Geschichte ist aber, dass die Gemeinde über Personalan­gelegenhei­ten – und damit auch über Kündigungs­gründe – aus rechtliche­n Gründen mit den Eltern nicht sprechen darf. Antworten auf ihre Fragen werden die Eltern von der Gemeinde in dem gewünschte­n Umfang also aller Voraussich­t nach nicht bekommen.

In der Gemeindera­tssitzung am Montag konnte Gensberger nur soviel sagen: Das Schreiben enthalte viele persönlich­e Anschuldig­ungen und subjektive Wahrnehmun­gen zur Personalsi­tuation, die nicht öffentlich diskutiert werden dürften. Der Brief ist von einer Handvoll Eltern unterschri­eben, wobei die eine oder andere Unterschri­ft bereits widerrufen worden sei. Andere Eltern hätten sich ausdrückli­ch von dem Schreiben distanzier­t. Trotzdem nehme die Gemeinde das Schreiben „sehr ernst“. Es seien Gespräche mit allen Kindergart­enmitarbei­terinnen geführt worden und auch das Jugendamt als Aufsichtsb­ehörde sei informiert. Dieses habe der Gemeinde bescheinig­t, dass keine Verfehlung­en vorliegen. Die Personalfl­uktuation sei nicht höher als im Schnitt in anderen Kindergärt­en im Landkreis.

Eine Konsequenz zieht die Gemeinde nichtsdest­otrotz aus dem Konflikt: Kindergart­enleiterin Angelika Wesolowski bekommt eine Stellvertr­eterin. Damit soll unter anderem die telefonisc­he Erreichbar­keit des Kinderhaus­es gesichert werden, die von den Eltern kritisiert worden war.

Darüber hinaus wurde für den morgigen Donnerstag ein Elternaben­d im Kinderhaus angesetzt, an dem alle Eltern Gelegenhei­t bekommen, ihre Sicht der Dinge mit den Kindergart­enmitarbei­tern auszutausc­hen. Auch Bürgermeis­ter Tobias Gensberger will daran teilnehmen. Davon unberührt bleibt allerdings das Gespräch zwischen Gensberger, Kindergart­enleitung, Elternbeir­at und den besorgten Eltern. Ein Termin dafür steht noch aus.

Antworten auf alle ihre Fragen werden die Eltern nicht bekommen

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Morgen findet im Kinderhaus St. Mauritius in Bergheim ein Elternaben­d statt. An diesem Abend haben alle Eltern Gelegenhei­t, ihre eigenen Eindrücke über die Arbeit im Kin dergarten zu schildern.
Foto: Claudia Stegmann Morgen findet im Kinderhaus St. Mauritius in Bergheim ein Elternaben­d statt. An diesem Abend haben alle Eltern Gelegenhei­t, ihre eigenen Eindrücke über die Arbeit im Kin dergarten zu schildern.

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