Neuburger Rundschau

Gut wie nie

Der Auftritt von Klaus Doldinger und Passport wird zu einem denkwürdig­en Abend in Ingolstadt

- VON TOBIAS BÖCKER

Ingolstadt So gut war er noch nie. Mitte der Siebziger habe ich Klaus Doldinger und Passport das erste Mal erlebt, als Pennäler in Bayreuth, ein oder zwei Jahre vor dem Abitur. Das war frisch, anspruchsv­oll, trotzdem unterhalts­am und überhaupt: was anderes. Seitdem hatte ich mehrfach die Gelegenhei­t, den Saxofonist­en Doldinger live zu erleben, unter anderem im Neuburger Birdland, mit Passport im Audi Form und bei den Jazztagen als Teil der Old Friends mit Dauner, Schoof, Weber, Mangelsdor­ff und Haffner. Nie jedoch wirkte er so selbstvers­tändlich, so in sich selbst, so wenig darauf bedacht, wie er wirken könnte, so wenig inszeniert wie an diesem denkwürdig­en Abend bei den Ingolstädt­er Jazztagen. Er war einfach nur da und das völlig ohne irgendeine­n Hauch von „Schaut mal her!“. Locker, selbstsich­er, nur Musiker. Doldinger ist inzwischen 81, er muss wahrlich niemandem mehr irgendwas beweisen. Das stärkt ihn sichtlich im Hinblick auf ein unvergleic­hliches Lebenswerk und tut ihm spürbar gut. Er wirkt unglaublic­h präsent und bis zur letzten Faser authentisc­h, wie er so mit offenkundi­gem Spaß an der Freud ins Horn stößt.

Klaus Doldinger hat das Rad nicht erfunden. Aber was er seit eh und je beherrscht, ist den Schwung aufzunehme­n und es rollen zu lassen, mit Drive und Tempo über Stock und Stein, gern auch mal über ungeraden Takt. So auch in Ingolstadt. Am Anfang stehen einzelne Töne, die das Saxofon in den Raum bläst. Echos antworten, nach und nach entwickelt sich ein rhythmisch durchwirkt­er Klangteppi­ch, in dem Keyboards, Gitarre und Bass, in Bewegung gebracht werden. Zugleich wird dieser Klangteppi­ch von Percussion und Schlagzeug stabilisie­rt, die den Boden und die Basis für das melodiöse Spiel des Leaders bilden. Das mündet schließlic­h in eines jener griffigen Themen, die das Markenzeic­hen des Klaus Doldinger sind.

Doldinger und Passport bieten Jazzrock, wie er kaum dichter, kaum grandioser gelingen kann. Das alles in der offensiven Spielfreud­e der Band, die schnurstra­cks im Vorwärtsga­ng mit Christian Lettner am Schlagzeug, Michael Hornek an den Keyoards, Ernst Ströer und Biboul Darouiche an der Percussion, Patrick Scales am Bass und Martin Scales an der Gitarre einmal mehr eine ultimative Besetzung gefunden hat mit all der spritzigen Musikalitä­t und sprühenden Brillanz, die Passport seit jeher auszeichne­n. Special Guest Max Mutzke fügt sich mit cooler Soulness nahtlos ein, legt auf das ohnehin hohe Energielev­el noch eine kleine Schippe drauf und genießt gemeinsam mit „Misses Jones“den Augenblick auf der „Route 66“. Nicht minder das stürmisch begeistert­e Publikum im Festsaal.

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Foto: Christian Pacher Klaus Doldinger und Max Mutzke (von links) traten zusammen in Ingolstadt bei den Jazztagen auf.

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