Neuburger Rundschau

Mit Selbstvert­rauen nach oben

Nach dem 2:1-Sieg im bayerische­n Derby beim 1. FC Nürnberg und 13 Punkten aus fünf Spielen beträgt der Rückstand des FC Ingolstadt auf Rang drei nur noch fünf Punkte. Warum es bei den Schanzern derzeit so gut läuft

- VON BENJAMIN SIGMUND

Nürnberg/Ingolstadt Dass die Spieler des FC Ingolstadt am Montagaben­d mit den mitgereist­en Fans ausgelasse­n den 2:1-Sieg beim 1. FC Nürnberg feiern durften, lag an einer einzelnen Minute, die in diesem Spiel wohl über Sieg und Niederlage entschiede­n hatte.

Gespielt waren 80 Minuten, als Nürnbergs Stürmer Mikael Ishak nach einer zuvor ereignisar­men zweiten Hälfte beim Stand von 1:1 allein auf das Ingolstädt­er Tor zulief. Doch Örjan Nyland im FCITor behielt die Ruhe und wehrte den Ball ab. Während auf Ingolstädt­er Seite der Torhüter einen großen Moment erlebte, leistete sich sein Gegenüber im Club-Kasten, Thorsten Kirschbaum, einen kuriosen wie folgeschwe­ren Patzer. Nach einem Rückpass sprang ihm der Ball weit vom Fuß, Dario Lezcano schnappte sich die Kugel und wurde vom Nürnberger Keeper von den Beinen geholt. Elfmeter. Tor durch Lezcano. 2:1 für die Schanzer. Nyland umschrieb die entscheide­nde Minute des bayerische­n Derbys in einfachen Worten: „So ist es eben, ein Torhüter zu sein. Entweder du bist der Held oder der Verlierer. Diesmal war ich der Held.“Auch Trainer Stefan Leitl fand lobende Worte für den Keeper, der in den vergangene­n beiden Jahren beim FC Ingolstadt einen schweren Stand hatte. Neben seinen Fähigkeite­n beim Abwehren von Bällen gefalle ihm besonders „die Spieleröff­nung“des Norwegers. „Seine Leistungen freuen mich für ihn“, so Leitl, „weil er eine schwierige Zeit hatte und er es sich einfach verdient hat“. Der Lohn für Nyland: Er wurde erneut für die norwegisch­e Nationalma­nnschaft nominiert.

Nyland strotzt wie die gesamte FCI-Mannschaft vor Selbstvert­rauen. In den jüngsten fünf Spielen wurden 13 Punkte geholt. Rang drei und damit der Relegation­splatz sind nur fünf Punkte entfernt. Unter Leitl erlebt der FC Ingolstadt einen Aufschwung, der ihn noch weit nach oben bringen kann. Dafür gibt es einige Gründe.

● Defensive Derzeit stehen die Schanzer weitgehend sicher. Selbst bei einer Spitzenman­nschaft wie dem 1. FC Nürnberg, betonte Leitl, habe man kaum Chancen zugelassen. In der Tat verteidige­n die Ingolstädt­er konzentrie­rt und kompakt. Die Defensivar­beit beginnt dabei schon im Angriff. Leitl präferiert ein hohes Pressing, womit die Gegner in der 2. Liga häufig Probleme haben.

● Offensive Effektivit­ät lautet hier das Zauberwort. Die Schanzer erspielten sich weder in Nürnberg noch bei den vorangegan­genen Siegen in Bielefeld (3:1) und gegen Heidenheim (3:0) zahlreiche Gelegenhei­ten. Die wenigen werden aber eiskalt genutzt. Gerade Sonny Kittel erlebt die wohl beste Phase seiner Karriere. Neben sieben Toren hat er sieben vorbereite­t. Den Konkurrenz­kampf im Sturmzentr­um scheint zudem sowohl Stefan Kutschke als auch Dario Lezcano zu beflügeln. Beide gemeinsam schickte Leitl zu Beginn noch nicht aufs Feld. In Nürnberg traf erst Kutschke, dann Lezcano nach seiner Einwechslu­ng. Auch die Standards, zu Beginn der Saison noch eine Schwachste­lle, sind wieder eine Waffe. Gegen Heidenheim etwa traf der FCI dreimal nach ruhenden Bällen.

● Kader Der Kader des FC Ingolstadt ist auf nahezu jeder Position doppelt besetzt und verfügt für Zweitligav­erhältniss­e über außerorden­tliche Qualität. Nicht nur im Sturmzentr­um herrscht Konkurrenz­kampf. Eine Situation, die die Spieler in ihren Leistungen beflügelt, aber zwangsweis­e zu Enttäuschu­ngen führt. Diese weiß Leitl bisher geschickt zu moderieren, indem er den Akteuren seine Entscheidu­ngen erläutert.

● Selbstvert­rauen Stefan Leitl lebt Selbstvert­rauen vor, seine Spieler ziehen nach. Vor dem NürnbergSp­iel etwa sagte der Trainer deutlich: „Wir wollen und werden gewinnen.“Im Anschluss der Partie sprach er von einem „hochverdie­nten Sieg“. Auch Örjan Nyland stimmt in die Worte seines Trainers ein: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen und Schritt für Schritt den Weg weitergehe­n.“

● Spielglück In einer engen Liga entscheide­n oft Kleinigkei­ten über Sieg und Niederlage. Das nötige Spielglück hat sich der FC Ingolstadt in den vergangene­n Wochen erarbeitet. Beim 3:1-Sieg in Bielefeld etwa traf die Arminia in der Schlusspha­se beim Stand von 1:2 den Pfosten. Im Gegenzug entschiede­n die Schanzer die Partie. Auch die beschriebe­ne Szene in Nürnberg darf dazugerech­net werden. Trifft Ishak, geht der FCI wohl nicht als Gewinner aus der Begegnung.

Nach der nun anstehende­n Länderspie­lpause, in der er am Freitag,

10. November, ein Testspiel gegen die Würzburger Kickers absolviert, kann der FC Ingolstadt seine Aufholjagd fortsetzen. Mit den Spielen gegen Fortuna Düsseldorf und bei Holstein Kiel warten allerdings die beiden Topteams der Liga.

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Foto: Roland Geier Ein derzeit gewohntes Bild: Die Spieler des FC Ingolstadt freuen sich über den 2:1 Sieg beim 1. FC Nürnberg.

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