„Wir nehmen das Schreiben ernst“
Im Gemeinderat Bergheim wird die Vorgehensweise kritisiert, mit der einige Eltern die Personalfluktuation im Kindergarten hinterfragen. Morgen findet ein Elternabend statt
Bergheim Über dem Kinderhaus in Bergheim hängen immer noch dunkle Wolken. Der Vorwurf einiger Eltern, dass in der Einrichtung seit dem Leitungswechsel manches nicht mehr „rund laufe“und sich das damit einhergehende angekratzte Betriebsklima auf ihre Kinder auswirke, konnte immer noch nicht aus dem Weg geräumt werden. Während die involvierten Eltern nach wie vor auf ein persönliches Gespräch mit Bürgermeister Tobias Gensberger bestehen, herrscht im Gemeinderat Verständnislosigkeit über die ihrer Meinung nach unnötig scharfe Vorgehensweise.
In der Sitzung am Montag war der Konflikt Thema im öffentlichen Teil, wenngleich sich die Gemeinderäte zum Inhalt des Schreibens nicht äußern durften. Denn Personalangelebenheiten müssen grundsätzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert werden. 3. Bürgermeister Thomas Bauer nutzte allerdings die Gelegenheit, um mit einem Missverständnis aufzuräumen, das unter den beteiligten Eltern offenbar herrscht: Als vor drei Wochen Gemeinderat Hermann Hauck das Schreiben nach der Gemeinderatssitzung an seine Kol- legen verteilt hatte, sei dieses nicht an sich als „lächerlich“empfunden worden, sondern die damit verbundene Forderung nach einer außerordentlichen Sondersitzung des Gemeinderats. Hauck hatte einen entsprechenden Antrag „auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern“mit dabei, der von den Gemeinderäten allerdings abgelehnt wurde – schließlich tage der Gemeinderat doch ohnehin alle drei Wochen. Ivonne Halbeis, eine der betroffenen Mütter, dementiert dies allerdings: „Wir haben eine solche Forderung nie aufgestellt.“
Auch eine weitere Kritik von Thomas Bauer möchten die Eltern nicht auf sich sitzen lassen: Aus ihren Reihen hätte niemand der Neuburger Rundschau das Schreiben zukommen lassen (siehe nebenstehender
Leserbrief). Unstimmigkeiten gibt es auch dahingehend, ob und in welcher Intensität Eltern im Vorfeld des offiziellen Briefes das Gespräch mit der Kindergartenleiterin gesucht haben.
Es gibt also offenkundig Gesprächsbedarf. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Kündigungen mehrerer Erzieherinnen innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahre. Während etliche Eltern davon ausgehen, dass ein schlechtes Betriebs- klima für den mehrfachen Personalwechsel verantwortlich ist und ihre Annahmen auf persönliche Gespräche mit den Betroffenen stützen, weist die Gemeinde als Träger des Kindergartens diesen Verdacht von sich. Die Krux an der Geschichte ist aber, dass die Gemeinde über Personalangelegenheiten – und damit auch über Kündigungsgründe – aus rechtlichen Gründen mit den Eltern nicht sprechen darf. Antworten auf ihre Fragen werden die Eltern von der Gemeinde in dem gewünschten Umfang also aller Voraussicht nach nicht bekommen.
In der Gemeinderatssitzung am Montag konnte Gensberger nur soviel sagen: Das Schreiben enthalte viele persönliche Anschuldigungen und subjektive Wahrnehmungen zur Personalsituation, die nicht öffentlich diskutiert werden dürften. Der Brief ist von einer Handvoll Eltern unterschrieben, wobei die eine oder andere Unterschrift bereits widerrufen worden sei. Andere Eltern hätten sich ausdrücklich von dem Schreiben distanziert. Trotzdem nehme die Gemeinde das Schreiben „sehr ernst“. Es seien Gespräche mit allen Kindergartenmitarbeiterinnen geführt worden und auch das Jugendamt als Aufsichtsbehörde sei informiert. Dieses habe der Gemeinde bescheinigt, dass keine Verfehlungen vorliegen. Die Personalfluktuation sei nicht höher als im Schnitt in anderen Kindergärten im Landkreis.
Eine Konsequenz zieht die Gemeinde nichtsdestotrotz aus dem Konflikt: Kindergartenleiterin Angelika Wesolowski bekommt eine Stellvertreterin. Damit soll unter anderem die telefonische Erreichbarkeit des Kinderhauses gesichert werden, die von den Eltern kritisiert worden war.
Darüber hinaus wurde für den morgigen Donnerstag ein Elternabend im Kinderhaus angesetzt, an dem alle Eltern Gelegenheit bekommen, ihre Sicht der Dinge mit den Kindergartenmitarbeitern auszutauschen. Auch Bürgermeister Tobias Gensberger will daran teilnehmen. Davon unberührt bleibt allerdings das Gespräch zwischen Gensberger, Kindergartenleitung, Elternbeirat und den besorgten Eltern. Ein Termin dafür steht noch aus.
Antworten auf alle ihre Fragen werden die Eltern nicht bekommen