Einer von 80 Millionen
Max Giesinger präsentiert sich mal rockig, mal einfühlsam und leise. Damit bringt er seine Fans in Ingolstadt zum Kreischen. Trotz des Erfolgs hat der Schwarzwälder seine Wurzeln nicht vergessen
Ingolstadt Wenn Max Giesinger dem Alltag für einen Moment entfliehen möchte, träumt er sich am liebsten nach Island. Dort könne er sich am besten ausruhen, erzählt er seinen Fans bei seinem jüngsten Auftritt bei den Jazztagen in Ingolstadt. „Und wohin denkt ihr euch?“, fragt er die Menschenmenge im Festsaal des Stadttheaters und gibt die Antwort darauf gleich selbst: „Ihr entspannt am liebsten an einem Montagabend bei meinem Konzert“. Während die einen mit weit aufgerissenen Augen zuhören und die anderen bei jedem Wort des Sängers kreischen, klingen die ersten Töne seiner bekannten Single „Wenn sie tanzt“an. Die überwiegend weiblichen Fans singen den gesamten Text mit – auch bei den Liedern, die nicht im Radio rauf und runter laufen. Für sie wird es ein unvergesslicher Abend werden, bei dem einige von ihnen ihrem Star sogar ganz nahe kommen.
Derzeit tourt Max Giesinger, der im Jahr 2011 durch die CastingShow „Voice of Germany“bekannt wurde, mit seiner Band durch Deutschland. Neben Giesinger spielen in der Musikgruppe Gitarrist Steffen Graef, Schlagzeuger Lars Brand, Bassist Paul Sieferle und Klaus Sahm am Keyboard. Schon seit sechs Jahren geben die Jungs gemeinsam Konzerte, in Ingolstadt waren sie das erste Mal. Der Auftritt war einer der letzten der noch laufenden „Roulette-Tour“. Anschließend wollen die Musiker ein halbes Jahr pausieren.
In einer kurzen Akkustikrunde stellte der 29-jährige Frontmann jeden Musiker vor. Giesinger erzählte in diesem Zusammenhang von einer Männer-WG in Mannheim, von ihrer Stammkneipe und davon, wie sich ihr Leben mit dem Erfolg verändert hat. Seitdem sie große Konzerthallen füllen, reisen sie mit einem Nightliner, einem speziellen Tourbus. „Für mich ist ein Traum wahrgeworden, ich wollte schon immer viel unterwegs sein“, sagt der Sänger, der mit seinem 16-köpfigen Team während der Tour auf 40 Quadratmetern lebt. „Nach all der Zeit können wir uns noch immer riechen“, sagt Giesinger. Vom Vagabundendasein handelt auch das Lied „Der Junge der rennt“. Für das gleichnamige Album wurde der Künstler mit Gold ausgezeichnet.
In Ingolstadt überraschte der Sänger seine Fans, als er über die Absperrung sprang, singend durch die Menge lief, Autogramme verteilte und mit einigen Mädels Selfies machte. Zum Abschluss des Konzerts sang Giesinger das Lied „80 Millionen“, einen seiner größten Hits. Dafür suchte sich der 29-Jährige vier Fans aus und holte sie als Backgroundchor auf die Bühne. „Wir vergessen unsere Wurzeln nicht“, sagte er mit Hinblick auf seine treuen Fans und die Anfänge seiner Karriere, die vor 14 Jahren vor zehn Leuten bei einem Jugendtreff begann.
Auch die 24-jährige Sängerin „Vivie Ann“aus Hamburg, die am Montagabend im Vorprogramm auftrat, ist noch am Anfang ihrer Karriere. Mit ihrer starken rockigen Stimme und selbst geschriebenen Liedern auf Englisch stand sie Max Giesinger in nichts nach. Der Künstler sagte über das junge Talent: „In ein paar Jahren wird auch sie Konzerthallen füllen.“
Zwar konnte Max Giesinger den Festsaal im Ingolstädter Stadttheater nicht ganz füllen, seine Fans hatten aber sichtlich Spaß. Vor allem, weil der Sänger auf sein Publikum einging, es animierte mitzumachen und den Auftritt mit Geschichten aus seinem Leben garnierte.